Julia Gold Band 51
Diwane und Couchen, und auf mehreren aneinandergereihten Tischen war ein Büfett mit allen nur erdenklichen kulinarischen Köstlichkeiten aufgebaut.
Für Alexis sah es so aus, als würde hier gleich eine ausschweifende Orgie gefeiert.
Ali schien ihre Gedanken zu erraten. „Schockierend, nicht wahr?“
„Allerdings“, erwiderte sie ungnädig. „Solange es Menschen gibt, die hungern, hat niemand das Recht, derart verschwenderisch zu leben.“ Sie nahm eine Wand mit bunt glasierten Kacheln näher in Augenschein. „Sieht alles recht neu aus.“
„Du klingst, als wäre das besonders schlimm.“
„Ist es auch. Wenn das ein alter Palast wäre, könnte ich …“
„Mir noch vergeben?“
„Verstehen, dass du ihn erhalten willst. Aber für viel Geld einen neuen …“
„Mein Urgroßvater ist daran schuld. Er hat den ersten Palast leider zu klein bauen lassen. So musste sein Sohn diesen hier in Auftrag geben.“
„Den ersten Palast?“
„Ich liebe es, wenn deine blauen Augen vor Entrüstung Funken sprühen. Komm mit auf den Balkon, dann zeige ich dir den Sahar-Palast. Sahar heißt Morgendämmerung. Wegen des hohen Turms erhascht der Palast nämlich morgens vor allen anderen Gebäuden die ersten Sonnenstrahlen.“
Vom Balkon aus hatte man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt. Ali wies auf ein nur in Umrissen erkennbares Gebäude, das völlig im Dunkeln lag und offenbar unbewohnt war. Man lässt den alten Palast also zur Ruine verkommen, dachte Alexis grimmig und hätte diese Information gern sofort ins Diktaphon gesprochen. Zum Glück hatte sie ein hervorragendes Gedächtnis und konnte sich später Notizen machen.
„Kannst du deine puritanischen Skrupel lange genug verdrängen, um einen Happen mit mir zu essen?“, fragte Ali lächelnd, nahm sie an der Hand und führte sie zu dem mit Blumen geschmückten Büfett.
„Ich hoffe, das hier ist nach deinem Geschmack.“ Er deutete auf ein spezielles Gericht.
„Hähnchen mit Datteln und Honig“, stellte Alexis überrascht fest.
„Ich hatte versprochen, bei unserem nächsten gemeinsamen Dinner dein Lieblingsgericht auf die Speisekarte setzen zu lassen. Wer hätte gedacht, dass es unter diesen Umständen stattfinden würde?“
„Du. Schließlich hattest du es damals schon geplant.“
„Oh nein. Nicht, ehe du mir den Fehdehandschuh hingeworfen hast. Du hattest mich beleidigt, das konnte ich dir nicht durchgehen lassen.“
„Findest du es nicht kleinlich, immer gleich Rache zu nehmen?“, fragte sie provozierend.
Er lachte. „Bei euch mag das so sein. In unserem Land gilt ein Mann als Schwächling, wenn er sich so etwas gefallen lässt. Noch dazu von einer Frau, da doch tausend Frauen nicht halb so viel wert sind wie ein einziger Mann.“
Schon wollte Alexis wütend auffahren, da verrieten ihr seine mutwillig funkelnden Augen, dass er sie absichtlich provozierte. Er trieb mit ihr ein übles Spiel und versuchte, sie zu verwirren. Dabei hatte sie schon jetzt das Gefühl, in einer Traumwelt zu leben und den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Er bat sie, Platz zu nehmen, und servierte ihr wie an jenem ersten Abend in seiner Londoner Villa das Essen.
„Nur gut, dass deine Untertanen dich jetzt nicht sehen können“, spottete sie. „Es muss weit unter deiner Würde sein, eine Frau zu bedienen.“
„Normalerweise ja, aber andererseits erinnerst du mich ja ständig daran, dass du nicht mit anderen Frauen vergleichbar bist.“
„Stimmt. Mein Wert liegt weit über dem Durchschnitt“, konterte sie. „Wenn ich richtig informiert bin, liegt der gängige Preis derzeit bei dreißigtausend Pfund.“
„Oh, du spielst auf meinen Cousin an. Er ist ein charmanter Bengel, aber leider noch sehr unreif und zu impulsiv. Es war sehr unhöflich von ihm, sich dir aufzudrängen.“
„Und er hat mich unverschleiert gesehen, stell dir nur vor!“, sagte sie gespielt schamhaft. „Ich bin vor Schreck fast gestorben.“
Ali lachte. „Bestimmt hat er dein Zartgefühl zutiefst verletzt.“
„Das hast du getan, weil du offenbar alle glauben lässt, du hättest mich für hunderttausend Pfund gekauft, als wäre ich eines deiner Rennpferde.“
„Wo denkst du hin!“, sagte Ali schockiert. „Ein erstklassiges Rennpferd kostet ein Vielfaches davon.“
Alexis hob verzweifelt die Hände. „Mit dir kann man einfach nicht vernünftig reden.“
Er lächelte nur und schenkte ihr Wein nach.
Sie gab es auf, ihm im Moment noch weitere Vorwürfe zu machen. Das
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