Julia Gold Band 51
berühmt!“
„Bitten Sie Ali, Ihnen seine rassigen Schönheiten zu zeigen. Können Sie reiten?“
„Ein wenig. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Wir hatten dort ein Pony.“
„Sagen Sie Ali, er soll Ihnen eine seiner Stuten geben. Wenn er zu geizig ist, bekommen Sie eine von meinen.“
Er winkte ihr zum Abschied fröhlich zu.
Im Gegensatz zu Yasir wirkte Ali ungewöhnlich nachdenklich, als sie gemeinsam zu Abend aßen. Obwohl er höflich und zuvorkommend war, spürte sie, dass ihn etwas bedrückte.
„Yasir hat mich heute besucht“, berichtete sie. „Er wollte sich entschuldigen und hat mir ein Geschenk gebracht – die Schärpe dort drüben auf dem Tisch.“
Ali warf einen Blick darauf. „Gefällt sie dir?“, fragte er brummig.
„Ehrlich gesagt, sie ist mir ein wenig zu protzig, aber ich wollte ihn nicht kränken und habe sie deshalb angenommen.“
„Dieser Hang zur Übertreibung ist typisch für Yasir. Doch ich bin froh, dass er dir den nötigen Respekt gezollt hat.“
„Habt ihr beide euch wieder versöhnt?“, fragte Alexis.
„Er hat sich entschuldigt, und ich habe ihn ermahnt, sich künftig entsprechend zu benehmen. Er hat mich um Erlaubnis gebeten, dich besuchen zu dürfen, und ich habe sie ihm gegeben, da ich sicher war, dass du nichts mehr von ihm zu befürchten hattest.“
„Nein, er ist mir keineswegs zu nahe getreten.“
„Andernfalls hätte es ihn den Kopf gekostet. Da er offenbar sein Verhalten bereut, hast du meine Erlaubnis, ihn auch künftig zu empfangen.“
„Wie großmütig von dir!“, erwiderte sie ironisch. „Verglichen mit deinem Cousin bist du heute nicht gerade gesprächig.“
Alis Miene verfinsterte sich. „Worüber habt ihr euch denn unterhalten?“
„Er hat mir von seinen Pferden erzählt und gemeint, ich solle dich fragen, ob ich eine deiner Stuten reiten dürfe. Falls nicht, gibt er mir eine von seinen.“
„Nicht nötig, meine Pferde stehen dir zur Verfügung. Wenn du Lust hast, könnten wir ins Wadi Sita reisen.“
„Ins Wadi Sita?“, wiederholte Alexis, bemüht, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen. Im Wadi Sita war die berühmt-berüchtigte Oase, von der es in Reporterkreisen hieß, der Scheich von Kamar würde dort ausschweifende Orgien feiern. Bisher war es noch keinem Journalisten gelungen, das Geheimnis von Wadi Sita zu lüften, und sie, Alexis, sollte nun als Erste dort Zutritt bekommen.
„Sita ist das arabische Wort für sechs“, erklärte Ali. „Und Wadi bedeutet so viel wie Tal, normalerweise ein grünes Tal mit Wasser und Bäumen. In Kamar gibt es sechs solcher Orte, und Wadi Sita ist mir der liebste von allen. Du bekommst Safiya, meine beste Stute. Sie ist weiß wie Milch, schnell und stark, aber gleichzeitig sehr sanft.“
„Das klingt alles wundervoll. Wann brechen wir auf?“
„Morgen.“ Er stand auf. „Ich werde sofort die entsprechenden Anweisungen geben. Außerdem habe ich noch etwas anderes zu erledigen, sodass wir uns heute nicht mehr sehen werden.“
Ihre Blicke trafen sich, und Ali nickte. „Ich habe deine Warnung ernst genommen und getan, was du mir geraten hast.“
„Und hast festgestellt, dass auf deine Männer kein Verlass ist?“
Er lächelte bitter. „Noch schlimmer. Sie haben mit den Betrügern gemeinsame Sache gemacht und mich um Millionen Dollar betrogen. Man hat sie hierhergebracht, und sie werden noch heute Abend verhört. Ich hoffe, es gelingt uns, die ganze Verschwörung aufzudecken.“
„Und wenn sie nicht reden?“
Sein Blick wurde hart. „Das werden sie“, sagt er, und fast verspürte Alexis so etwas wie Mitleid mit den Männern, die es gewagt hatten, den Scheich von Kamar zu hintergehen.
Er zögerte, und ganz offensichtlich kostete es ihn große Überwindung, die folgenden Worte auszusprechen: „Ich stehe in deiner Schuld.“
Alexis schwieg taktvoll und lächelte nur.
„Danke“, sagte Ali brüsk, stand vom Tisch auf und verließ das Zimmer.
8. KAPITEL
Die Sonne stand schon tief am Horizont, als sie am späten Nachmittag des darauf folgenden Tages zum Wadi Sita aufbrachen. Sie legten die Reise in einem Hubschrauber zurück, der auf dem Dach des Palastes gelandet war.
Während des Fluges klebte Alexis förmlich am Fenster, um ja nicht den ersten Blick auf die geheimnisumwitterte Oase zu verpassen. Schließlich kam Wadi Sita in Sicht. Glitzerndes Wasser war zu sehen, Palmen und blühende Gärten, einige wenige Gebäude und viele Zelte.
„In der Wüste bevorzuge ich
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