Julia Gold Band 51
dem Fest abholte, das ihr zu Ehren stattfand.
„Heute Abend essen wir unter den Sternen“, teilte er ihr mit. „Hier draußen geht es zwanglos zu, du brauchst dich nicht zu verschleiern. Die Männer sind meine Freunde und Stammesgenossen und aus ihren Beduinendörfern in der Wüste gekommen, um einen Blick auf dich zu erhaschen.“
„Aber wir haben uns doch erst gestern Abend zu dieser Reise entschlossen? Woher wussten sie so schnell Bescheid?“
Ali lächelte ironisch. „Auch Beduinen verstehen mit Handys umzugehen.“
Er nahm sie an der Hand und trat mit ihr aus dem Zelt. Zuerst glaubte Alexis, die ganze Oase würde brennen, denn so weit ihr Auge reichte, waren Männer zu sehen, und jeder hielt eine brennende Fackel in der Hand. Sie straffte die Schultern und lächelte der Menge zu.
Ali führte seine Favoritin zu zwei großen Kissen, auf denen sie beide im Schneidersitz Platz nahmen. Nun konnte das Fest beginnen, und als Erstes wurden Speisen in solcher Fülle serviert, dass Alexis ganz schwindlig wurde.
Nach dem Dinner wurde der Platz vor ihnen geräumt, und plötzlich war die Nacht von gellenden Pfiffen und Schreien erfüllt. Ein Trupp Reiter kam galoppierend aus der Wüste. Ali erklärte Alexis, dass es sich um Beduinen handelte, die ihre Reitkunst seit Generationen weitervererbten.
Ohne ihr Tempo zu verringern, begannen die Männer nun im Kreis zu reiten und vollführten dabei die unglaublichsten akrobatischen Kunststücke. Einige machten auf dem Pferderücken einen Handstand, andere wechselten während des Ritts das Pferd. Das alles geschah unter lautem Gejohle und Triumphgeschrei.
Schließlich kam ein einzelner Reiter, der prächtiger gekleidet war als alle und von dem, wie bei den Tuaregs, nur die Augen zu sehen waren. Seine Reitkünste waren eher mäßig, trotzdem jubelte ihm die Menge zu, als wäre er der Beste. Weshalb, verstand Alexis erst, als er vor ihren Füßen landete und sie Yasir erkannte.
„Wieso bist du hier und spielst den Clown?“, fragte Ali freundlich.
„Ich wollte Lady Almas Faiza meine Ehrerbietung erweisen“, meinte Yasir und verneigte sich übertrieben tief vor Alexis. Sie applaudierte lächelnd, und er verschwand in der Menge.
Nun kam ein junger Mann, der auf einer „Ud“ genannten arabischen Kurzhalslaute eine traurige Melodie anstimmte und dazu sang. Alexis verstand zwar die Worte nicht, aber der einschmeichelnde und zugleich melancholische Gesang ergriff sie. „Es ist ein sehr altes arabisches Lied“, flüsterte Ali ihr ins Ohr. „Mein Herz reitet mit dem wilden Wind“, übersetzte er leise. „Mein Pferd ist schnell, meine Liebste reitet an meiner Seite …“
„Es ist wunderschön“, sagte Alexis.
„Der Wind ist ewig“, zitierte Ali weiter, „der Sand ist ewig, unsere Liebe ist ewig.“
Die Stimme des Sängers wurde noch trauriger.
„Meine Liebste ist von mir gegangen, aber in meinen Gedanken werden wir für immer gemeinsam im Mondlicht reiten“, übersetzte Ali den Schluss. Er stand auf und zog Alexis von ihrem Kissen hoch. „Komm, gehen wir ein wenig spazieren.“
Während die Menge sich nun zerstreute, führte Ali seine Begleiterin in den Garten. Hand in Hand wandelten sie unter Palmen umher, in deren Zweigen Papageien schliefen, und lauschten dem leisen Plätschern der Springbrunnen.
„Was für ein herrliches Fleckchen Erde!“, sagte Alexis fast ehrfurchtsvoll.
„Ich hatte gehofft, dass es dir gefallen würde. So stelle ich mir die verzauberten Gärten vor.“
„Die verzauberten Gärten? Wo sind sie?“
„Wo immer man will. Jeder trägt seine eigene Vorstellung davon im Herzen, und in meiner spielst du die Hauptrolle.“
Er gab ihr einen zärtlichen Kuss und führte sie zum Ende des Gartens, wo die Wüste begann und die Dünen im Mondschein Schatten warfen.
„Hier ist sie, die Wüste, von der du immer geträumt hast. Morgen früh werden wir dort draußen den Sonnenaufgang erleben. Tagsüber hältst du dich besser im Zelt auf, aber abends, wenn es kühler wird, werden wir uns erneut hinauswagen. Wer weiß, vielleicht reiten wir in die Unendlichkeit, und kein Mensch wird uns jemals wiedersehen.“ Er lachte leise. „Zu den vielen geheimnisvollen Legenden über die Wüste käme dann noch eine neue hinzu.“
„Wenn du weiterhin so herrlichen Unsinn redest, würde ich es mir fast wünschen“, flüsterte Alexis.
Er lächelte. „Zu behaupten, der Scheich rede Unsinn, ist eine schwere Beleidigung.“
„Ich habe ‚herrlichen
Weitere Kostenlose Bücher