Julia Gold Band 51
Belanglosigkeiten.
„Es ist schon spät, und du wirst müde sein“, meinte Ali schließlich und führte sie in ein Zimmer mit einem breiten Doppelbett. Er suchte ihren Blick. „Niemand wird dich hier stören.“
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und ging. Sie bekämpfte den Impuls, ihn zurückzuhalten. Als sie dann zwischen die Satinlaken schlüpfte, fühlte sie sich sehr einsam in dem großen Bett. Einem Bett, das wie geschaffen war für eine leidenschaftliche Liebesnacht mit einem so attraktiven, aufregenden und faszinierenden Mann wie Ali. Er zog sie immer mehr in seinen Bann, weckte in ihr Gefühle und Wünsche, die sie sich bisher niemals eingestanden hatte.
Lange noch hing sie quälenden Gedanken nach, bevor sie endlich in den Schlaf hinüberglitt.
Bei Sonnenaufgang wurde sie von Ali geweckt. Es war ihm anzusehen, dass er die Nacht am Computer und telefonierend verbracht hatte, er verlor jedoch darüber kein Wort. Allerdings glaubte sie, in seinen Augen einen neuen Ausdruck von Respekt ihr gegenüber zu erkennen.
„Die Träger werden jeden Moment kommen, um dich ein letztes Mal zu deinem alten Quartier zurückzubringen“, teilte er ihr mit. „Am Nachmittag wirst du dann in deine neuen Gemächer umziehen.“
Galant half er ihr in die Sänfte. „Bilde dir nicht ein, du hättest bereits gewonnen“, warnte er sie. „Wir haben nur die Spielregeln geändert, doch der Kampf geht weiter. Du bist nicht so kühl, wie du mich glauben machen willst. Ehe ich mit dir fertig bin, wirst du um meine Liebe betteln!“
„Höchstens in deinen Träumen“, entgegnete sie zuckersüß und empfand eine gewisse Genugtuung, dass er darauf nicht mehr antworten konnte, da die Träger das Zimmer betraten.
Den ganzen Tag über herrschte im Palast große Aufregung. Alle wussten, dass der Scheich mit seiner neuen Konkubine das Bett geteilt und unvorstellbare Sinnenfreuden mit ihr genossen hatte. Gerüchten zufolge hatte die „Westlerin“ mit ihren Liebeskünsten bereits in der ersten Nacht das Herz des Herrschers gewonnen und war von ihm zu seiner Favoritin ernannt worden.
Niemand wusste, aus welchem Land sie stammte und wie ihr wirklicher Name lautete, sie sollte jedoch auf Befehl des Scheichs ab sofort Lady Almas Faiza heißen.
Leena erklärte Alexis, dass „Almas“ so viel wie „Diamant“ bedeutete, und „Faiza“ hieß in der Landessprache „siegreich“. Bezieht sich das auf Ali oder auf mich, fragte sich Alexis. Oder war es ein Hinweis darauf, dass sie letztendlich gemeinsam siegen würden? Der Gedanke weckte in ihr erwartungsvolle Vorfreude, wie sie sich ehrlicherweise eingestand.
Am späten Nachmittag wurde sie dann in einer feierlichen Prozession zu ihren neuen Gemächern gebracht. Diesmal stieg sie in eine nach allen Seiten hin offene Sänfte, damit jeder im Palast einen Blick auf die in prunkvolle Gewänder gekleidete Favoritin werfen konnte, deren mit Perlen bestickter Schleier nur die Augen freiließ. Mit einer anmutigen Bewegung streckte sie den Arm aus, und das weiße Taubenpärchen ließ sich darauf nieder. Vor und hinter der Sänfte gingen jeweils vier Dienerinnen, von denen die beiden vordersten eine mit Diamanten und Edelsteinen gefüllte Schale trugen. Angeführt wurde der Zug von Rasheeda, die in Arabisch deklamierte, was – wie Alexis mittlerweile wusste – übersetzt so viel hieß wie: „Sie, die von unserem Gebieter hoch Geehrte, naht.“
Der Umzug führte über lange Korridore und hinaus in einen mit Bäumen und Blumen bewachsenen Innenhof, in dem die Kinder der Hofbediensteten der Favoritin lachend zuwinkten. Dann ging es durch einen anderen Eingang wieder zurück in den Palast. Männer verneigten sich vor der Favoritin und bedachten sie mit kostbaren Geschenken, die ihre Dienerinnen entgegennahmen.
Ich glaube es einfach nicht, dachte Alexis die ganze Zeit über, denn was sie erlebte, war die Verwirklichung ihrer Kindheitsträume. Wie sehr hatte sie sich damals gewünscht, einmal diese verschwenderische orientalische Pracht zu erleben.
Schließlich erreichten sie ihre neuen Gemächer, die denen des Scheichs gegenüberlagen. Sie wurde dort von Ali erwartet, der sich vor ihr leicht verneigte. Nach Meinung aller Anwesenden war dies ein großer Gunstbeweis des Herrschers. Nur er und die Frau in der Sänfte wussten die Ironie dieser Situation richtig einzuschätzen.
Der Scheich half Alexis aus der Sänfte, und sie dankte ihm mit einem kaum merklichen Kopfnicken. Obwohl ihr von
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