Julia Gold Band 51
das einfache Leben in Zelten“, erklärte Ali.
Statt eines Autos standen am Landeplatz Pferde für sie bereit. Alis schwarzer Lieblingshengst und eine herrliche weiße Stute, deren Anblick Alexis einen Schrei des Entzückens entlockte.
„Sie heißt Safiya, was so viel wie Geduld bedeutet“, sagte Ali.
Safiya trug den Namen zu Recht. Sie hatte wunderschöne dunkle Augen, ein seidenweiches Maul und einen sanft gleitenden Schritt. Vom ersten Moment an fühlte Alexis sich auf ihrem Rücken sicher.
Obwohl es immer noch sehr warm war, schien die Sonne nicht mehr glühend heiß, und außerdem kam ein angenehmer leichter Wind auf.
Während sie nebeneinander ritten, sah Alexis immer wieder verstohlen zu Ali, der auf seinem schwarzen Pferd und im wehenden weißen Burnus wie der Held aus einem Hollywoodfilm aussah. Als er jäh den Kopf wandte, fühlte sie sich ertappt und blickte rasch weg. Sie befürchtete, dass er ihren leider viel zu bewundernden Blick als erstes Anzeichen von Nachgiebigkeit deutete, was selbstverständlich ein Irrtum wäre.
Sie widmete sich nun wieder ganz ihrer Umgebung und bemerkte ein hohes Gebäude, das alle anderen überragte und vergitterte Fenster hatte. Die kunstvoll gearbeiteten Messinggitter glänzten rotgolden im Schein der untergehenden Sonne und sahen wunderschön aus, doch handelte es sich hier zweifellos um so etwas wie ein Gefängnis.
„Wie ich sehe, hast du meinen Harem entdeckt, den ich mir der Bequemlichkeit halber hier eingerichtet habe“, bemerkte Ali beiläufig. „Von hier sende ich meine Stoßtrupps in entlegene Gegenden aus, um Frauen zu entführen und sie hier hinter Schloss und Riegel zu meiner Verfügung zu halten.“
„Wie bitte?“ Erst jetzt bemerkte Alexis sein jungenhaftes Lächeln. „Du …!“
„Ich konnte einfach nicht widerstehen, da du anscheinend nur zu gern alles glaubst, was man über mich erzählt.“
„Du brauchst solche Gerüchte nur zu dementieren.“
„Warum sollte ich? Ich bin der Welt keine Rechenschaft darüber schuldig, was ich in meinem Land treibe.“
„Du bist wirklich der arroganteste …“
Er lachte. „Mein kleiner Dummkopf, es handelt sich nur um ein Forschungslabor. Das Wasser dieser Oase ist sehr reich an Mineralstoffen und Schwefel und könnte manche Krankheit heilen helfen. In diesem Labor arbeiten unsere Wissenschaftler an neuen Medikamenten, doch wir müssen uns vor Industriespionage schützen. Mehrere internationale Pharmakonzerne haben schon versucht, unsere Forschungsergebnisse zu stehlen und sie patentieren zu lassen. Dabei ist es für unser Land sehr wichtig, eine selbstständige Industrie aufzubauen, denn das Öl wird nicht ewig fließen. Die vergitterten Fenster sind nur Teil unserer Sicherheitsvorkehrungen.“
Er warf ihr einen spöttischen Blick zu. „Wieso machst du dir keine Notizen? Offenbar findest du das Labor nicht halb so interessant wie die wilden Gerüchte über den lüsternen Scheich, der jede Nacht mit fünfzig Frauen schläft.“
„Nur fünfzig? Ich habe von mindestens hundert gehört.“
„Aber ich bitte dich! Schließlich bin ich auch nur ein Mensch!“
Sie sahen sich an und begannen gleichzeitig zu lachen.
Wenig später erreichten sie das am Rand der Oase gelegene und von Palmen umgebene Zeltdorf, an das sich direkt die Wüste anschloss. Da es inzwischen dunkel geworden war, säumten Männer mit brennenden Fackeln den Weg, um ihrem Scheich und seiner Favoritin zu leuchten, die Seite an Seite ritten. Vor ihrem Zelt hob Ali seine Begleiterin vom Pferd und küsste sie vor aller Augen, was ihm laute Hochrufe der Umstehenden einbrachte.
Alexis’ Zelt entpuppte sich als prunkvoller Minipalast mit dicken Teppichen und verschwenderisch verteilten Polstern und Kissen. Die einzelnen Räume waren durch schwere Seidenvorhänge voneinander abgetrennt, und es gab sogar ein richtiges Bad, dessen Wasser direkt aus einer der unterirdischen Quellen kam und mittels Sonnenenergie erwärmt wurde.
Alexis’ Dienerinnen waren ihr vorausgereist und hatten alles für sie vorbereitet. Nachdem sie gebadet hatte und von Leena mit duftendem Öl massiert worden war, musste das überaus schwierige Problem gelöst werden, was sie an diesem Abend anziehen sollte. Leena breitete verschiedene Gewänder vor ihr aus, bewegte aber ihre Herrin mit sanftem Drängen dazu, sich für das aprikosenfarbene zu entscheiden, weil es ihrer Haut einen besonders warmen Glanz verlieh.
Auch Alis dunkle Augen glänzten, als er Alexis zu
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