Julia Gold Band 51
Unsinn‘ gesagt“, berichtigte sie ihn.
„Dann sei dir großmütig verziehen. Es gibt so viel Schönes, was ich dir zeigen möchte, aber das Schönste tragen wir alle in uns.“
Diese sanfte, poetische Seite an ihm war Alexis neu, und sie fühlte sich ihm noch viel näher als bisher. Als er sie nun in seine Arme zog, drängte sie sich an ihn. Sein Kuss war so sanft, wie seine Worte es waren. Innig, ja fast ehrfürchtig, nicht fordernd, sondern verführerisch – und einfach unwiderstehlich.
„Ali“, flüsterte sie.
„Ich liebe es, wie du meinen Namen aussprichst. Sag ihn noch einmal.“
Sie wiederholte ihn immer wieder, bis Ali ihr mit einem weiteren Kuss den Mund verschloss. Seine Lippen waren warm und zärtlich. Sie sprachen zu ihr nicht nur von Leidenschaft, sondern auch von Liebe, und Alexis spürte, wie etwas in ihr erblühte. Warum konnte es zwischen Ali und ihr nicht immer so sein?
Als er sie nun hochhob und zurück zum Zelt trug, schmiegte sie sich in seine starken Arme und schloss die Augen, um sich ganz den erregenden Gefühlen hinzugeben, die sie durchfluteten.
Erst als er sie auf dem Bett absetzte, machte sie die Augen wieder auf. Im Zelt brannte nur eine kleine Lampe und verbreitete ein schummeriges Licht. Alexis streckte die Arme nach Ali aus und berührte zärtlich sein Gesicht. Sie wusste, dass sie ihm jetzt nicht mehr widerstehen konnte, es auch gar nicht mehr wollte.
Aber dieser Mann war schlau und durchtrieben wie die Schlange im Paradies. Statt sich neben sie zu legen, küsste er sie nur sanft und stand dann auf. „Morgen früh vor Sonnenaufgang komme ich wieder“, sagte er, „und werde dich auf meinem fliegenden Teppich in ein Wunderland entführen.“
Er ließ sie mit ihrem ungestillten Verlangen allein, und sie rätselte noch lange, wieso es ihm gelang, sie stets aufs Neue zu überraschen.
Ali hielt sein Wort und holte sie im Morgengrauen ab. Allerdings brachte er statt des Teppichs die beiden Pferde mit und trug diesmal Hemd und Reithose. Genau wie Alexis, für die Leena ebenfalls Reitkleidung mitgebracht hatte.
Sie saßen auf und ritten in der kühlen Morgenluft in eine Welt hinaus, die nur ihnen allein zu gehören schien. Die Wüste lag fast noch im Dunkeln, trotzdem konnten sie schon genügend sehen und hatten die Oase bald weit hinter sich gelassen.
Rosa- und goldfarbene Streifen überzogen den Himmel, wenig später ging die Sonne auf und kletterte schnell höher. Ali trieb sein Pferd an und jagte in wildem Ritt über den Sand. Ein leichter Schenkeldruck genügte, und schon erhöhte auch Safiya ihr Tempo und raste dem schwarzen Hengst hinterher. Befreit von den Zwängen eines geregelten Alltags, spürte Alexis plötzlich eine neue Art von Freiheit, die berauschend, aber auch gefährlich war.
Schließlich zog Ali die Zügel an und wendete sein Pferd. „Weißt du, wo wir sind?“, fragte er lächelnd.
Sie blickte sich nach allen Seiten um und sah nichts als eine endlose Sandwüste. „Wir haben uns verirrt!“, rief sie erschrocken.
„Aber nein. Wir sind nach Osten geritten, um den Sonnenaufgang zu beobachten, und kehren in westlicher Richtung zurück. Doch zuvor lass uns das Gefühl genießen, völlig allein auf der Welt zu sein, als wären wir auf dem Mond oder einem fremden Stern.“
„Oh ja“, stimmte sie ihm begeistert zu, und da sie sich nun in Sicherheit wusste, betrachtete sie alles mit anderen Augen.
Die Wüste war keineswegs eintönig, sondern erstreckte sich in vielerlei Gelbschattierungen vor ihnen, und darüber wölbte sich ein wolkenloser tiefblauer Himmel. Alexis war wie trunken von der Intensität der Farben.
Ali brachte sein Pferd direkt neben ihres und drehte sie so, dass sie sich mit dem Rücken an ihn lehnen konnte. „Lass uns weiterreiten und unseren speziellen Zaubergarten suchen, in dem es weder Probleme noch Kämpfe gibt und wo wir einander so lieben können, wie es uns vom Schicksal bestimmt ist.“
„Das klingt sehr verlockend.“ Sie seufzte. „Aber wir können nicht einfach auf und davon reiten.“
„Wieso bist du nur immer so vernünftig, Lady Almas Faiza?“
„Weil für mich die Dinge nicht so einfach sind wie für dich.“
„Einfach? Glaubst du, es fällt mir leicht, täglich mit dir zusammen zu sein und die Barrieren zu spüren, die du zwischen uns errichtet hast?“
„Es liegt nicht an mir, sondern daran, dass wir aus verschiedenen Welten kommen. Ich wünschte nur …“ Sie verstummte, um sich nicht zu
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