Julia Gold Band 53
es ihm in diesem Moment egal gewesen, wo er seinen Reißverschluss aufmachte, um sie auf seinen Schoß zu ziehen. Doch es war ihr Wunsch, noch zu warten, und bis zu seiner Abreise war sie seine Prinzessin. Er würde jeder ihrer Launen nachgeben.
„Wir sollten beide ein paar Stunden arbeiten“, schlug er vor. „Und uns dann zum Abendessen treffen.“
Sie nickte. In ihren Augen schimmerte es. „Und zum Dessert?“
„Himbeeren?“
„Oh ja.“
Zayad warf Mariah einen Blick zu. Im ersten Moment schien es ihm, als hätte sie nicht nur auf Himbeeren Appetit, doch dann sah er einen Hauch von Wehmut in ihrem Blick.
„Was hast du?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Nichts.“
„Doch. Sag’s mir.“
Mariah holte Luft. „Ich weiß nicht. Mir ist noch nie vorher ein so selbstloser Mann begegnet.“
Selbstlos? Damit konnte sie doch nicht ihn meinen, schon gar nicht, wenn es um sie ging. Sein ganzes Verhalten war darauf ausgerichtet, was für ihn am besten war – oder für sein Land, denn das war ein und dasselbe.
Er wandte sich ab und fuhr wieder an.
„Und so hilfsbereit“, setzte sie hinzu.
Zayad umklammerte das Lenkrad. „Das bin ich nicht.“
„Oh doch. Die Männer, die ich kenne, wären nie so hilfsbereit.“
„Hat dein Mann dich in deinem Beruf nicht unterstützt?“
„Niemals.“
„Was glaubst du, warum nicht?“
„Er ertrug keine Konkurrenz, beruflich wie privat.“
Zayad schnaubte verächtlich. „Er wollte Macht, über dich wie über sein eigenes Leben. Wie erbärmlich. Er war ein Narr.“
„Ich glaubte lange Zeit, alle Männer wären so.“
Sie legte eine Hand auf seine, und Zayad zuckte leicht zusammen.
„Aber du brauchst keine Allmachtsfantasien, oder?“
Fast hätte er bitter aufgelacht. Er war Herrscher in seinem Land, er war sozusagen allmächtig. Doch brauchte er deshalb die Unterwürfigkeit von Menschen, die ihm am Herzen lagen, von Frauen, die begabt und intelligent waren, die ihre eigene Meinung vertreten konnten? Nein. „Jeder Mensch möchte sich stark und überlegen fühlen, und ich gebe zu, in jungen Jahren habe ich meine Autorität zu persönlichen Zwecken geltend gemacht. Aber diese Kindereien habe ich zum Glück abgelegt.“
„Das freut mich. Es ist keine anständige Art, sein Leben zu bewältigen.“ Mariah drückte seine Hand und spielte mit seinen Fingern. Dann fragte sie: „Wann bist du zur Vernunft gekommen?“
Er hätte eine rasche Antwort liefern können – im Alter von zehn, zwölf, fünfzehn Jahren. Aber das stimmte nicht. Die Mutter seines Kindes war es, die seiner Jugend ein Ende gemacht hatte, ihn zum Mann werden ließ. Das und Redets Existenz waren die Gründe, weshalb er dieser Frau nichts nachtrug.
Als sie in ihre Auffahrt einbogen, sagte Zayad: „Im Alter von einundzwanzig musste ich einsehen, dass man Liebe und Respekt nicht befehlen, einfordern oder erschmeicheln kann. Es war eine wertvolle Erfahrung, die ich auch an meinen Sohn weitergeben möchte.“
Mariah sah ihn ernst an. Bewunderung und etwas, das verdächtig nach Liebe aussah, standen in ihren schönen Augen. Er wollte den Blick abwenden, wollte sich ihren Gefühlen nicht aussetzen, sich nicht in diesen Blicken verlieren. Doch er konnte es nicht.
Zayad war erleichtert, als Mariah sich umdrehte und die Autotür öffnete.
„Ich gehe jetzt besser an die Arbeit“, sagte sie. „Mal sehen, ob mein Verdacht sich bewahrheitet.“
Er nickte. „Es war ein wunderschöner Tag.“
„Für mich auch. Vielen Dank.“
Ohne nachzudenken, beugte Zayad sich zu ihr hinüber und küsste sie sanft auf den Mund. Dann ließ er sie aussteigen.
Erst nachdem Mariah ihre Haustür hinter sich geschlossen hatte, kam ihm die Ironie seiner zärtlichen Geste voll zu Bewusstsein.
Später am Abend aßen sie in Mariahs hübscher kleiner Küche. Es war keine Felsenhöhle mit einem Teppich und Meeresbrandung, aber Mariah hatte den Raum so romantisch gestaltet wie sie konnte. Auf dem Tisch standen Kerzen, es gab Blumen aus dem Garten, Weingläser und Taras Silberbesteck. Sie war stolz auf sich.
Bis Zayad bemerkte: „Du bist eine grauenhafte Köchin, Mariah Kennedy. Du hast einen bewundernswerten Verstand und Beine, die einem Mann den Verstand rauben können, aber kochen kannst du leider nicht.“
Mariah lachte. „Ich weiß, ich bin hoffnungslos. Du hast bestimmt gedacht, Spaghetti kann niemand verderben, oder?“
Er hielt eine Gabel voll breiiger Nudeln hoch. „Wie lange hast du die
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