Julia Gold Band 53
liebevolle Mann, der sie verwöhnt, sie so oft glücklich gemacht hatte, plötzlich so offen mit ihrer Freundin flirten?
Andererseits verstand sie es sehr gut.
Solche Männer kannte sie zur Genüge, nur so überzeugend war noch keiner dahergekommen. Sie hatte wirklich geglaubt, ihn zu lieben. Wie hatte sie bloß wieder auf so einen windigen Burschen hereinfallen können? Offensichtlich war er einzig auf Eroberungen aus – mach sie heiß, mach sie verrückt, dann lass sie sitzen. Die Beute ist erlegt, auf zum nächsten Opfer.
Das Herz pochte ihr bis in den Hals hinauf. Am liebsten wäre sie davongelaufen. Wie sie dieses Gefühl hasste, wenn ihre Träume in sich zusammenfielen und nichts als ein Häuflein Elend übrig blieb.
Der Drang, sich zu verstecken, war stark, aber sie hatte sich verändert. Sie war nicht mehr die angstvolle, aggressive, schnippische Anwältin von einst. Sie hatte Liebe empfunden und es genossen, ungeachtet des Kummers, den Zayad ihr nun einbrachte. Dieses Mal würde sie nicht flüchten.
Ihre Hand zitterte, als sie die Haustür öffnete, und ihr Lächeln war verkrampft, als sie Jane anschaute, die sich deutlich unwohl fühlte, sogar ein wenig genervt.
„Willkommen zu Hause, Jane.“
Jane lächelte erleichtert, sprang auf und umarmte Mariah herzlich. „Mariah, ich freue mich so, wieder bei dir zu sein.“
„Gleichfalls.“ Mariah machte sich aus der Umarmung frei. „Sag, kann ich kurz mit Zayad allein sprechen?“
Verständnisvoll zwinkerte Jane ihr zu. „Natürlich. Ich packe inzwischen meine Sachen aus. Essen wir nachher Pizza und sehen uns einen Film an?“
„Abgemacht.“
Jane hatte nicht einmal einen Blick für Zayad übrig. Sie war schon auf der Treppe, als Mariah die Tür schloss.
Mariah sah Zayad an, und es überraschte sie nicht, dass er breit lächelte. Charmant wie eh und je. Er besaß sogar die Frechheit, so zu tun, als hätte er sie vermisst.
„Du bist heute sehr früh aufgestanden.“ Er winkte sie zu sich heran.
Mariah blieb stehen, wo sie war. „Ich war in der Bibliothek.“
„Und? Bist du fündig geworden?“
„Ja.“ Sie holte tief Luft. „Und hier zu Hause auch.“
Verwirrt schaute er sie an. „Entschuldige, aber …“
„Du hast allen Grund, dich zu entschuldigen.“ Nervös kreuzte sie die Arme vor der Brust, doch sie löste sie wieder und hielt sie an der Seite. Sie brauchte keinen Schutzwall, keine Barriere. Jetzt nicht mehr. „Ich habe deine Unterhaltung mit Jane mitgehört, Zayad. Deine Komplimente, deine Flirtversuche.“ Sie lachte unfroh auf. „Was war ich doch für eine Idiotin. Gleich zu Anfang hatte ich schon den Verdacht, dass es dir eigentlich um Jane ging – nach all den Fragen, die du mir über sie gestellt hast. Aber dann zeigtest du Interesse an mir, und ich dachte, ich hätte es mir vielleicht nur eingebildet. Du hast dir mit mir nur die Zeit vertrieben, bis Jane wieder da war, richtig? Bis eine neue Frau auftauchte, stimmt’s?“
Der Blick seiner dunklen Augen wurde ernst. Er stand auf und kam auf sie zu. „Das ist ein Ding der Unmöglichkeit.“
Diese Arroganz! „Ich habe gehört, was du gesagt hast, Zayad. ‚Sprechen wir von Ihnen. Erzählen Sie mir von Ihren Vorlieben, Ihren Zukunftsplänen.‘ Und so weiter und so fort. Das ist doch wohl eindeutig.“
„Es mag dir so vorkommen, aber die ganze Situation ist weit entfernt von Eindeutigkeit.“
„Hör auf, mich zum Narren zu halten.“
„Ich war nur um Jane besorgt.“
„Besorgt? Weshalb denn? Du kennst sie kaum, du hast sie gerade erst getroffen.“
Zayad hielt ihrem Blick stand und erwiderte ruhig: „Es sieht merkwürdig aus, das weiß ich. Aber du solltest mir vertrauen.“
„Dir vertrauen? Bitte, Zayad, du kennst mich gut genug. Du weißt, was ich mit meinem verlogenen Ehemann erlebt habe. Erwartest du nach dem, was ich eben hier gehört habe, tatsächlich Vertrauen von mir?“
Es klingelte an der Tür und gleich noch einmal.
Mariah rührte sich nicht.
Zayad zog die Augenbrauen hoch. „Soll ich hingehen?“
„Nein, ich gehe schon.“ Trotz ihrer Frustration, ihres altbekannten Kummers, wandte sie sich ab und ging zur Tür. „Ich denke, wir sind ohnehin fertig miteinander.“
Noch so ein Feigling, dachte sie, während sie die Tür öffnete. Und dann dachte sie gar nichts mehr, denn wie in einem kitschigen Film wurde sie in ein Blitzlichtgewitter getaucht.
15. KAPITEL
„Sie haben mich aufgespürt. Kommen Sie sofort her.“
Zayad stellte
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