Julia Gold Band 53
der Palmen, machte sie es sich auf einer Liege bequem, streckte ihre langen Beine in die Sonne und verzehrte mit großem Genuss Salat und hervorragend gewürztes Fleisch in Fladenbrot. Er saß mit gekreuzten Beinen auf einem weichen Teppich und schaute ihr zu. Mit jedem Bissen fühlte sie sich wieder etwas gesünder.
„Es geht mir jetzt viel besser“, sagte sie. „Danke sehr.“
„Nichts zu danken. Aber jetzt solltest du dich noch etwas ausruhen. Wenn du dich dazu in der Lage fühlst, zeige ich dir heute Abend den Souk .“
„Ich möchte mit dir über Dermot sprechen.“
Sein Gesicht verdüsterte sich. „Nein. Ich habe beschlossen, dass ich darüber nichts hören will. Es war für uns alle eine unangenehme Zeit, und ich sehe keinen Grund, das alles noch einmal aufzuwühlen.“
„Khalil …“
„Nein, Hannah!“, entgegnete er scharf. „Wir wollen lieber unser Verhältnis zueinander mit dem heutigen Tage neu beginnen.“
„Aber wenn du weiterhin darauf bestehst, mich für Dermots geldgierige Geliebte zu halten …“
„Das reicht!“, unterbrach er sie erneut. „Die Sache ist erledigt.“
Hannah zuckte mit den Schultern. Dann sollte er bis an sein Lebensende schlecht von ihr denken. Als Beweis für ihre Gleichgültigkeit legte sie sich bequem auf der Liege zurück und schloss die Augen. Die Sonne schien warm durch die Palmenwedel, und nur der unablässige Vogelgesang durchbrach die Stille. In den schweren Duft der Orangenblüten mischte sich der kräftige Geruch von Kräutern und Gewürzen.
Wochenlang hatte sie keine Zeit zum Entspannen mehr gefunden, und sie war sehr müde. Khalil verhielt sich so still, dass ihr in dem halb wachen Zustand seine Nähe gar nicht mehr bewusst war. Sie hob einen Arm über ihren Kopf und überließ sich völlig der entspannten Ruhe dieses Nachmittags. Ihr Mund wurde weicher und öffnete sich leicht im Halbschlaf.
Sie lächelte verträumt. Eine sanfter Windhauch wehte über ihre Lippen, wurde wärmer … Langsam hob sie ein wenig ihre schweren Augenlider.
Da war kein Wind, nur Khalils weicher Mund. Sein Gesicht schwebte über dem ihren, und wieder senkten sich seine schön geschwungenen Lippen zu ihr hinab. Halb benommen murmelte Hannah ein paar unverständliche Worte, hob dann einen Arm und legte ihn sanft auf Khalils Schulter.
Halb im Traum ließ sie ihre Hand in seinen Nacken gleiten, und mit langsam stärker werdendem Druck kreisten ihre Finger in seinem dunklen Haar, bis sein Kuss ihren gesamten Körper zum Schmelzen zu bringen schien. Und dann, ganz plötzlich, löste er sich aus ihrer Umarmung und umfasste mit schmerzhaftem Griff ihre Schultern.
„Hattest du genau das auch mit Patrick im Sinn, als ich so unpassend hereinplatzte?“, fragte er mit kontrollierter Stimme.
„Wie bitte?“ Sie war völlig verwirrt und legte eine Hand auf ihr wild pochendes Herz.
Ein unterdrückter Fluch entfuhr seinen Lippen. Rau schob er ihre Hand beiseite, umfasste ihre vollen Brüste mit seinen Händen, und bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er seinen Mund in einem nie enden wollenden, beinahe schmerzhaften Kuss auf ihre Lippen gepresst.
Sie wollte ihn, hatte jahrelang nach ihm gehungert. Ein Leugnen war nicht mehr möglich. Dieser wilde Kuss verband ihre Körper in Zorn und Aufbegehren, in hilflosem, unverständlichem Begehren. Fest in seine Arme geschlossen, hob er sie von der Liege hinunter auf den Teppich, seine besitzergreifenden Hände marterten, erregten sie mehr, als sie glaubte ertragen zu können.
„Khalil, nein …“, flüsterte sie in einem vergeblichen Versuch, ihn zu stoppen.
„Hannah!“
Er beugte sich tief über ihren nackten Hals und ließ seinen heißen Mund über ihre Haut gleiten. Jetzt verwundete er sie für den Rest ihres Lebens. Niemals würde sie es vergessen, noch würde sie es jemals vergessen wollen. Kein anderer Mann hatte ihr je etwas bedeuten können, denn Khalil allein bedeutete alles. Liebe, Hass – was es auch immer sein mochte, sie begehrte ihn mit einer beängstigenden Leidenschaft. Mit jedem Kuss seiner fordernden Lippen, jeder Berührung seiner wissenden Hände versklavte er sie mehr. Er ließ die Welt um sie herum versinken und für nichts anderes leben als für das Glück dieses Augenblicks.
„Nein, nicht …“, flüsterte sie verzweifelt.
Als er einen Moment innehielt, war sie unvorsichtig genug, die Augen zu öffnen, und schon versank sie in diesen glänzenden, dunklen Bernsteinbrunnen. Ein leises,
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