Julia Gold Band 53
sachlich.
„Oh!“ Mit einer Hand fühlte sie verstohlen unter der Decke, wie viel ihres entblößten Körpers er gesehen hatte. Das Blut schoss ihr vor Scham ins Gesicht, und sie errötete noch mehr bei dem Gedanken an eine weitere, größere Demütigung. „Als ich die Tür öffnete …“
Sie schluckte. War ihre Kleidung da in ebenso unmöglichem Zustand gewesen? Nie wieder würde sie ihren Nachbarn vor die Augen treten können!
„Da war es noch nicht so schlimm. Du sahst unordentlich aus, und unser aller Puls beschleunigte sich wahrscheinlich ein wenig, dem Hausherrn blieb beinahe das Herz stehen, aber alles in allem warst du noch recht dezent“, beruhigte er sie.
„Wie furchtbar!“ Sie verbarg ihr Gesicht in den Kissen.
„Wenn du dich wieder besser fühlst, kannst du deinen Nachbarn alles erklären. Jetzt brauchst du erst einmal viel Ruhe und viel Flüssigkeit. Ich besorge dir frische Orangen und etwas zu essen.“
„Danke“, hauchte sie schwach.
Er lächelte sie an, und in ihrem fiebrigen Zustand kam er ihr vor wie der alte, charmante Khalil, in den sie sich einmal verliebt hatte. Aber mit einem Augenzwinkern war alles wieder vorbei. Mit verschlossenem Gesicht schaute er sie an und bemerkte kühl:
„Ohne deine Kleider wäre es bestimmt bequemer.“
„Ich kann sie nicht ausziehen“, antwortete sie matt. „Der Arm tut zu weh.“
„Dann musst du sie eben anbehalten. Ich ziehe dich nicht aus.“
Sie wünschte sich so sehnlichst, von ihrem engen Rock befreit zu werden, dass es ihr gleichgültig war, wer ihr dabei half. Beinahe zumindest. Unter der Bettdecke machte sie einen weiteren vergeblichen Versuch, den Rock zu öffnen. Die Schwäche und die Ohnmacht trieben ihr Tränen in die Augen.
„Ich schaffe es nicht“, klagte sie, „und mir ist doch so heiß.“
Khalil seufzte tief auf, dann beugte er sich zu ihr hinunter und ließ seine Hände unter die Decke gleiten. Mit einer schnellen Bewegung hatte er den Knopf und den Reißverschluss geöffnet, dann fühlte sie, wie seine Hände über ihre glühend heißen Hüften glitten, bis sie den Rocksaum fanden. Ein schneller Ruck, und sie war befreit. Es war kaum zu vermeiden, dass seine warmen Finger dabei an ihren langen Beinen entlangstreiften und sie vor Verlangen erbeben ließen.
„Das ist besser“, sagte sie atemlos und genoss die kühlen Laken auf ihrer nackten Haut. Würde er ihr auch aus der Bluse helfen? Sie lag bewegungslos und erwartungsvoll da, ihr Haar wie ein goldener Fächer auf dem Kopfkissen ausgebreitet, ihre blauen Augen riesengroß in dem fiebrigen Gesicht.
„Ich kann mir kaum vorstellen, dass viele Männer dich im Bett gesehen haben und weggegangen sind“, bemerkte er schroff, drehte sich um und verließ den Raum.
Hannah sank in die Kissen zurück. Ebenso gut hätte er einen Eimer kaltes Wasser über ihr ausleeren können. In seinen Augen war sie so billig, dass er es kaum ertrug, sie nur kurz zu berühren. Dabei war sie krank und hilfsbedürftig.
Sie hörte ihn in der kleinen Küche hantieren. Dann wurde ein Glas mit frisch gepresstem Orangensaft unsanft auf ihr Nachttischchen gesetzt; er ließ sie aufsitzen und befahl ihr zu trinken. Anschließend fütterte er sie löffelweise mit Honig und schaute aufmerksam zu, wie sie sich die Lippen leckte. Dann erhob er sich von der Bettkante.
„Ich gehe jetzt. Zu deiner eigenen Sicherheit schließe ich dich ein, denn wer weiß, was deine Nachbarn von dir denken, nachdem sie deinen interessanten Auftritt an der Tür gesehen haben.“
Hannah versuchte zu protestieren, aber da hatte er bereits die Schlafzimmertür laut zugeschlagen und war fort. Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in den Kissen. Noch immer verachtete er sie, und nur, weil er damals Zeuge geworden war, als sie sich allem Anschein nach in aller Öffentlichkeit betrunken hatte. Noch jetzt errötete sie beim bloßen Gedanken an jenen schrecklichen Tag.
Ein lautes Rufen holte sie in die Gegenwart zurück. Ein Mann rief mit irischem Akzent. Dermot! Eine Stimme aus dem Jenseits! Das Herz schlug ihr bis zum Halse.
„Alles in Ordnung, Rapunzel?“, hörte sie jetzt.
„Dermot?“, brachte sie mühsam heraus. Das mussten Fieberträume sein!
Sie konnte im Hof ein dumpfes Geräusch hören, und dann klopfte es leise an der Schlafzimmertür.
„Ich tu Ihnen nichts“, sagte eine Stimme. „Aber der kräftige Kerl war so in Wut, als er ging, dass ich dachte, Sie könnten vielleicht Hilfe brauchen.“
Das war nicht
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