Julia Gold Band 53
Unterstützung.
Khalil schien ihren Blick zu spüren und sah zu ihr hin. Ihre Blicke trafen sich, verschmolzen einen Augenblick lang und trennten sich dann wieder. Er drehte sich auf den Fersen um und ging in sein Zimmer. In Hannah blieb ein Gefühl furchtbarer Leere zurück.
Einige Minuten später klopfte es an ihrer Tür. In freudigem Schreck warf sie sich den Morgenmantel über die Schultern und öffnete.
„Khalil …“ Sein zorniges Gesicht ließ sie verstummen.
„Deinetwegen finde ich keinen Schlaf! Ich halte es nicht länger aus“, fuhr er sie an. „Ich habe dich in Dermots Bett gesehen. Wie konntest du nur! Wie kannst du so leben? Er ist einundfünfzig, Hannah, und du bist jung und schön. Gib dieses Leben auf, oder …“
Seine Worte trafen sie hart, und sie fühlte sich einsamer, erschöpfter und verlassener als je zuvor. Seine Vorwürfe waren zu grotesk für eine Entgegnung. Alles in ihr zog sich zusammen, und sie brachte kaum ein Wort heraus.
„Oder was?“, wiederholte sie mit großen, feuchten Augen. „Was willst du mir tun?“
Offensichtlich konnte er seine Wut kaum im Zaum halten. Mit einem verächtlichen Blick musterte er ihr wunderschönes zartrosa Negligé aus schimmerndem Satin, unter dem sich ihre Brüste beim Atmen hoben und senkten. Ohne ein weiteres Wort schob er sie beiseite, trat die Tür hinter sich zu und zog sie an seine nackte Brust.
„Ich verabscheue dich!“, stieß er hervor. „Aber bei mir sollst du deine herzlose Gier nach Geld vergessen.“
„Lass mich los!“, flüsterte sie heiser und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu winden. „Du weckst Dermot auf!“
„Und wenn schon – ich verberge meine Gefühle nicht länger, und wenn ich mich dafür mein Leben lang selbst verachten muss. Heute Nacht bekomme ich, was ich will, und wer weiß, vielleicht ist es genau das, was auch du wirklich willst.“
„Nein …“
Mit weit geöffneten, angstvollen Augen starrte sie ihn an. Aus seinen starken Armen gab es kein Entrinnen für sie.
„Oh, Hannah!“, flüsterte er.
Sie verschmolzen miteinander, als wären sie niemals getrennt gewesen. Seine Lippen glühten vor Leidenschaft. Sie genoss seine Stärke und übergab die Kontrolle über ihren Körper ganz seinem Willen. Endlich waren die Bitterkeit und die vielen Missverständnisse vorüber. Endlich konnten sie sich wieder lieben.
„Lass mich dich berühren“, bat er leise und öffnete die Bänder ihres Negligés.
Der Morgenmantel fiel von ihren Schultern, und voller Bewunderung ließ Khalil seine Hände über ihr Nachthemd gleiten. Genussvoll liebkoste er ihre glatte Haut unter der schimmernden Seide. Seine Fingerspitzen erkundeten ihren Körper, und mit immer größer werdendem Verlangen fühlte sie, wie nach und nach jeder Teil von ihr unter der Berührung seiner Hände erwachte.
„Du bist wunderschön“, seufzte er mit vor Leidenschaft heiserer Stimme.
Hannah war es, als habe sie ihr Leben lang auf diesen Augenblick gewartet. Verträumt lächelnd hob sie einen Arm und zog ihn zu sich. Seine Lippen liebkosten sie langsam und geschickt, ließen sie vor Wonne zittern.
„Wenn ich dich nur nicht hassen würde!“, murmelte er.
„Khalil!“ , rief sie entsetzt und erstarrte.
Besitzergreifend fuhr er mit den Fingerspitzen die Linien ihres Mundes nach. „Komm mit mir“, sagte er eindringlich. „Verlasse Dermot.“
„Nein! Ich kann nicht!“, flüsterte sie verzweifelt. In ihrem Bedürfnis nach Liebe hatte sie ihre eigenen Gefühle auf Khalil übertragen. Seine Küsse jedoch waren lediglich der Ausdruck körperlicher Begierde.
„Ja, ich will dich!“, stieß er wild hervor.
Mit einer schnellen, unsanften Bewegung zog er sie wieder an sich und küsste sie beinahe gewalttätig. Sie zwang sich, einen klaren Kopf zu behalten, während jede Faser ihres Körpers danach verlangte, sich seinem überwältigenden Hunger hinzugeben. Aber er hasste sie – er wollte sie besitzen, um sie von dem sterbenden Dermot zu trennen.
Mit beinahe übermenschlicher Anstrengung umfasste sie seine Schultern und schob ihn mit aller Kraft von sich. Plötzlich erscholl im Zimmer nebenan ein Schrei, der sie beide erstarren ließ.
„Nerma! Gütiger Gott! Vergib mir!“
„Allah!“, rief Khalil und eilte in Dermots Raum.
Verzweifelt lehnte sie ihren Kopf gegen die Wand. Instinktiv wusste sie, was geschehen war. Es war alles vorüber.
Sie schluchzte mit zitternden Lippen. Jetzt konnte sie nichts mehr für Dermot tun. Er hatte
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