Julia Gold Band 53
nähere. Ich fliege mit dir zusammen in die Staaten und reise dann weiter nach Ventura.“
„Und dann?“
„Ich werde mich dort häuslich einrichten und die Bekanntschaft dieser Jane Hefner machen. Ich möchte sehen, ob sie eine echte Al-Nayhal ist, ob sie ihre Herkunft begreift und akzeptiert.“
„Du hältst mich auf dem Laufenden, ja?“
„Selbstverständlich.“ Zayad winkte einen Bediensteten heran, damit er das Frühstück abtrug, und einen zweiten, der ihm das Schwert abnahm. Die beiden erledigten ihre Aufgabe rasch und geräuschlos. Anschließend begaben Zayad und Sakir sich ins Innere des Palastes.
An der Tür zum Speisesaal blieb Sakir stehen, wandte sich zu Zayad um und lächelte. „Es wäre nett, eine Schwester zu haben.“
Zayad, der die Begeisterung seines Bruders nicht teilte, sagte: „Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, Sakir. Sie könnte auch eine Betrügerin sein.“
1. KAPITEL
Sind wirklich alle Männer Gauner? fragte Mariah Kennedy sich, während sie aus ihrem fünfzehn Jahre alten Ford ohne Klimaanlage stieg. Nach den unangenehmen Temperaturen im Auto genoss sie die heiße kalifornische Sonne fast. Ein gut aussehender Kerl, intelligent, charmant, steinreich, und weigert sich, Unterhalt für seine dreijährigen Zwillinge zu zahlen!
Ihre Gedanken kreisten um ihren neuesten Fall, und sie knallte die Autotür zu. Während sie den gepflasterten Weg auf ihre betagte Doppelhaushälfte zuging, sammelten sich unter ihrem blonden Haarknoten Schweißtropfen und drohten, auf ihr Kostüm, ein Chanel-Imitat, zu fallen. Der Frühsommerwind, der vom Meer herüberwehte, das etwa eine halbe Meile entfernt war, kühlte ein wenig ihre Haut, jedoch nicht ihren Zorn wegen des Rechtsstreits, der völlig auf der Kippe stand.
Nein, sagte sie sich, so sind nicht alle Männer. Ihr Vater war ein grundanständiger Mensch gewesen. Wahrscheinlich sind es nur die Attraktiven, Erfolgreichen, Unwiderstehlichen, die sich so etwas herausnehmen.
Mariah erreichte ihre Haustür und wühlte in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel, wobei sie sich wie gewohnt gleichzeitig nach der Zeitung bückte.
Normalerweise bewältigte sie diese Übung mit Leichtigkeit.
Heute schienen die Probleme jedoch kein Ende zu nehmen.
Die Schlagzeile – Übergewicht durch Sonnenbaden? – sprang ihr ins Auge und lenkte sie ab. Und als hinter ihr etwas raschelte, sprang sie erschrocken auf und wirbelte gleichzeitig herum.
Kein kluger Entschluss.
Sie war den ganzen Morgen schon so ungeschickt gewesen, selbst vor Gericht, und nun taumelte sie gegen einen muskulösen Mann, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war.
Sie stieß überrascht einen Laut aus, der eine Mischung aus Schluckauf und Keuchen war, und ihre Tasche entglitt ihren Händen. Der Inhalt verteilte sich über den Weg, außer einem roten Kuli und einem Paar Ersatznylons, die nach rechts in die Büsche flogen.
„Verflixt!“
Mariah kniete sich hin. Im nächsten Moment war der Mann neben ihr.
„Lassen Sie nur“, sagte sie und stopfte so rasch wie möglich den Lippenstift und die Eisentabletten in ihre Handtasche. „Ich habe alles im Griff.“
„Das sieht mir aber gar nicht danach aus.“
Mariah hielt einen Augenblick in ihrem hektischen Tun inne. In der Aufregung hatte sie bisher kaum einen Blick auf den Mann geworfen.
Ein großer dunkelhaariger Mensch, mehr hatte sie nicht wahrgenommen.
Jetzt schaute sie genauer hin- und ihr wurde heiß. Dieses Mal nicht von der Sonne. Noch nie war sie einem solchen Bild von einem Mann begegnet. Dunkle, unergründliche Augen, kurz geschnittenes, gepflegtes schwarzes Haar. Seine klaren, markanten Züge deuteten auf Selbstsicherheit und eine erstklassige Herkunft hin, und seine vollen Lippen hatten garantiert schon viele Frauen fasziniert.
Nimm dich in acht, dachte sie alarmiert. Der ist süßes Gift für dich.
Mariah versuchte, sich zu beruhigen, doch es gelang ihr nicht. Der Mann hockte viel zu dicht neben ihr und lächelte sie dabei auch noch amüsiert an.
Sie schätzte ihn auf Mitte dreißig. Er sah unglaublich gut aus, und er strahlte jene Überlegenheit aus, die vor Gericht immer ungeheuren Eindruck machte – auf Männer wie auf Frauen. Allerdings war dieser Mann nicht wie ein Anwalt gekleidet. Er trug weder Anzug noch Krawatte, sondern ein schlichtes schwarzes T-Shirt unter einem offensichtlich maßgeschneiderten weißen Hemd, dazu Jeans. Natürlich wirkte diese Kleidung an seinem sagenhaften Körper alles andere als
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