Julia Gold Band 53
…“
„Was machen Sie beruflich?“
„Ich bin Anwältin.“
Er zog kurz die Brauen hoch.
„Ich vertrete Frauen, die bei einer Scheidung schlecht weggekommen sind. Ich will ihnen das verschaffen, was ihnen zusteht.“
„Interessant. Und was steht ihnen zu?“
„Je nachdem. Zuerst einmal Respekt. Falls sie für die Ehe ihren Beruf aufgegeben haben, verhelfe ich ihnen zu finanzieller Sicherheit. Falls ihre Männer sie betrogen haben und sie ihre Selbstachtung verloren haben, kümmere ich mich um einen Neuanfang. Das ist so in dem Fall, den ich gerade bearbeite, und …“
Mariah brach abrupt ab. Was tat sie da? Dieser Mann war ihr praktisch fremd, und sie teilte ihm vertrauliche Einzelheiten eines Falls mit.
„Was wollten Sie sagen, Miss Kennedy?“
Mariah stand auf und stellte das Geschirr zusammen. „Ach, nichts weiter. Ich arbeite nur an einem Fall und sollte jetzt besser hineingehen und mich daranmachen.“
Sie wollte ins Haus gehen, aber er hielt sie zurück.
„Miss Kennedy?“
„Ja?“ Sie drehte sich um.
„Sie mögen Männer nicht, oder?“
Plötzlich fühlte Mariah sich wie gelähmt. „Wie bitte?“
Er zuckte mit den Schultern. „Sie scheinen Männer grundsätzlich für ihre Feinde zu halten.“
Angriffslustig hob sie ihr Kinn. „Vor Gericht sind sie das auch.“ Und im Privatleben – ihrem Privatleben – nicht weit davon entfernt. Sie winkte ihm kurz zu. „Gute Nacht, Mr Fandal.“ Damit zog sie sich ins Haus zurück, wo sie wieder frei atmen und vernünftig denken konnte.
Jetzt brauchte sie ein ausgiebiges heißes Bad, um diesen Mann mit seinen Fragen und Kommentaren und dem sinnlichen, forschenden Blick aus ihrem Kopf zu bekommen.
Sie sollte eine Männerhasserin sein? So ein Unsinn.
Gewiss, ich traue ihnen nicht über den Weg, aber das ist ein gewaltiger Unterschied, überlegte sie, während sie das heiße Wasser in die Wanne laufen ließ.
Nachdem sie ihre Kleider abgelegt hatte, betrachtete Mariah sich im Spiegel. Der Anblick überraschte sie. Unter der imitierten Designerkleidung von der Stange verbarg sich eine recht hübsche Figur.
Sie strich sich über den flachen Bauch bis hinauf zu den großen Brüsten. Ihre Haut war sehr hell und empfindlich. Als sie ihre Brustspitzen berührte, war ihr zum Weinen zumute. Seit vier Jahren hatte niemand sie liebkost, und auch davor war es selten vorgekommen. Alan hatte sich mehr um das Wohlbefinden seiner Geliebten gekümmert als um das seiner Frau.
Sie biss sich auf die Unterlippe. In Wirklichkeit hatte sie überhaupt nichts gegen Männer. Sollte ihr der Richtige begegnen, wäre sie nur allzu bereit, ihr Begehren hemmungslos auszuleben. Doch ihre Furcht war stärker als ihr Verlangen, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass das so bald anders werden würde.
Mariah wandte sich vom Spiegel ab und stieg in die Badewanne.
Zayad fluchte, nahm den Beutel Popcorn aus der Mikrowelle und schleuderte ihn in die Richtung des Abfalleimers. Das Popcorn war schwarz wie die Nacht, und in dem kleinen Haus, das für die nächsten zwei Wochen sein Heim sein sollte, stank es entsetzlich.
„Ich könnte ein paar Bedienstete anheuern, Hoheit.“
Zayad fuhr herum, lehnte sich mit dem Rücken an den Küchentresen und musterte seinen Sekretär und Beinahe-Freund – den Mann, dessen Nachnamen er während dieser Mission als seinen benutzte. „Nein, Fandal. Ich sagte Ihnen schon, es darf keine Anzeichen von Wohlstand oder gar Pomp geben. Und nennen Sie mich nicht Hoheit.“
„Jawohl, Ho…“ Fandal hob das Kinn. „Jawohl, Sir.“
Zayad öffnete verschiedene Schränke, fand aber nichts so Unkompliziertes, wie es Popcorn angeblich war, und trat an den Kühlschrank. „Ich hatte gehofft, meiner Schwester heute Abend etwas geben zu können, eine Mahlzeit, ein Gastgeschenk. Aber ich sehe, ich habe nichts.“
„Blumen sind stets willkommen, Sir.“
„Ich spreche von meiner Schwester, Fandal. Ich will nicht der hübschen Miss Kennedy den Hof machen.“
„Gewiss, Sir.“ Mit einer knappen Verbeugung ging Fandal hin und kehrte das verschmorte Popcorn zusammen.
Was hatte er gesagt? Der hübschen Miss Kennedy den Hof machen? Zayad schnaufte. Weshalb konnte er nicht einfach den Mund halten? Vielleicht, weil diese Frau ihm nach der kurzen Unterhaltung im Garten nicht mehr aus dem Sinn ging. Das war äußerst verwirrend. Sie hatte so weich, so reizvoll gewirkt, als sie über die Probleme ihrer Mandantin gesprochen hatte.
„Darf ich mir die
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