Julia Gold Band 53
viel zu gutmütig.“
Jane lächelte. „Wie ich hörte, ist unser neuer Nachbar angekommen. Hast du ihn schon kennengelernt?“
Mariah verdrehte die Augen. „Kennengelernt? So kann man es auch nennen.“
„Was ist denn passiert?“
„Sagen wir so – ich war in Hochform. Es gab Prellungen und geschliffene Wortwechsel.“
Jane lachte und setzte sich neben sie. „Sieht er gut aus, oder ist er eine Kröte wie der letzte?“
„Warum fragst du? Du bist ihm doch auch schon begegnet.“
„Aber nein.“
„Aber doch.“
Jane schüttelte mit Nachdruck den Kopf.
Mariah blinzelte irritiert. „Vielleicht hast du ihn nur im Vorbeigehen gegrüßt. Er kennt dich jedenfalls.“
„Er kennt mich? Was soll das heißen?“
„Er hat nach dir gefragt, als er mich umgerannt hat – na gut, ich habe ihn umgerannt. Er wollte wissen, wann du nach Hause kommst. Ich hatte den Eindruck, ihr habt schon miteinander gesprochen und er wollte eure Bekanntschaft vertiefen.“
Jane zog die Nase kraus. „Das ist seltsam. Vielleicht hat Mrs Gill ihm von uns erzählt, und nachdem er dich getroffen hatte, wollte er auch mich kennenlernen. Auf gute Nachbarschaft und so.“
„Keine Ahnung.“ Mariah zog die Schultern hoch. „Wie dem auch sei, pass auf dich auf. Er sieht gefährlich aus.“
„Wieso?“ Jane schlüpfte in ein Paar rosafarbene Flip-Flops, die ordentlich am Fußende des Bettes gestanden hatten. „Weil er groß, dunkel und gut aussehend ist?“
„Zum Beispiel.“
Janes schönes Gesicht wurde ernst. Sie legte Mariah eine Hand auf die Schulter und holte dann tief Luft. „Hör mal, Mariah, irgendwann wirst du die Welt und die Männer mit anderen Augen sehen lernen müssen.“
Gereizt blickte Mariah zur Seite. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
„Doch, das weißt du.“
„Na, okay, aber nicht heute.“
„Gut.“ Jane umarmte sie kurz und sagte: „Ich rufe dich an.“ Dann stand sie auf, nahm ihren Koffer und verließ das Haus.
Nachdem Jane abgefahren war, ging Mariah in die Küche, um sich eins der erwähnten Tiefkühlmenüs aufzuwärmen und über den Sorgerechtsfall nachzudenken, an dem sie gerade arbeitete. Der Exmann ihrer Mandantin war gerissen und verbarg seine Affären geschickt. Es würde einige Nachforschungen erfordern, bis sie etwas Brauchbares zu Tage förderte.
Als der panierte Fisch fertig war, ging sie in den Patio und setzte sich auf die hübsche Picknickbank, die Jane besorgt hatte. Die Blumenbeete boten im Mondlicht einen romantischen Anblick. Mariah seufzte. Mond, Sterne, ein paar Wolken – und pappiger Fisch.
Was fehlte ihr noch zum Glück?
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
Mariah schrak zusammen und sah sich um. Der neue Nachbar kam durch die Verbindungstür zwischen den Patios auf sie zu. Im Mondlicht wirkte er doppelt aufregend, mit seinen dunklen Augen, dem schwarzen Haar und seiner schwarzen Kleidung. Zudem war er frisch rasiert, was seine kantigen Züge noch erotischer wirken ließ.
Ihr Puls beschleunigte sich, aber äußerlich gab sie sich ungerührt. „Ich habe noch einen Happen Fisch und ein paar Erbsen übrig, falls es Sie reizt.“
Sichtlich amüsiert nahm er ihr gegenüber am Picknicktisch Platz. „Ich habe momentan keinen Hunger, trotzdem vielen Dank.“
„Wollten Sie Ihren Garten begutachten, oder halten Sie nach jemandem Ausschau?“
„Eigentlich beides.“
„Jane ist nicht da.“
Nachdenklich erwiderte er: „Ich habe nicht gesagt, dass ich nach Jane Ausschau halte.“
„Das war auch gar nicht nötig.“ Mariah war sich bewusst, dass ihr Ton ein wenig schneidend war, doch ihr Nachbar schien es nicht zu bemerken.
„Vielleicht wollte ich Sie sehen“, sagte Zayad.
Ihr Puls tat einen Satz. Lächerlich. „Und was könnte der Grund dafür sein?“
„Vielleicht möchte ich mehr erfahren über diese …“, er warf ihr einen trägen, unergründlichen Blick zu, „… diese feurige Frau, die nebenan wohnt.“
Feurig! Fast wäre sie rot geworden.
Aber nur fast.
„Da gibt es nicht viel zu erfahren.“ Mariah stocherte mit dem Löffel in ihrem Feigenkompott herum.
„Das möchte ich bezweifeln.“
Himmel, diese Augen – tiefschwarz, in denen im Mondlicht goldene Pünktchen leuchteten. Solche Augen konnten eine Frau um den Verstand bringen, wenn sie nicht aufpasste. Gut, dass sie aufpasste.
„Übrigens“, sagte sie mit deutlichem Bedauern, worüber sie sich sofort ärgerte, „auf mich wartet eine Menge Arbeit, also muss ich leider
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