Julia Gold Band 53
gedehnten texanischen Akzent angenommen. „Das klingt ja, als würde dir das gefallen.“
„Ich verbinde damit keine Gefühle.“
„Das kannst du mir nicht weismachen, Bruder. Du willst sie verführen, das merke ich doch. Ist sie hübsch?“
Ein Hitzestoß durchfuhr Zayads Körper. Es war ein beunruhigendes Gefühl. „Sie ist blond und zierlich und hat aufregende Kurven. Ihre Augen haben die Farbe von Emands feinstem Sand und ihre Lippen die von rotem Wein. Sie ist weit mehr als hübsch, lieber Bruder, aber mehr kann nicht sein.“
„Für dich besteht kein Grund, sie nicht zu verführen.“
„Sie ist Amerikanerin, und ich bin Sultan. Das allein ist Grund genug, doch ich nenne dir noch weitere. Sie ist wütend über etwas oder jemanden, und ich habe keine Lust, sie deswegen zu bearbeiten.“ Er öffnete einen Schrank und nahm eine blaue Suppenschale heraus. „Egal, wie stark ich sie begehren könnte, ich wohne nur hier, um Informationen zu sammeln.“
„Du wohnst bei ihr?“ Sakir lachte schallend los.
Mit einem lauten Knall fiel Zayad die Schale aus der Hand in die Spüle. „Es ist die einzige Möglichkeit, mein Ziel zu verfolgen“, fuhr er seinen Bruder an. „Ich muss ständig in ihrer Nähe sein. Mir bleiben nur zwei Wochen, um alles über unsere Schwester zu erfahren, dann muss ich wieder nach Emand.“
„Ja, deine Mission ist das Wichtigste.“ Sakir wurde ernst. „Du kommst hoffentlich auf dem Rückweg nach Emand in Texas vorbei?“
„Natürlich. Den Anblick deiner schönen Frau lasse ich mir nicht entgehen.“
„Rita freut sich schon auf dich. Es geht ihr gut, obwohl sie im Moment schwer zu tragen hat.“
„Euer Kleines macht seiner Mutter schon jetzt das Leben schwer, wie?“
Sakir lachte glücklich, und Zayad wurde die Brust eng. Sein Bruder fehlte ihm sehr, seine Nähe, die Freundschaft. Die Gefechte, sowohl mit Worten als auch mit der Klinge. Und nun, da das Thema Familie so stark im Vordergrund stand – seine Schwester, sein Sohn und Sakirs erstes Kind –, wünschte Zayad sich nichts sehnlicher, als seinen gesamten Clan um sich zu haben, alle unter einem Dach und in Sicherheit. Wenn das doch nur möglich wäre!
„Soll ich nach Kalifornien kommen?“
Zayad lächelte über das Angebot seines Bruders, während er aus einer Schublade etwas holte, das Fandal einen Dosenschneider nannte. „Nein, du solltest deine Frau in dieser Zeit nicht allein lassen. Deine Schwester lernst du noch früh genug kennen. Außerdem würden zwei Scheiche in diesem kleinen Ort garantiert auffallen.“
Sakir lachte. „Stimmt.“
Zayad fluchte, weil ein großer Klecks Hühnerbrühe auf den Boden tropfte.
„Was ist?“, wollte sein Bruder wissen.
„Ich versuche, eine Dose zu öffnen. Hühnersuppe mit Sternchennudeln. Es ist das Lieblingsgericht meiner Patientin.“
„Du kochst doch nicht etwa?“
„Aber ja“, gab Zayad entrüstet zurück.
„Warum bittest du nicht einen der Bediensteten, sich um die Küche zu kümmern?“
Zayad beugte sich über die Spüle und drehte den Hahn auf. Ein Wasserstrahl schoss ins Becken. „Ich muss einen ganz normalen Mann darstellen.“
„Ein normaler Mann würde einen Pizzaservice anrufen.“
Erneut fluchte Zayad. „Ich muss auflegen. Ich habe zu viel Wasser dazugegeben.“ Er ignorierte das Gelächter seines Bruders und brach die Verbindung ab. Er hatte mit Löwen gekämpft, war gegen sechs Krieger gleichzeitig angetreten und gegen die besten Schwertkämpfer, da würde er doch wohl eine Dosensuppe zubereiten können. Er musste sich nur konzentrieren.
Zehn Minuten darauf betrat er Mariahs Zimmer. Die Uhr an der Wand schlug neun. Es war ein wenig spät fürs Abendessen, aber Mariah hatte ihm gesagt, dass sie seit dem Mittag nichts gegessen hatte, und sie hatte sehr blass ausgesehen, als er sie verließ.
Auf einem Tablett, das er unter der Spüle gefunden hatte, hatte Zayad die wässerige Suppe, etwas Käse, eine Scheibe blässliches Brot, eine weitere Schmerztablette, ein Glas Wasser und für sich ein Glas Wein angerichtet.
Das Tablett in der Hand, blieb er vor dem Bett stehen und nahm Mariahs Anblick in sich auf. Sie saß aufrecht da, die weiße Decke um die Taille drapiert. Ohne Make-up und mit entspannten Zügen wirkte sie sehr jung. Ihr langes blondes Haar war offen, und sie trug den Bademantel, den er ihr gereicht hatte. Auf den ersten Blick sah alles ordentlich und züchtig aus. Auf den zweiten Blick aber stellte Zayad fest, dass der weiße
Weitere Kostenlose Bücher