Julia Gold Band 53
von dir gut findet, setzte sie in Gedanken hinzu.
„Und was hast du für heute geplant?“
„Ich habe viel Arbeit aufzuholen.“
„Setz dich erst einmal und frühstücke.“
„Frühstücken?“ Auf dem runden Gartentisch stand nichts außer Zayads Kaffeetasse.
„Ich brate dir Eier“, erklärte er, stand auf und kam auf sie zu. „Das kann ich allmählich ziemlich gut.“
Am liebsten hätte sie ihn zum Frühstück gehabt. Mit seinem nassen Haar und der schwarzen Jogginghose sah er zum Anbeißen aus, und Mariah überlegte kurz, ob sie einen Sturz vortäuschen sollte. Vielleicht würde er sie dann wieder auf die Arme nehmen, sie an sich drücken, ihr tief in die Augen sehen und sie wieder ins Bett bringen.
Das schrille Klingeln des Telefons machte ihren Fantasien ein Ende. Sie drehte sich um und nahm den Hörer vom Apparat an der Wand ab.
„Ja?“
„Hallo, ich bin’s.“
Sie warf Zayad einen kurzen Blick zu. „Hallo, Jane, wie macht sich deine Schülerin?“
Zayad wirkte zwar sehr interessiert, doch er blieb nicht, um zuzuhören. Er ging in die Küche und machte sich daran, das Frühstück vorzubereiten. Mariah ging nach draußen und setzte sich in den Sessel, auf dem er bis eben gesessen hatte.
„Ich muss dir etwas Lustiges erzählen“, sagte Jane und kicherte in den Hörer.
„Schön, ich kann etwas zum Lachen gebrauchen.“
Nach einer Nacht voller erotischer Träume und nach den Fantasien über Zayad, denen sie sich nach dem Aufwachen hingegeben hatte, musste sie einfach auf andere Gedanken kommen.
Jane erzählte eine Geschichte über ein missglücktes Soufflé und die ungeschickte Schauspielerin. „Ich warnte sie davor, es allein zu versuchen, besonders nach einer langen Partynacht, aber sie wollte nicht hören. Es endete jedenfalls damit, dass wir die Feuerwehr rufen mussten.“
„Wunderbar.“
„Wunderbar? Sag mal, stehst du unter Drogen? Ich sagte gerade …“ Jane hielt plötzlich inne. „Moment mal, wo befindet sich der schöne Nachbar in diesem Augenblick?“
„Er macht Frühstück“, gab Mariah unbedacht zurück.
„Himmel, du hast mit ihm geschlafen.“
„Habe ich nicht.“
„Dabei war er ursprünglich für mich gedacht“, sagte Jane mit gespielter Entrüstung.
„Also bitte, Jane, ich habe wirklich nicht die Nacht mit ihm verbracht. Jedenfalls nicht so.“
„War nur ein Scherz, Honey. Ich will ihn sowieso nicht, ich habe ihn ja noch nicht einmal gesehen.“ Jane lachte. „Du hast dich offenbar in ihn verguckt, und das ist wunderbar.“
„Quatsch, habe ich nicht“, protestierte Mariah verstimmt und nahm Zayads Kaffeetasse hoch.
„Amüsier dich endlich einmal, Mariah, davon stirbt man nicht.“
„Woher willst du das wissen?“
„Du bist immer so zynisch.“
„Traurig, aber wahr.“
„Das wird aber langsam langweilig, und du selbst dazu.“
„Jetzt bin ich beleidigt.“
„Ich nehme es trotzdem nicht zurück“, sagte Jane. „Du bist meine beste Freundin, und ich will dich glücklich sehen. Nimm es dir – nur dieses eine Mal.“
Mariah schüttelte den Kopf. Wie sollte sie Jane klarmachen, dass sie das zwar wollte, der betreffende Mann jedoch moralische Skrupel hatte? „Ich muss jetzt aufhören. Mein Rührei wird kalt.“
Jane schnaubte. „Meins auch, Schwester. Also los, an die Arbeit.“
Mariah lachte und verabschiedete sich von Jane. Als sie auflegte, kam Zayad mit zwei Tellern voll dampfendem Rührei auf die Terrasse.
„Wie geht es deiner Freundin?“
„Gut. Ihre Schülerin macht ihr ein bisschen zu schaffen, aber sonst läuft alles bestens.“
Er erkundigte sich nicht, was die Schülerin verkehrt machte, sondern fragte: „Ist Jane des Öfteren gereizt?“
„Überhaupt nicht.“
„Oder es passt ihr nicht, ihr Können weiterzugeben?“
„Das ist es erst recht nicht. Im letzten Sommer hat sie einen Monat lang im Gemeindezentrum Kindern Kochunterricht erteilt.“ Mariah fragte sich, weshalb sie das Gefühl hatte, ihre Freundin verteidigen zu müssen, und weshalb Zayad sie überhaupt so angriff.
Rasch aß sie ihr Rührei auf. „Vielen Dank für das Frühstück, aber jetzt muss ich an die Arbeit.“
„Welche Arbeit?“
„Ich muss einen Prozess gewinnen, oder hast du das vergessen?“
„Ja, richtig.“ Zayad tupfte sich den Mund ab und legte die Serviette auf den leeren Teller. „Habe ich dir schon gesagt, dass ich einen Freund gebeten habe, diesen Charles Waydon zu überprüfen?“
Damit hatte Mariah nicht gerechnet.
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