JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
Aussicht von dort oben ist atemberaubend. Ich konnte sogar den Leuchtturm in Kilauea noch sehen. Es ist unglaublich.“
„Dann ist dir der Hawaiianer mit dem langen weißen Haar nicht über den Weg gelaufen? Und sein weißer Hund?“ Carrie schaute sich um und suchte den Wanderweg mit dem Blick ab. „Es muss mehr als nur einen Weg nach oben geben.“
„Nein. Und abwärts bin ich auch niemandem begegnet.“
„Aber …“ Ihr Herz pochte heftig. „Hier ist ein Mann gewesen. Er hat mit mir gesprochen. Er hatte einen großen weißen Hund. Ich bin vor Angst beinahe gestorben. Es war, als wäre er aus dem Nichts erschienen. Und er hat irgendwas auf Hawaiianisch gesagt.“
Kurt kramte in seinem Rucksack herum. „Es gibt nur einen einzigen Weg auf den Gipfel. Ich bin weder einem Mann noch einem Hund begegnet.“ Endlich hatte er die Plastikflasche gefunden, die er gesucht hatte. „Du brauchst Mineralwasser. Ich glaube, du leidest unter Flüssigkeitsverlust.“
„Ich leide keineswegs unter irgendwelchen Verlusten. Ich habe einen Hawaiianer und seinen Hund gesehen. Er hat mich gewarnt.“
Mit der Flasche in der Hand hielt Kurt inne. Jetzt erst schien er zu begreifen, was sie ihm die ganze Zeit über sagen wollte. „Wovor hat er dich gewarnt?“ Seine Stimme klang plötzlich viel tiefer.
„Es war eine verschlüsselte Botschaft, so viel ist sicher. Irgendetwas über ein Kanu, das auf dem Felsen strandet.“
„Hat er dich bedroht?“
Von einer Sekunde auf die andere schien Kurt vor Männlichkeit zu strotzen. Er war bereit, sie um jeden Preis gegen die unsichtbare Bedrohung zu verteidigen. Aber Carrie konnte es absolut nicht gebrauchen, dass er sich über einen unschuldigen Kerl hermachte, der sich vielleicht nur einen Spaß mit einer Touristin erlaubt hatte.
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Nein, er hat mich nicht bedroht. Ich glaube, es ist alles nicht so wichtig.“
„Was hat es mit diesem Kanu auf sich?“
„Wir verabschieden uns mit einem Kanu vom Hochzeitsempfang.“
„Ach, wirklich?“
Carrie verzog das Gesicht. „Vielleicht sollte ich das Kanu absagen. Was meinst du?“
„Ich meine, dass du langsam die Nerven verlierst.“
„Wie bitte? Du hast Angst, dass ich die Nerven verliere?“ Carrie schüttelte den Kopf. „Du glaubst mir also nicht, dass ich vor knapp einer Stunde jemanden hier gesehen habe? Einen Mann, der genau vor mir stand?“
Sie zeigte auf die Stelle. „Du glaubst, dass ich den Verstand verliere?“ Carrie wirbelte aufgeregt mit den Armen herum. „Du bist also überzeugt, dass diese Hochzeit mich verrückt macht?“
Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie zu sich heran.
„Babe, es ist alles okay. Du hast einfach zu viel Stress gehabt.“
„Hör auf, mich Babe zu nennen.“ Carrie umrundete ihn und machte sich wieder auf den Weg nach unten. Der Abhang war so steil und rutschig, dass der Weg abwärts genauso schwierig war wie der Aufstieg.
Carrie schwieg die ganze Zeit, während sie zum Jeep gingen. Sobald sie wieder im Wagen saßen und den Hügel hinab in Richtung Hanalei Plantation fuhren, zückte sie ihr Handy. Kurt warf ihr einen Seitenblick zu. Für den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als wollte er ihr etwas sagen. Aber dann konzentrierte er sich wieder auf die Straße.
Sie hatte drei Nachrichten auf der Mailbox. Erleichtert sah sie auf dem Display, dass eine von Ellen stammte. Die anderen zwei kamen von ihrer Mutter. Zuerst hörte sie die Nachricht ihrer Brautjungfer ab.
„Hi, Carrie, hier ist Ellen. Kaum zu glauben, welches Wetter hier herrscht … sieht so aus, als müssten wir jeden Moment mit dem Weltuntergang rechnen. Dabei dachte ich, dass wir mehr Angst vor der Klimaerwärmung haben müssten … egal. Ich bin bis nach Denver gekommen, aber jetzt geht es keinen Schritt weiter. Mach dir keine Sorgen, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es muss schon eine schlimmere Katastrophe eintreten, um mich daran zu hindern, nach Hawaii zu deiner Hochzeit zu reisen.“
Carrie starrte regungslos aus dem Fenster. Kurt konzentrierte sich auf den schmalen Weg zum Hotel.
„Hm.“
„Das heißt, dass dein Dad und Turk auch festsitzen.“ Sie drückte die Tasten auf ihrem Handy, um die nächste Nachricht abzuhören.
„Carrie, hier ist deine Mutter. Du musst ja halb verrückt geworden sein. Zum Glück haben wir uns noch nicht auf den Weg zum Flughafen gemacht. O’Hare ist auch geschlossen. Die Straßen in der Stadt sind nicht mehr passierbar. Ruf
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