JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
mich bitte an.“
„Was um alles in der Welt ist da los?“ Carrie drehte sich zu Kurt, als er auf den bewachten Hotelparkplatz einbog. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, als sie ausstieg und auf ihn wartete.
„Bist du so weit?“ Kurt drängte sie durch den üppigen tropischen Garten und durch die offene Lobby des Hotels in Richtung Bungalow.
„Die Flughäfen Denver und O’Hare sind geschlossen.“ Carrie schaute auf, bemerkte, dass er keine Miene verzog und nicht im Geringsten überrascht schien. Neben dem künstlichen Wasserfall blieb sie abrupt stehen.
„Du weißt längst Bescheid.“
Als Kurt ihr schließlich in die Augen schaute, war sie sich sicher, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte.
„Du weißt schon längst, dass beide Flughäfen gesperrt sind. Kurt, was ist da los?“
„Der Schneesturm des Jahrhunderts.“
„Wie bitte?“
„In den Nachrichten haben sie von einem ‚Monstersturm‘ gesprochen. Die Schneefront treibt quer über die USA in Richtung Nordwesten. Wir haben selten erlebt, dass Eis und Schnee mit solcher Wucht über das Land fegen. Nichts geht mehr.“
„Du wusstest längst …“
„Carrie.“
„Du hast es gewusst und mir die Wahrheit verschwiegen. Warum?“
„Ich wollte ein paar Stunden mit dir verbringen, ohne dass wir uns Sorgen machen müssen.“
„Wann hast du es erfahren?“, drängte sie.
„Als du draußen am Pool mit der Hochzeitsplanerin gesprochen hast. Ich bin aufgewacht und habe die Nachrichten im Fernsehen angesehen.“
Carrie erinnerte sich daran, wie abrupt er den Apparat ausgestellt hatte, als sie wieder ins Zimmer gekommen war.
Keiner der Gäste war unterwegs. Ihre Eltern hatte noch nicht einmal das Haus verlassen. Obwohl das eher eine Erleichterung bedeutete. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass ihre Mom und ihr Dad in der überfüllten Lounge eines Flughafens übernachteten. Die arme Ellen hockte bestimmt eingeklemmt in der Menge, die sich in einer Wartezone drängte. Turk und Bogie mussten auch irgendwo stecken.
Carrie stellte sich vor, wie Kurts neunundachtzigjährige Tante auf dem Flughafen in der Ecke kauerte und sich nur eine dünne Decke über die gebrechlichen Schultern gelegt hatte.
Unwillkürlich stöhnte sie auf.
„Was ist los?“ In Kurts dunklen Augen spiegelte sich seine Sorge. Nicht wegen der festsitzenden Gäste, sondern weil er befürchtete, sie würde vollends die Nerven verlieren.
„Deine arme Tante“, murmelte Carrie.
„Aunt Harriet ist kräftiger als mein Dad und das Abfallgenie zusammen.“
Carrie lächelte zaghaft. „Kurt, was sollen wir tun?“
„Was können wir denn tun? Ich werde Turk und Bogie anrufen und mich erkundigen, wie es ihnen geht. Du kannst Ellen und deine Mom anrufen. Dann werden wir uns umziehen und uns den Hochzeitsempfang ansehen, zu dem Oleo uns eingeladen hat.“
„Das ist alles? Mehr fällt dir dazu nicht ein?“
„Wir können natürlich herumstehen und uns die Haare raufen. Aber am Wetter können wir bestimmt nichts ändern, oder?“
Kurt hatte zweifellos recht. Was sollten sie tun, außer zu warten, bis der Schneesturm auf dem Festland sich verzogen hatte? Der „Monstersturm“.
Noch ein Naturereignis.
Noch ein böses Omen?
„Wir können uns genauso gut den Kopf zerbrechen, wenn wir am Strand sitzen und Champagner schlürfen“, schlug Kurt vor.
Carrie erinnerte sich an den durchdringenden Blick des Hawaiianers, der ihr auf dem Wanderweg begegnet war. An die Aura, die er mit seinen weißen Haaren ausgestrahlt hatte. An den weißen Hund …
Sei wachsam, sonst wird dein Kanu auf den Felsen stranden.
Vergiss die Felsen. Die Lage war schon schlimm genug. Carrie zitterte kaum merklich, als sie neben dem künstlichen Wasserfall stand und die feinen Wassertröpfchen auf ihrer Haut spürte. Sie fühlte sich hin und her geschleudert wie eine Nussschale auf hoher See, befürchtete, jeden Augenblick zu kentern.
Insgeheim fragte sie sich, wie viele Warnungen sie eigentlich noch in den Wind schlagen wollte, bevor sie die Hochzeit absagte.
Kurt zog die Plastikkarte durch den Schlitz, öffnete die Tür zu ihrem Bungalow und ließ Carrie zuerst eintreten. Das Herz rutschte ihm in die Hose, als sie wortlos an ihm vorbeistürmte. Er fühlte sich vollkommen hilflos, weil sie in jedem Rückschlag ein böses Omen entdeckte.
„Ich werde Ellen und Mom anrufen“, erklärte sie.
„Und ich kümmere mich um Bogie und Turk.“
Kurts Telefonat dauerte kaum
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