JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
noch mal, er ist fast noch ein Kind. Außerdem hat er das Recht, selbst zu entscheiden, was er mit seinem Leben anstellen will. Natürlich kann er auf der Ranch aushelfen. Ein bisschen Disziplin ist sogar sehr gut für ihn. Aber du darfst ihm seine Träume nicht zerstören. Er hat ein Recht auf seine Träume.“
„Bist du endlich fertig?“
„Das weiß ich noch nicht.“
„Dann lass es mich wissen, wenn es so weit ist“, erwiderte Mark so ruhig, wie man es sich nur wünschen konnte.
Trish hätte am liebsten endlos weitergemacht. Und es gab noch jede Menge Vorwürfe, die sie ihm an den Kopf geworfen hätte. Mark war beim besten Willen kein Heiliger. Er war grüblerisch veranlagt und regte sich schnell über die Fehler anderer Leute auf.
Aber er war auch der wundervollste Mann auf der ganzen Welt.
Trish brach in Tränen aus. Dicke Tropfen kullerten ihr über die Wangen. Sie rannte ins Schlafzimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
Kurz darauf hörte sie, wie er die Tür öffnete. Es erschreckte sie, weil sie immer noch heulte wie ein Schlosshund, und sie schimpfte lautlos auf sich ein, dass sie die verdammte Tür hätte abschließen sollen.
Mark setzte sich auf die Bettkante. Ruhig. Geduldig. Trish wollte nicht, dass er sie so sah. Nicht weil sie weinte, sondern weil sie merkte, dass ihr das Make-up für die TV-Show über die Wangen lief.
Zum Teufel noch mal, dachte sie verzweifelt. Denn er hatte sie schon in schlimmeren Zuständen erlebt. Sie ihn übrigens auch. Gemeinsam hatten sie alles durchgestanden. Nein, nicht alles.
„Brauchst du Taschentücher?“
Trish nickte und schniefte. Die Matratze schwang kaum merklich hoch und senkte sich wieder, als er zurückkam und sich setzte. Sie streckte ihm die Hand entgegen, und er legte ihr die Taschentücher hinein. Ein paar Minuten später hatte sie sich das Gesicht abgewischt. Mit geschwollenen Augen und verschmierten Wangen schaute sie ihn an.
„Ich bin noch nicht so weit“, gestand sie ein.
„Wofür?“
„Für New York. Für die Times oder die Post oder irgendein anderes Blatt. Ich bin nichts als ein unerfahrenes Kleinstadtmädchen, dessen Träume eine Nummer zu groß sind, um Wirklichkeit zu werden.“
„Nein, das stimmt nicht. Du wirst deine Erfahrungen machen. Eines Tages wirst du hierher zurückkehren.“
Trish rückte näher zu Mark. „Ich weiß noch nicht einmal mehr, ob ich das überhaupt will“, flüsterte sie mit dünner Stimme, weil es ihr peinlich war.
Mark berührte ihre Hand. „Dann ist es auch okay. Weil es andere Träume gibt. Du wirst es erleben, Trish. Und du hast ein Recht darauf.“
„Ich weiß einfach nicht mehr, was ich wirklich will“, gestand sie ein, „dabei ist es so klar gewesen. Alles. Der Job. Das Apartment. Die Reise. Ich habe es mir bis in alle Einzelheiten vorstellen können. Und jetzt komme ich mir vor wie der größte Dummkopf in der ganzen weiten Welt. Mark, ich habe es vermasselt. Und zwar gründlich.“
Mark erhob sich und zog sie mit sich hoch. „Lass uns zu Bett gehen. Dann erzählst du mir alles, was du auf dem Herzen hast. Und morgen früh sieht die Welt schon ganz anders aus.“
Trish nickte, riss sich zusammen und eilte ins Bad. Sie brauchte unbedingt eine Dusche. Und Schlaf. Am liebsten irgendwo anders. Nur nicht im Hush.
Der Schlaf wollte sich einfach nicht einstellen. Trish hatte keine Ahnung, wie spät es war. Aber es musste auf jeden Fall schon sehr spät sein. Morgen werde ich vollkommen übernächtigt aussehen, dachte sie, aber wen interessiert das noch?
Trish ließ den Blick zu Mark schweifen, der im Mondlicht neben ihr lag. Er hatte eine Weile geschlafen. Natürlich gab sie sich die Schuld daran. Denn er hatte mit ihr reden wollen. Sie hatte es sogar versucht. Aber es war ihr nicht gelungen. Außerdem hatte sie schon zugegeben, dass sie sich wie ein Dummkopf benommen hatte. Es fehlte ihr die Kraft, in die Einzelheiten zu gehen.
Und jetzt? Wie sollte es weitergehen?
Trish fummelte an ihrem Verlobungsring herum. An dem Ring, den sie für ihre Scheinverlobung bekommen hatte. Morgen würde ein Scheinhochzeitsring dazukommen. Sie würde eine falsche Heiratsurkunde unterschreiben. Und vor mindestens hundert fremden Gästen würde sie einen falschen Ehemann küssen.
Konnte es noch schlimmer kommen?
Trish lachte leise. Hatte sie überhaupt noch eine Wahl? Denn schließlich hatte sie das Spiel schon so weit getrieben, dass es kein Zurück mehr gab. Das wäre wirklich nicht zu
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