JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
Möglichkeit, die Mark ihr gestern Abend vorgeschlagen hatte. Nicht dass er seinem Vater erzählen wollte, worüber sie sich unterhalten hatten.
Gestern Abend hatte er den einzigen Trumpf ausgespielt, den er im Ärmel hatte. Es war wie eine letzte verzweifelte Bitte gewesen, als er ihr den Vorschlag machte, das Briscoer Wochenblatt wieder aufleben zu lassen. Heute Morgen hatte Trish kein Wort darüber verloren. Es war also Zeit, sich nicht länger daran zu klammern.
„Ich kann sie gut verstehen“, meinte Chris, „wenn ich nicht müsste, würde ich auch nicht auf die Ranch zurückkehren. Nie im Leben.“
Die Worte seines Bruders überraschten Mark nicht besonders. Aber trotzdem taten sie ihm weh. Dann erinnerte er sich daran, wie Trish ihm erklärt hatte, dass er Chris’ Träume nicht zerstören dürfe. „Was würdest du denn gerne tun?“, fragte er. „Hast du irgendetwas Besonderes geplant? Nach dem College, zum Beispiel.“
Chris wirkte erschrocken. „Eigentlich schon.“
Sogar ihr Vater schenkte ihrem Gespräch nun die vollste Aufmerksamkeit.
„Ich möchte fliegen.“
„Fliegen? Was soll das heißen?“
Chris schoss die Röte in die Wangen. Er machte den Eindruck, als hätte er ein schmutziges Geheimnis preisgegeben. „Hubschrauber. Ich will zur Air Force und meinen Flugschein machen. Und nach dem Dienst bei der Air Force möchte ich als Rettungsflieger für ein Krankenhaus arbeiten.“
Mark lehnte sich verblüfft zurück. „Wie lange geht dir das schon durch den Kopf?“
„Seit ich zwölf war.“
„Und warum hast du uns nie etwas davon erzählt?“
Chris warf Mark einen vernichtenden Blick zu. „Weil du davon doch sowieso nichts hören willst. Ich weiß, dass du die Ranch von ganzem Herzen liebst. Aber ich bin nicht dafür geschaffen. So war es schon immer.“
„Ja“, bestätigte Mark ruhig. „Du musst auch nicht für die Arbeit auf der Ranch geschaffen sein. Ich würde es sowieso lieber sehen, wenn du studierst.“
Chris nickte. „Darüber habe ich auch schon nachgedacht.“
Mark bezahlte und gab dem Kellner ein großzügiges Trinkgeld, wie es in New York üblich war. „Ich muss mich langsam fertig machen. Wir sehen uns gleich oben im Dachgarten.“ Er wandte sich an seinen Freund. „Darryl, wage es nicht, ein Bier zu trinken, bis die Hochzeit vorbei ist.“
„Was hältst du eigentlich von mir? Kann sein, dass ich ein bisschen verrückt bin. Aber ich weiß doch, was sich gehört.“
Lächelnd versetzte Mark seinem Freund einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Du hast immer noch genug Zeit, ihr zu sagen, dass du sie liebst“, gab sein Vater zu bedenken.
„Dad, das weiß sie doch.“
„Ach, wirklich?“
Mark antwortete nicht. Aber auf dem Weg zurück in die Suite ging ihm die Frage nicht mehr aus dem Kopf.
Das Streichquartett spielte die ersten Takte des Hochzeitsmarsches. Trish musste alle Kräfte aufbieten, sich nicht zu übergeben, so flau war ihr im Magen. Sie stand am Rand des Gartens, und Gwen war an ihrer Seite.
Von ihrem Platz aus konnte sie alles überblicken: die wundervolle Dekoration, die blühenden Blumen, ihre Freundinnen Stephanie und Larissa aus Dallas und die Brautjungfer Ellen. Ihre Freundin Penny kannte sie schon seit der dritten Klasse. Auf der anderen Seite saßen Marks Dad und Chris. Sogar Darryl sah im Smoking schick aus.
Und natürlich waren die Medienvertreter anwesend. Es gab drei Fernsehsender mit Kameras, zahllose Fotografen und Journalisten. Piper Devon, die berühmte Inhaberin des Hush, war ebenfalls erschienen. In ihrem blassvioletten Kleid sah sie einfach umwerfend aus.
Es ist eine Traumhochzeit, dachte Trish plötzlich, nur eben nicht meine.
Es sollte aber ihre Traumhochzeit sein.
Marks Smoking saß perfekt. Am Revers steckte eine Rose. Sie hätte sich keinen besseren Ehemann wünschen können. Er war ihr bester Freund, ihr Vertrauter, ihr Liebhaber. Aber welches Leben konnte er ihr bieten … hatte er ihr geboten? Wie stand es darum?
War es möglich, dass Trish in Briscoe ihr Glück finden konnte? Auf immer und ewig? Wartete das Glück, nachdem sie sich sehnte, auf einer Pferderanch auf sie? Wenn sie das Wochenblatt übernahm, würde sie sich mehr mit Fragen der Aussaat und Ernte beschäftigen als mit der politischen Lage in Washington.
Gwen berührte Trishs Arm. Sie war an der Reihe, und sie hatten diesen Moment so oft geprobt, dass sie genau wusste, wie langsam sie gehen musste. Und wie anstrengend das Lächeln sein konnte.
Wenn
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