JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
weit ich weiß, lebst du seit Jahren in einer Beziehung mit einem Mann. Aber du wohnst nicht mit ihm zusammen, und ihr habt immer noch keinen Hochzeitstermin vereinbart. Ich bin überzeugt, dass du mir besser keinen Vortrag über Beziehungsängste halten solltest.“
Dayle räusperte sich und rief sich ins Gedächtnis, weshalb sie überhaupt in sein Büro gekommen war.
„Witzig, dass du das ausgerechnet jetzt sagst.“
Sie hätte schwören können, dass sich sein charmantes Lächeln für den Bruchteil einer Sekunde verflüchtigte. Aber dann zuckten seine Mundwinkel wieder nach oben, und die dunklen Augen glitzerten. „Erzähl mir nicht, dass du den armen Kerl endlich aus seinem Elend erlösen und in das Joch der Ehe zwingen willst?“
„Doch. Es stimmt. Ich habe seinen Heiratsantrag angenommen.“
„Du hast Ja gesagt …“ Max zuckte die Schultern. „Gratuliere, Sweetheart. Dann darf ich also die Braut küssen?“ Er wartete nicht auf die Antwort, sondern beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Danke.“
„Wann ist es passiert?“, fragte er.
„Am Wochenende.“
Max musterte sie eindringlich. „Es ist Donnerstag. Warum beichtest du es mir erst jetzt? Hast du etwa Angst gehabt, dass du doch noch deine Meinung ändern könntest? Oder gar, dass ich dir helfen könnte, sie zu ändern?“
Es gefiel Dayle gar nicht, welche Schlussfolgerungen er gezogen hatte. Ganz besonders deshalb nicht, weil seine Worte ein Körnchen Wahrheit enthielten. Denn ihre Entscheidung hätte Dayle eigentlich überglücklich machen sollen.
Aber stattdessen empfand sie … wie sollte sie das Gefühl beschreiben? Als Resignation? Nein, das war es nicht. Als nüchtern und vernünftig? Ja, es war vernünftig, Ryan zu heiraten. Ganz besonders jetzt. Aber ich hätte damit rechnen müssen, dass ich nicht in lautes Jubeln ausbreche, dachte Dayle, denn unsere Beziehung ist schon immer eher pragmatisch als leidenschaftlich gewesen.
„Ich bleibe bei meiner Entscheidung.“ Dayle klang entschlossen. Es war das Beste für sie und für Max. Sie drehte sich um und verließ das Büro. Aber Max war sofort bei ihr und begleitete sie.
„Spann mich nicht auf die Folter. Wann soll der große Tag stattfinden?“ Auf dem Weg in ihr Büro, das direkt neben seinem lag, legte er ihr den Arm um die Schulter.
„Am letzten Samstag im Juni.“ Beiläufig schüttelte sie seinen Arm ab, umrundete ihren Schreibtisch und brachte anderthalb Meter solides Eichenholz zwischen sich und ihn.
„Im Juni?“ Max verzog abschätzig die Lippen. „Dann bleibt dir nur knapp ein halbes Jahr für die Vorbereitungen.“
Dayle lachte. „Du redest wie meine Mutter.“
Es war wirklich kaum zu beschreiben, wie sehr Lorna Mc Avoy die Lage missfiel, obwohl sie natürlich begeistert war, dass Dayle nach jahrelangem Zögern endlich Hochzeitspläne schmiedete.
„Als ich es ihr gestanden habe, hat sie beinahe einen Herzanfall erlitten. Sie ist der Meinung, dass ich dieses Mal eine richtig große Feier haben sollte, nicht wie damals, als ich mit Craig durchgebrannt bin.“
Damals war Dayle noch jung und naiv gewesen.
Achtzehn Jahre alt und so dumm, dass sie ihrem Ehemann blind vertraut hatte, als er nur wenige Monate nach ihrer Hochzeit plötzlich dauernd Überstunden machte. Die Meetings am Wochenende fanden mehr und mehr außerhalb New Yorks statt. Aber sie hatte immer noch nicht begriffen.
Erst als Dayle eine Kreditkartenabrechnung in die Hände fiel, bemerkte sie, dass er sie nicht nur betrog. Er rechnete auch noch alles über ihr gemeinsames Konto ab: die Hotelzimmer, die teuren Restaurantbesuche und den kostbaren Schmuck.
Als sie endlich offiziell geschieden waren, war Dayles Herz gebrochen und ihr Konto leer. Sie war unendlich verletzt gewesen, aber auch ein gutes Stück klüger. Kein zweites Mal wollte sie den Fehler machen, einen Flirt zu heiraten. Ryan war solide, zuverlässig und berechenbar. Er war kein Mann, der die Frauen reihenweise flachlegte.
„Du bist ihre einzige Tochter. Du versündigst dich gegen sie.“
Dayle gab sich Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. Ihre Mutter verehrte Max von dem Augenblick an, an dem die beiden sich das erste Mal begegnet waren. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie er Lorna immer in ihren rigorosen Ansichten zustimmte.
„Ich bin sechsunddreißig Jahre alt und habe schon einmal vor dem Altar gestanden.“
„Selbst wenn die Braut nicht mehr vor Scham errötet, hat sie einen romantischen und
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