JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
Dayles Mutter darauf beharrte, mindestens dreimal täglich anzurufen, um herauszufinden, was ihre Tochter sich überlegt hatte. Kaum hatte Dayle eine Entscheidung getroffen, musste die Frau jedes Mal gleich das Gegenteil vorschlagen.
Dayle brach nicht unbedingt in Begeisterungsstürme aus, weil sie in Kürze nach San Francisco ziehen würde. Es war immerhin ein kleiner Trost, dass sie sich auch dort um Globetrotter kümmern konnte. Trotzdem war sie in New York geboren und aufgewachsen. Ihre Freunde und ihre Familie lebten hier. Aber es lagen auch drei Zeitzonen und ein langer Flug zwischen ihr und Lorna, und das würde ihr die Sache ein wenig leichter machen.
„Ich werde im April nach Italien fliegen“, kündigte Max eines Morgens Mitte März an. In seinem weißen Hemd und der Kaschmir-Jacke sah er umwerfend aus, als er sich an den Türrahmen zu Dayles Büro lehnte. „Ich muss zu einem Meeting wegen Brunos neuer Herbstkollektion. Anschließend fahre ich nach Venedig, um mich mit mehreren neuen Kunden zu treffen, den Bildhauer eingeschlossen, den ich auf der letzten Reise kennengelernt habe.“
„War das eine Geschäftsreise oder eine Vergnügungsreise?“, fragte sie und zog eine Braue fragend hoch.
„Eine Geschäftsreise.“ Max klang verschmitzt. „Ganz zu meinem Vergnügen.“
Dayle seufzte. „Wie lange wirst du weg sein?“
„Vermisst du mich etwa jetzt schon?“
„Wie immer“, erwiderte Dayle, ohne dass zu erkennen war, was ihr durch den Kopf ging.
Wenn sie aufrichtig war, musste sie zugeben, dass sie ihn immer vermisste, wenn er fort war. Dayle genoss seine Gesellschaft, und sie genoss die spöttischen Bemerkungen, die ständig zwischen ihnen hin und her flogen. Sie genoss sogar seine zweideutigen Anspielungen und die endlosen Flirts. Und es gab noch einen Grund, weshalb ihr der Umzug nach San Francisco so schwerfiel: seine Freundschaft.
Max kam in ihr Büro, als sie den Kalender aufrief, den sie beide im Computer gespeichert hatten. Wie gewöhnlich setzte er sich nicht auf den Stuhl, sondern schob ein Bein lässig über die Ecke ihres Schreibtisches und ließ sich nieder. „Ich denke, ich werde Montag abreisen“, erklärte er und zeigte auf den Kalender, „erst werde ich ein paar Tage in Rom verbringen. Dann fahre ich weiter nach Venedig. Gegen Ende der Woche werde ich wieder zurück sein.“
Dayle tippte die Reisedaten ein. Angestrengt versuchte sie, nicht darauf zu achten, wie sein Rasierwasser ihre Hormone in Wallung brachte. Du liebe Güte, das Zeug ist wirklich teuflisch, dachte sie, es ist wie Sex aus der Sprühflasche. „Hat Cara sich schon um die Reisevorbereitungen gekümmert?“, fragte sie und meinte die Sekretärin, die für sie arbeitete.
„Ja. In Rom werde ich im Hotel Gabriella absteigen. In Venedig bleibe ich dort, wo ich auch das letzte Mal gewesen bin.“
„Im Marquis? Schon wieder?“ Dayle war überrascht. Normalerweise liebte Max die Abwechslung. „Warum? Gibt es einen besonderen Grund?“
Max begriff auf Anhieb, dass sie wissen wollte, ob eine Frau dahintersteckte.
„Nicht wie du denkst. Die Zimmer und der Service waren erstklassig, obwohl ich mich daran erinnere, dass das Personal alle Hände voll zu tun hatte.“
„Sie haben eine Hochzeit ausgerichtet, stimmt’s?“
Max und Dayle hatten sich angewöhnt, sich alles zu erzählen, wenn er von einer Reise zurückkehrte. Manchmal rief er sie sogar privat an, um ihr zu sagen, dass er wieder zu Hause war – ohne sich darum zu kümmern, wie spät es bereits war. Oft ging es ihm so, dass er ihr noch am Telefon das Wichtigste berichten musste.
Nicht alles, was sie besprachen, hatte mit dem Geschäft zu tun. Max erzählte ihr, was er unterwegs gesehen und gehört hatte, welche interessanten Leute er kennengelernt und was er gegessen hatte. Dayle genoss seine Reiseberichte so sehr, wie er seinen Spaß daran hatte, sich mit ihr zu unterhalten.
„Eine Hochzeit? Oh, nein.“ Max lachte tief. „Es handelte sich um eine nervlich zerrüttete Braut, um einen notorisch untreuen Bräutigam und um zweiunddreißig temperamentvolle Gäste. Wenn man dem Empfangschef glauben darf.“ Er zwinkerte und fuhr fort: „Abends haben wir dann Karten gespielt.“
„Lass mich raten. Strip-Poker?“
„Ich bitte dich. Der Empfangschef war ein Gentleman.“ Max brach ab und lächelte verschmitzt.
„Max, du bist einfach zu viel auf Reisen“, spottete Dayle. Der Lederstuhl schien sanft aufzustöhnen, als sie sich zurücklehnte
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