JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
Laune verantwortlich war. „Nein.“
„Also bist du nicht sauer auf deinen Bruder?“
„Nein.“
„Dann auf einen anderen Mann?“ Er grinste. „Auf mich?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich sauer bin oder einfach …“
„Frustriert?“ Er zog eine Augenbraue hoch. „In dem Fall kann ich dir helfen. Du musst nur aufhören, vor mir wegzulaufen.“ Sie presste die Lippen zusammen. „Aber wie ich gehört habe, ist das ja dein Ding, das Weglaufen.“ Ihr Puls beschleunigte sich. „Mit wem hast du geredet?“ Mit ihrer Mutter? Oder mit Rory? Das lag näher.
„Es ist quasi Allgemeinwissen in der Stadt.“ Nick sah sie blass werden und bereute die unbedachte Bemerkung. Er trat zu ihr. „Es ist alles gut“, versicherte er. „Alle lieben dich trotzdem.“ So gar ich, fürchte ich .
Mit zitternder Hand strich sie sich eine Strähne zurück, die sich aus dem Knoten im Nacken gelöst hatte. „Dann wissen sie nicht alles.“
Er lachte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand in diesem Nest ein Geheimnis hüten kann.“
„Du würdest dich wundern.“
Er strich ihr mit einer Hand über die Wange. „Was ist das für ein Geheimnis, von dem niemand weiß?“
„Jemand weiß davon.“ Sie seufzte. „Jemand weiß immer davon.“
„Vom Weglaufen? Das stimmt.“
Tränen schimmerten in ihren Augen. „Die ganze Stadt hat es also gewusst, aber niemand hat mich gesucht oder versucht, mit mir zu reden.“
„Es ist eben einfacher, den Kummer eines anderen zu ignorieren“, sinnierte er mit rauer Stimme, „als die richtigen Worte zu finden, um ihn zu trösten.“
Im Geiste sah sie nicht Nick, sondern ihre Vergangenheit vor sich. Sie blinzelte heftig. „Ich hätte keine großen Worte gebraucht. Ich habe mir nur jemanden gewünscht, der mich suchen kommt, der bei mir ist, damit ich mich nicht so allein fühle.“
„Ich habe nach dir gesucht“, rief er ihr in Erinnerung, „und ich habe dich gefunden.“
Ihr Lachen klang sarkastisch. „Ja, jetzt.“
Er musterte sie eindringlich. Sie war in einer seltsamen Stimmung und sah erschöpft aus. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. „Was soll das heißen?“
„Du bemerkst mich jetzt erst.“
„Du bist mir schon in dem Moment aufgefallen, als du aus der Garderobe in der Kirche gekommen bist. Ich habe vorher noch nie eine so schöne Frau gesehen wie dich, und ich konnte dich nicht mehr aus den Augen lassen.“
Sie lachte laut und humorlos, bis ihr Tränen über die Wangen liefen.
Betroffen schloss Nick sie in die Arme. „Was hast du denn plötzlich?“
Sie entwand sich seiner Umarmung. „Ich arbeite seit Jahren ehrenamtlich im Krankenhaus. Zweimal in der Woche. Wir begegnen uns mindestens an einem dieser Tage.“
„Wie bitte?“
Mit zitternder Stimme sagte sie klar und deutlich, ganz langsam Wort für Wort, was er nicht zu begreifen schien: „Du … hast … mich … nie … gesehen.“
Er strich sich über das Gesicht. Sie gehörte also zu denjenigen, die sich einen Doktor angeln wollten.
Colleen erriet, was in ihm vorging. „Ich arbeite nicht aus dem Grund im Krankenhaus, den du vermutest.“
„Ach nein? Du bist nicht wie deine Schwester?“
Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich wünschte, ich wäre wie sie. So klug und entschlossen, jedes Ziel zu erreichen.“
„Du hättest Josh gern dazu gebracht, dir einen Antrag zu machen?“ Seine Stimme klang entsetzt. „Oder mich?“
„Nein. Ich bin schon lange genug im Krankenhaus, um zu wissen, dass du keinen Antrag machst. Niemandem. Niemals.“
„Ich bin dir gegenüber im Nachteil. Du kennst mich besser als ich dich.“
„Dann verrate ich dir mein tiefstes dunkelstes Geheimnis. Der Grund, warum ich im Krankenhaus Buße tue.“
„Buße?“
„Ich habe es am Anfang dafür gehalten. Aber ich bekomme von den Kindern auf der Krebsstation mehr zurück, als ich ihnen durch mein Vorlesen geben kann.“
„Die meisten Schwestern halten es in der Abteilung nicht lange aus. Aber du bist schon seit Jahren dort?“
Sie nickte. „Es gibt Freiwillige, die aus anderen Gründen da sind, als sich reiche Ehemänner zu angeln, weißt du.“
Er lachte bitter auf. „Davon hab ich noch nichts gemerkt.“
„Ach, du armer hübscher Doktor“, spottete sie mit gespieltem Mitleid. „Wie furchtbar, dass dir all die Frauen nachjagen!“
Seine Augen funkelten vor Belustigung. „Josh hat seine beiden Bräute im Krankenhaus kennengelernt.“
Colleen hasste es, dass sie Molly ständig
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