JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
aufgewühlt über seinen muskulösen Rücken und presste seine Hüften an sich.
Er stöhnte an ihrem Busen und murmelte: „Quäl mich nicht noch länger. Lass mich dich lieben.“
Sie öffnete den Mund, um mit einem klaren Ja zu antworten, doch da hörte sie eine andere Stimme: die ihres Bruders, aus der Gegensprechanlage. „Colleen, hast du die Akte gefunden? Die Frazers sind schon da.“
Mit zitternden Beinen glitt sie vom Waschtisch. „Oh mein Gott.“ Sie hatte alles vergessen, genau wie zuvor im Park. Nick brachte ihre leichtsinnige Ader zum Vorschein. Er war nicht gut für sie. „Ich muss gehen.“
Er nickte. „Bring ihm diese verdammte Akte und komm zurück zu mir.“
„Ich kann nicht. Clayton will bestimmt, dass ich Notizen für ihn aufnehme“, behauptete sie.
„Wen interessiert schon, was dein Bruder will? Du bist ein großes Mädchen. Tu das, was du willst.“
Sie holte tief Luft. „Ich bin kein Mädchen.“ War sie es in seinen Augen? Jung und unreif und formbar? Wahrscheinlich. Sie hatte nichts getan, um ihm das Gegenteil zu beweisen. Bisher. „Ich bin eine Frau, die es besser weiß, als einem Mann wie dir nachzugeben, der nur das Eine will.“
„Was soll das heißen?“
„Du willst wissen, wo meine Schwester ist.“
„Es ist mir völlig egal, wo sie ist!“
Beinahe hätte Colleen ihm geglaubt. Doch sie wollte nicht wahrhaben, dass ihm tatsächlich an ihr gelegen war und nicht an Mollys Aufenthaltsort oder einer Gelegenheit zur Prahlerei. Denn das bedeutete ein weit größeres Risiko als der bloßen Demütigung. „Warum gehst du dann nicht einfach weg aus Cloverville und lässt mich in Ruhe?“
„Ich fürchte, das kann ich nicht.“ Seine Stimme klang resigniert, seine Augen blickten müde, und seine Erklärung schien ihn selbst ebenso aufzuwühlen wie sie.
8. KAPITEL
„Haben Sie gefunden, was Sie brauchen?“
Die dröhnende Stimme erschreckte Nick so sehr, dass ihm eine Farbdose entglitt. Mit lautem Knall schlug sie auf und rollte scheppernd über die verschrammten Holzdielen der alten Eisenwarenhandlung. „Ja, danke.“ Ich habe es gefunden, aber es ist nicht für mich bestimmt.
Mr. Carpenter, der grauhaarige alte Ladenbesitzer, zeigte mit einem knorrigen Finger auf Nick. „Sie waren doch bei der Hochzeit, die ausgefallen ist, oder?“
„Stimmt.“
Er schnippte mit den Fingern. „Jetzt weiß ich’s wieder. Sie sind der Trauzeuge. Verdammt schade für Ihren Freund.“
„Allerdings.“
„Das ist die Höhe, dass Molly McClintock Ihren Freund einfach sitzen gelassen hat!“ Trotz des empörten Tons funkelten seine Augen vergnügt. „Es heißt, dass sie aus dem Fenster geklettert ist.“
„Das sagt man.“ Nick hob die Farbdose auf.
Mr. Carpenter schüttelte den Kopf. „Das sieht unserer Molly gar nicht ähnlich. Sie war immer so ein ruhiges kluges Mädchen, mit der Nase ständig in einem Buch. Wenn sie nicht gerade mit der kleinen Hamilton unterwegs war.“ Er schmunzelte. „Also Abby, die würde durch jedes Fenster gehen, ob es offen steht oder nicht.“
„Wirklich?“ Kein Wunder, dass Clayton schlaflose Nächte ihretwegen hat, dachte Nick.
Die Türglocke kündete einen neuen Kunden an. Nachmittäglicher Sonnenschein fiel durch die hohen Fenster von der Main Street herein, beleuchtete die verschiedensten Werkzeuge, Farben, Eisenwaren und allerlei Krimskrams.
„Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten“, sagte Nick. Er legte stets großen Wert darauf, Klatsch und Tratsch zu meiden – weil er im Krankenhaus zumeist die Zielscheibe war. Noch weniger gefiel es ihm, wenn sein bester Freund als Futter für die Gerüchteküche herhalten musste.
Mr. Carpenter spähte um das hohe Regal herum zum Eingang und sagte leise: „Das ist nur Mrs. Hild, die alte Klatschbase von der anderen Straßenseite.“ In dröhnender Lautstärke, sodass die Farbdosen in den Regalen klapperten und sein Hörgerät pfiff, rief er ihr zu: „Rose, ich bin hier hinten mit dem Doktor!“
„Welcher Doktor?“
„Einer von denen mit der neuen Praxis.“ Er schnaubte verächtlich. „Die einen schön machen.“ Im Flüsterton fügte er hinzu: „Für Rose gibt es dafür auf der ganzen Welt nicht genug Operationen.“
Nick unterdrückte mühsam ein Lachen und ermahnte sich, Joshs Warnung zu befolgen und keine potenziellen Kunden zu verschrecken. Als die alte Frau hinter dem Regal auftauchte, wunderte es ihn, dass sie ihren Kopf so hoch halten konnte, denn sie trug einen riesigen, mit
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