JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
unterhielten, beobachtete Josh seine Söhne und hätte sich ohrfeigen können, dass er sie einer weiteren Enttäuschung ausgesetzt hatte. Erst ließ ihre Mutter sie im Stich, und nun hatte ihre Beinahe-Stiefmutter das Gleiche mit ihnen gemacht. Er musste lächeln, als er sich die beiden ansah und feststellte, dass sie das Ganze gar nicht zu betrüben schien. Sie standen einfach da und zupften Blütenblätter von der Blumendekoration.
Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht. Ganz sicher nicht.
Tja, aber er hatte sie auch nicht geliebt, jedenfalls nicht so, wie man eine Frau lieben sollte, die man heiraten will. Er hatte ihr einen Antrag gemacht, weil er der Meinung gewesen war, sie so sehr lieben zu können . Molly war bildhübsch und klug, von großzügigem Wesen, und wenn er mit ihr zusammen war, hatte er jede Minute genossen – sofern ihre verrückten Terminpläne das zuließen.
Er hatte geglaubt, eine Beziehung wäre beständiger und intensiver, wenn Freundschaft anstelle von Lust die Grundlage bildete. Schon bei seiner ersten Frau Amy war die Faszination so groß gewesen, dass er diese Gefühle für Liebe gehalten hatte. Am Ende stand er als alleinerziehender Vater da.
Nach diesem Fiasko hätte er eigentlich wissen sollen, dass er sich nicht Hals über Kopf in die nächste Beziehung stürzen sollte. Wenigstens war Molly klug genug gewesen, ihn am Altar stehen zu lassen. Er verdiente nicht die mitfühlenden Blicke der anderen, erst recht nicht die, die Brenna Kelly ihm zuwarf. Sie schien viel aufgewühlter als sein Trauzeuge Nick, doch der war in erster Linie sauer – auf Molly und vermutlich genauso sehr auf ihn.
Josh hatte Nick dazu überredet, hier in Cloverville die Gemeinschaftspraxis zu eröffnen, von der sie seit ihrem Studium gesprochen hatten. Es war nicht leicht gewesen, ihn von einer Praxis in einer Kleinstadt zu überzeugen, da Nick immer nur in Großstädten gelebt hatte. Aber ihre langjährige Freundschaft war ausschlaggebend dafür gewesen, dass er einwilligte, wenn auch zähneknirschend.
„Vielleicht hätte sie sich das überlegen können, bevor sie seinen Antrag annahm“, brummte Nick als Erwiderung auf Abbys Erklärung.
„Es ist meine Schuld“, warf Josh sofort ein. „Ich habe sie dazu gedrängt, obwohl ich wusste, sie war noch nicht bereit dafür.“
„Gib nicht dir die Schuld“, meinte Nick. „Sie hätte deinen Antrag ablehnen können. Frauen kann man eben nicht vertrauen.“
Josh widersprach ihm nicht, doch er wusste, es waren nicht die Frauen, sondern es war sein eigenes Urteilsvermögen, dem man nicht vertrauen konnte. Er hatte die schlechte Angewohnheit, sich immer die falschen Frauen auszusuchen. Doch vielleicht lag es auch daran, dass er der richtigen Frau nur noch nicht begegnet war … bis jetzt.
Unwillkürlich wanderte sein Blick zu Brenna, die noch immer beharrlich schwieg. Und dabei hatte sie sich solche Mühe mit den Hochzeitsvorbereitungen gegeben, dass er sich fragte, was seine Braut eigentlich zu diesen Vorbereitungen beigetragen hatte. Als er Brenna ansah und an all die Arbeit dachte, die sie sich gemacht hatte, bekam er ein schlechtes Gewissen, dass Mollys Rückzieher bei ihm so große Erleichterung auslöste.
Als Mrs. McClintock und die anderen zu diskutieren begannen, ob der Empfang dennoch stattfinden sollte, stellte sich Josh auf die Seite seiner Beinahe-Schwiegermutter. Sie war für den Empfang, schließlich war alles bereits bezahlt worden, etliche Leute hatten so viel Arbeit investiert, und die Gäste hatten sich die ganze Zeit über auf die Party gefreut.
Für Josh gab es nur einen Grund, diese Ansicht zu teilen: Er wollte Brenna nicht enttäuschen.
Josh blinzelte in den Sonnenschein, als er den Jungs aus der Kirche folgte. Clayton hatte zugesagt, die Gäste wissen zu lassen, dass die Hochzeit abgesagt sei, aber er selbst musste es erst noch seinen Söhnen beibringen.
„Kommt her, ihr beiden“, sagte er zu T. J. und Buzz und setzte sich auf die oberste Stufe der Treppe vor der Kirche. „Ich muss mit euch reden.“
Die Zwillinge tauschten vielsagende Blicke aus und gesellten sich zu ihm. Vielleicht waren sie doch nicht so nichtsahnend, wie er gedacht hatte.
„Alles okay, Daddy?“, fragte Buzz, der eigentlich Nicholas James hieß, und legte eine Hand auf Joshs Schulter, wie Nick es in der Kirche gemacht hatte.
„Ja, Daddy. Alles okay?“, wollte auch T. J. wissen, der sich auf der anderen Seite neben ihn setzte.
Josh atmete die frische Luft
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