JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
ihres trägerlosen Kleids, das ihre helle Haut noch stärker betonte. Eine Fülle von Farben tanzte über ihre bloßen Schultern und die Arme, da die Sonne ihre Strahlen durch die bunten Bleiglasfenster der Kirche schickte.
Schuldbewusst setzte er dem Blickkontakt ein Ende. Er war hergekommen, um eine andere Frau zu heiraten. Dass Molly McClintock offenbar ihre Meinung geändert hatte, tat nichts zur Sache, und Josh hatte kein Recht, die beste Freundin seiner Verlobten anzustarren.
Jemand legte eine Hand auf seine Schulter und drückte sanft zu. „Oh Mann, das tut mir leid“, hörte er den Trauzeugen sagen.
Josh sah seinen Freund an und kniff die Augen zusammen, um zu ergründen, wie ernst Dr. Nick Jameson seine Worte meinte. Nick und er kannten sich seit der Vorschule und hatten so viel gemeinsam erlebt, dass sie beide fast eher Brüder als nur beste Freunde waren. Das war ein Grund, warum sie immer ehrlich miteinander umgingen, und genau deshalb hatte Nick keinen Hehl daraus gemacht, dass er Josh für verrückt hielt, um die Hand einer Frau anzuhalten, die er kaum kannte. Der gleichen Meinung war er auch schon bei Joshs erster Frau gewesen, die ihn verließ, als ihre Zwillinge noch Babys waren. In beiden Fällen hatte Nick recht behalten, und doch fühlte er mit seinem Freund mit.
Clayton, der Bruder der Braut, riss sich endlich von der blonden Brautjungfer namens Abby Hamilton los und wandte sich an die Gäste.„Es gibt leider eine kleine Verzögerung“, gab er bekannt. „Die Braut ist noch nicht ganz bereit, daher möchten wir Sie um etwas Geduld bitten. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“
Schließlich sah er bedauernd zu Josh. Er wusste, es war nicht bloß eine kleine Verzögerung. Die Braut würde niemals bereit für diese Heirat sein.
Abby löste sich aus der Gruppe und rannte los, woraufhin Clayton sie zu fassen bekam und sie dazu brachte, langsamer zu gehen. Die Musik setzte wieder ein, und Joshs vierjährige Zwillinge Buzz und T. J. liefen in ihren schwarzen Smokings hinter Abby her, wohl weil sie ein Spiel vermuteten. Als auch die Trauzeugen und die anderen Brautjungfern nach und nach die Kirche verließen und Josh schließlich allein am Altar stand, wusste er, das war’s. Er war der Verlierer, dem eine Frau nach der Hochzeit weggelaufen war und dessen potenzielle zweite Ehefrau gar nicht erst am Altar auftauchte.
Eine weibliche Hand hakte sich bei ihm unter, um ihn sanft vom Altar wegzuziehen. Er war doch nicht ganz allein gewesen. Brenna Kelly dirigierte ihn durch den Gang in Richtung Tür, während die Gäste ihn anstarrten. Alle Sitzbänke waren belegt, aber nur wenige Anwesende hatten sich seinetwegen in der Kirche eingefunden, der überwiegende Teil gehörte zu Molly McClintock. Daher war es ihm auch nicht allzu peinlich, dass sie ihn versetzt hatte. Ganz im Gegenteil! Es kam ihm sogar so vor, als wäre eine drückende Last von seinen Schultern genommen worden, nachdem er nun doch nicht eine Frau geheiratet hatte, die er so gut wie gar nicht kannte.
Brenna eilte den Mittelgang entlang und hielt den Arm des Bräutigams fest an sich gedrückt, als könnte sie so den Schmerz absorbieren, den ihre Freundin Molly dem armen Mann zugefügt hatte. Gleichzeitig wahrte sie gegenüber den Gästen ein zuversichtliches Lächeln. Es wird schon alles gut werden, sollte dieses Lächeln vermitteln, doch das hätte sie Dr. Joshua Towers nicht ins Gesicht sagen können. Sie konnte gar keinen Ton herausbringen, als sie mit ihm das Ankleidezimmer der Braut betrat, wo sich die Brautjungfern und die Trauzeugen versammelt hatten.
Nur die Braut selbst fehlte. Molly war fort. Brenna hatte es gewusst, als Clayton ohne sie auftauchte. Als sie wenige Minuten vor Beginn der Hochzeitszeremonie die Brautjungfern aus dem Zimmer gescheucht hatte, war Molly die Ruhe selbst gewesen. Brennas Nerven dagegen waren mit ihr Achterbahn gefahren, als wäre sie die Braut. Dabei war sie nie die Braut, immer nur die Brautjungfer.
An der Garderobe hing Mollys Hochzeitskleid, das sich leicht in der sanften Sommerbrise bewegte, die durch das geöffnete Fenster ins Zimmer wehte. Oh, Molly, was hast du bloß getan?
Molly war immer die Klügste in ihrem Freundeskreis gewesen, zu dem sie, Brenna und Abby Hamilton seit dem Kindergarten gehörten. In der zweiten Klasse war dann Eric South dazugekommen, als seine Eltern mit ihm nach Cloverville, Michigan, zogen. Molly war von allen auch die Vernünftigste gewesen, und es war nicht ihre
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