JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
weil sie den üblichen Aberglauben vertraten, der Bräutigam dürfe die Braut unmittelbar vor der Hochzeit nicht mehr zu Gesicht bekommen, wenn er kein Unglück heraufbeschwören wollte.
Tatsache war, dass er sie dennoch vor der Hochzeit gesehen hatte, und zwar mitten in der Nacht, als sie zu den Kellys herüberkam und ihn in der Dunkelheit auf der Veranda sitzend vorgefunden hatte.
„Warum hast du mich gebeten, dich zu heiraten?“, wollte sie wissen.
„Ich glaube, wir können eine Ehe auf die Beine stellen. Ich glaube, wir können glücklich sein“, beharrte er, obwohl er daran gewisse Zweifel hegte, seit er Brenna Kelly begegnet war.
Hin und her gerissen seufzte sie. „Ich bin mir nicht sicher …“
„Hast du deine Meinung geändert? Möchtest du die Hochzeit lieber absagen?“
Verwirrung und Niedergeschlagenheit standen in ihren Augen geschrieben. „Ich weiß nicht.“
„Wir wollen morgen heiraten. Vielleicht sollten wir die Trauung verschieben.“
„Alle haben sich so viel Mühe gegeben. Brenna, die Kellys, Mrs. George.“ Wieder seufzte sie. „Außerdem hat Clayton bereits alles bezahlt.“
„Wenn du nicht mehr heiraten möchtest, werde ich ihm seine Ausgaben erstatten. Ich wollte sowieso alles bezahlen.“
„Das wird er nicht zulassen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich bin ich einfach nur nervös. Morgen früh wird’s mir wieder gut gehen.“
„Wenn nicht, werde ich dafür Verständnis haben“, versprach er ihr. „Ich werde sogar Verständnis haben, wenn du mich am Altar stehen lässt oder in letzter Sekunde doch nicht ‚Ja, ich will‘ sagen kannst.“
Sie umarmte ihn, und in diesem Moment schienen alle Zweifel vergessen. „Du bist so ein netter Kerl, Joshua Towers.“
Josh kehrte in die Gegenwart zurück, als er es sich auf dem Rücksitz der Limousine bequem machte, der normalerweise für den Ehemann und seine frischgebackene Ehefrau reserviert war. Wie kommt es nur, dass die netten Kerle immer auf dem letzten Platz landen?
Als die Limousine losfuhr, war es ausgerechnet Brenna, die durch den Ruck von ihrem Sitz rutschte und auf dem Hinterteil landete. Sie begann zu lachen, die anderen stimmten mit ein, und trotz der bedrückten Stimmung konnte nicht mal Josh ernst bleiben.
„Was für ein Tag …“, murmelte er und beugte sich vor, um Brenna hochzuhelfen. Als seine Hand sich um ihre legte, verstummte sein Lachen, da eine unerwartete Hitze auf ihn übersprang und an seinem Arm hinaufschoss.
„Der Tag ist noch nicht vorbei“, warnte sie ihn mit sanfter Stimme. Ihre Haut fühlte sich ebenfalls sanft an, doch ihr Griff war fest. Sie richtete sich auf, aber bevor sie sich auf ihren Platz setzen konnte, zog Josh sie zu sich auf die Rückbank. Im Geiste verpasste er sich prompt einen Tritt in den Hintern. Offiziell war seine Verlobung noch gar nicht aufgelöst worden, und er hatte kein Recht, sich zu Mollys Brautführerin und bester Freundin hingezogen zu fühlen. Vielleicht war er ja doch gar kein so netter Kerl.
2. KAPITEL
Brenna stockte der Atem, als sie beim Hinsetzen gegen seine Hüfte stieß. Josh hielt noch immer ihre Hand fest, bis sie sich von ihm löste. Als sie auf der Rückbank versuchte zur Seite zu rücken, gab der Sitz nach, wodurch Josh ein Stück näher rutschte. Ihre Wangen begannen zu glühen. Sie konnte unmöglich mehr wiegen als er, dafür war er viel zu groß und zu muskulös. Eigentlich war ihr das egal, da sie längst mit ihrem Gewicht Frieden geschlossen hatte. Sie wusste, sie würde nie Colleens Modelmaße erreichen, und sie hatte auch nicht Abbys oder Mollys elfenhafte Statur.
Ihr gehörte eine Bäckerei, und sie würde verdammt noch mal nicht auf diese süßen Köstlichkeiten verzichten. Sie sollte sich freuen, dass der Empfang nicht abgesagt wurde. Sie würde ein herrliches Mahl zu essen bekommen, gefolgt von einem Stück Schokoladenkuchen mit Buttercreme, den ihr Dad für Molly zubereitet hatte. Doch Brenna war nicht glücklich. Denn Molly war nicht hier. Sie sollte neben Josh sitzen, nicht Brenna. Trotzdem war sie erleichtert darüber, dass ihre Freundin nicht hier war und dass sie auch nicht Josh geheiratet hatte. Und genau aus diesem Grund war Brenna so unglücklich.
Wie konnte sie einem netten Kerl wie Josh bloß eine solche Demütigung wünschen? Zugegeben, wenn Molly sich nicht sicher war, dann konnte sie ihn auch nicht heiraten. Aber wenn sie Zweifel hatte, warum war sie dann überhaupt erst auf seinen Heiratsantrag
Weitere Kostenlose Bücher