JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
schüttelte den Kopf. „Nein. Nick ist bloß übervorsichtig.“ Dann verzog er den Mund und fügte hinzu: „Nicht ohne Grund. Als sein älterer Bruder von seiner Frau verlassen wurde, war der am Boden zerstört. Wir waren damals noch Teenager. Er wusste nicht, wie er seinem Bruder helfen sollte, und dann auf einmal war es zu spät.“
„Er brachte sich um?“
„Sagen wir, es war ein absichtlicher Unfall“, erwiderte er.
„Wie schrecklich“, flüsterte sie.
Dann fiel ihm auf, wie sie ihn mit ihren grünen Augen musterte, als suche sie nach Hinweisen, die bei ihm eine ähnliche Verzweiflungstat erahnen ließen.
„Mir geht es gut“, versicherte er ihr noch einmal, auch wenn er es allmählich leid war, immer wieder das Gleiche beteuern zu müssen. Er überlegte, ob er ihr beweisen sollte, dass er ihre Freundin in Wahrheit nicht geliebt und dass die abgesagte Hochzeit ihm nicht das Herz gebrochen hatte. Er streckte den Arm aus und strich mit den Fingern über die seidenweiche Haut ihrer Wange.
Sie rang deutlich hörbar nach Luft. „Josh …“
Letzte Nacht war sie davongelaufen, so wie jede andere Frau, die ihm wichtig war oder die er zumindest für wichtig gehalten hatte. Es war besser, wenn sie glaubte, er liebe immer noch Molly, denn dann würde er sich vielleicht nicht in sie verlieben. Vielleicht …
6. KAPITEL
„Es geht ihm gut“, beteuerte Brenna, während sie ihrer Mutter half, das Brunchbüfett auf dem Tisch anzuordnen. Obwohl sie früh am Morgen bereits Zimtschnecken gegessen hatten, war ein Sonntag ohne Brunch schlicht undenkbar. Bei den Kellys wurde einfach keine Mahlzeit ausgelassen.
„Das sehe ich auch so“, stimmte Mama ihr zu. „Ich weiß wirklich nicht, was sich Molly dabei gedacht hat.“
Brenna nickte, da sie genauso wenig wusste, was sie davon halten sollte.
„Mary McClintock hat heute Morgen angerufen“, fuhr Mama fort, wobei ihr Blick so wie der ihrer Tochter immer wieder in Richtung Garten wanderte, wo Josh mit den Jungs spielte.
„Hat sie mit Molly reden können?“, wollte Brenna wissen.
„Davon hat sie nichts gesagt“, antwortete ihre Mutter, schien dabei aber ihrem Blick auszuweichen. „Sie wollte sich nach ihrem Beinahe-Schwiegersohn und den Zwillingen erkundigen, ob es den dreien gut geht.“
„Sie hat sich angeboten, die drei bei sich einzuquartieren, richtig?“, folgerte Brenna aus der ausweichenden Art ihrer Mutter.
Mama winkte ab und verwarf den Gedanken. „Das wäre doch albern. Abby und Lara sind schon bei ihr im Haus, und zusammen mit ihren eigenen Kindern bleibt da für niemanden mehr Platz.“
„Abby ist hiergeblieben? Zieht sie mit Lara ganz her?“, erkundigte sich Brenna nach ihrer Freundin, die in den letzten acht Jahren ständig zwischen Detroit und Chicago hin und her gependelt war. So wie Brenna war auch Abby ein Arbeitstier und hatte ein eigenes Unternehmen gegründet – ‚Kollegen nach Maß‘, eine Zeitarbeitsagentur.
Sofort hob Mama abwehrend eine Hand. „Abby behauptet, sie will nur so lange bleiben, bis sie weiß, dass mit Molly alles in Ordnung ist. Aber wenn es nach Mary geht, dann werden Abby und ihre bezaubernde Tochter in Cloverville bleiben.“
Brenna wurde hellhörig. Versuchte ihre Mutter sich als Kupplerin, so wie Mary McClintock das schon immer gemacht hatte? Natürlich hatte sie versucht, Eric mit Molly zu verkuppeln, doch daraus war nie etwas geworden. Molly beteuerte stets, sie beide seien nur Freunde und Eric empfinde keine romantischen Gefühle für sie. Und trotzdem war sie am Boden zerstört gewesen, als er zu den Marines ging. Danach war das Verhältnis zwischen den beiden nie wieder so gewesen wie früher.
Vielleicht hatte Mrs. McClintock ja mehr Erfolg bei Abby und Clayton. Brenna musste lächeln, als sie daran dachte, wie die beiden sich beim Tanzen geküsst hatten. Offenbar konnten sie sich gegen diese gegenseitige Anziehung nicht mehr so gut zur Wehr setzen wie noch vor acht Jahren.
„Ich muss Abby anrufen“, beschloss Brenna, „und hören, ob ich sie irgendwie zum Bleiben überreden kann.“
„Mary sagte, Joshs Trauzeuge sei heute Morgen mit den Zwillingen bei ihr gewesen.“
„Tatsächlich?“
„Ja, er wollte zu Colleen.“
Dann war Nick ihr also nicht zufällig im Park begegnet, wie er behauptet hatte, als er die Jungs zurückbrachte. Sie hatten ihn zum Brunch eingeladen, aber er lehnte dankend ab und erklärte, zu müde zu sein. Sie fragte sich, ob die Jungs ihn so viel Kraft gekostet
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