JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
zu verschwinden.“
„Ganz ohne Vorwarnung hat sie das auch nicht gemacht“, gestand er ihr.
„Du wusstest, sie würde vielleicht ihre Meinung ändern?“
Von oben waren Schritte aus Brennas Zimmer zu hören. Wusste sie inzwischen, dass nicht Molly, sondern Colleen ins Haus gekommen war?
Er sah zur Decke. „Ja, das wusste ich.“
„Warum habt ihr dann nicht …“
Die Hochzeit abgesagt? Er zuckte mit den Schultern. Ja, das hätten sie machen können. „Du willst nicht darüber reden, wie?“, sagte sie. „Kann ich verstehen.“
„Wenigstens einer kann das.“
„Wieso? Setzt dich jemand unter Druck?“ Im gleichen Moment fiel ihr die Antwort auf ihre Frage ein. „Ach so, Nick.“
„Ja, Nick.“ Josh fuhr sich durchs Haar. Die Schwellung hatte sich etwas zurückgebildet, aber zum Glück war der Treffer heftig genug gewesen, um ihn ein wenig zur Vernunft kommen zu lassen. „Er begreift das nicht.“
„Das tut mir leid. Ich weiß, er ist dein bester Freund, trotzdem …“
„Er meint es nur gut“, verteidigte Josh ihn. „Er versteht mich nicht, aber ich glaube, ich verstehe ihn. Wir kennen uns seit langem, und er sieht in mir so was wie einen Bruder.“ Josh seufzte. „Darum drängt er mich, Cloverville zu verlassen. Er fürchtet, ich könnte eine Dummheit begehen.“
„Ich dachte, er hält es für eine Dummheit, in Cloverville zu bleiben.“
„Oh Gott“, stöhnte Josh auf. „Er setzt nicht nur mich unter Druck. Ich sah euch beide gestern auf der Tanzfläche, da hätte mir klar sein sollen, was er vorhat.“
„Du meinst, er hat nur mit mir getanzt, um herauszufinden, wo meine Schwester ist?“
„Nein, das habe ich damit nicht gemeint, das kam falsch raus“, stellte er sofort klar. „Aber du solltest eines über ihn wissen. Er ist fest entschlossen, alles allein durchzuziehen und sich niemals mit irgendeiner Frau einzulassen.“ Josh hatte Nick deshalb für verrückt gehalten, doch jetzt wurde ihm mit einem Mal klar, dass er selbst verrückt war, weil er verzweifelt versuchte, eine dauerhafte Beziehung einzugehen, wie er sie von seinen Eltern und mittlerweile auch von Brennas Eltern kannte.
„Ich weiß“, versicherte Colleen ihm. „Ich arbeite seit ein paar Jahren freiwillig im Krankenhaus. Ich kenne alle Geschichten, die man sich über Dr. Jameson erzählt.“
Josh nickte. „Das Traurige daran ist, dass diese Geschichten den Tatsachen entsprechen.“
„Ich verstehe schon, warum sich jemand nicht verlieben möchte. Das Risiko ist einfach zu groß.“
Unwillkürlich musste Josh lachen. Sogar diese junge Frau hatte es verstanden. Warum war er bloß so schwer von Begriff?
„Ist sie weg?“, fragte Brenna, als sie zu Josh in die Küche zurückkehrte. Sie trug jetzt einen dünnen Pullover und einen langen Jeansrock. Dunkle Wolken waren aufgezogen, weshalb die Temperatur um einige Grad gesunken war. Wenn sich doch nur ihre Anziehung zu Josh auch so leicht abkühlen ließe.
Er saß auf einem Hocker und hatte den Kopf in die Hände gestützt. „Ja, und du weißt sicher auch, dass es Colleen war.“ „Ja, das war mir inzwischen auch aufgefallen.“ Trotzdem hätte sie ihr nicht gegenübertreten können, denn Colleen hätte sofort gemerkt, was hier gelaufen war. „Was wollte sie?“
„Mit dir reden.“
„Ging es ihr gut?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich glaube schon. Wir haben uns eine Weile über Nick unterhalten.“
„Über Nick?“ Sie nickte verstehend. „Ich dachte mir schon, dass er versuchen würde, Colleen auszuquetschen, damit sie ihm verrät, wo Molly ist. Aber er weiß nicht, wie verschwiegen sie sein kann.“
Josh grinste. „Ich glaube, das ist nicht das Einzige, was er nicht weiß.“
„Wie meinst du das?“
„Ich glaube, er verliebt sich langsam in sie.“
„Und Colleen?“ Sie würde ihre Freundin später anrufen müssen, dabei konnte sie es kaum erwarten, mit ihr zu reden. „Welchen Eindruck hast du, wie sie das sieht.“
„Sie genießt es mit Vorsicht, würde ich sagen.“
„Sie ist ein kluges Mädchen“, betonte Brenna.
„Ich habe sie vor Nick gewarnt.“
„Ist er ein Frauenheld?“, fragte sie beunruhigt.
„Nein, ganz im Gegenteil“, antwortete er amüsiert. „Er gibt sich größte Mühe, bloß keine Beziehung aufzubauen. Allerdings habe ich so ein Gefühl, dass ihm diesmal gar keine andere Wahl bleibt.“
„Du meinst, er ist wirklich an ihr interessiert?“ Josh nickte. „Aber natürlich weiß er selbst
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