JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
Freundinnen auf. „Lassen wir sie kurz allein.“ Sie öffnete die Tür und begegnete Claytons besorgtem Blick.
„Gleich ist es so weit“, sagte er und wies auf seine Uhr. „Molly, du musst dich anziehen.“
Doch Abby schob ihn – deutlich sanfter als gestern Abend – fort. Sie spürte seine Muskeln und die Wärme seines Körpers unter ihren Handflächen. Mühsam suchte sie nach Worten. „Geh wieder, Clayton. Die Braut braucht einen Augenblick für sich allein.“
Er sah sie an und murmelte warnend: „Abby …“
Abby fröstelte, und zum ersten Mal bedauerte sie es, dass ihr Kleid schulterfrei war, denn Claytons Blick wanderte unverhohlen über ihren Körper und blieb an ihrem Dekolleté hängen. Seine dunklen Augen blitzten auf.
Brenna drängte sich an ihnen vorbei. „Na los, die Braut möchte kurz allein sein.“ Sie senkte ihre Stimme, während sie Lara hinausführte. „Was ihr beide wollt, weiß ich allerdings nicht.“
Clayton ging es ähnlich. Als Abby Colleen und Brenna folgen wollte, griff er nach ihrem Handgelenk. Sie war so zierlich.
„Ich möchte mit dir reden“, sagte er und schloss die Tür, damit Molly ihre Privatsphäre hatte.
Sanft zog er Abby in einen Nebenraum der Sakristei. „Ich möchte mich für gestern Abend entschuldigen.“ Er konnte es noch immer nicht fassen, dass er Lara als einen Fehler bezeichnet hatte. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zugetan, weil er sich solche Vorwürfe wegen dieser unbedachten Äußerung gemacht hatte.
„Lass das“, sagte sie und versuchte, seine Hand abzuschütteln. Doch er hielt sie fest und streichelte mit seinen Fingern zärtlich über ihre weiche Haut. Ihr Puls beschleunigte sich.
„Was soll ich lassen?“, fragte er mit rauer Stimme.
„Hör auf, nett zu sein, Clayton.“ Mit ihren blauen Augen sah sie ihn bekümmert an. „Wir sind nicht nett zueinander.“
Er seufzte. „Das war früher. Ich hätte damals freundlicher zu dir sein müssen“, gab er zu. „Du warst schließlich noch ein Kind.“
„Und du, Clayton? Warst du jemals ein Kind?“, fragte sie flüs ternd. „Hast du niemals etwas getan, das du später bereut hast?“
Himmel, sie schaffte es immer wieder, seine empfindlichen Stellen zu treffen. Natürlich hatte er als Jugendlicher Träume und Fantasien gehabt, die nicht erfüllt worden waren. Die meisten Pläne hatte er mit dem Tod seines Vaters begraben müssen. Doch im Grunde bedauerte er nichts. „Bis jetzt nicht.“ Wenn sie allerdings noch länger in seiner Nähe blieb und ihn herausforderte, konnte sich das schnell ändern. „Abgesehen davon, was ich gestern Abend zu dir gesagt habe …“
„Denk nicht mehr daran“, entgegnete sie. „Ich habe es auch schon vergessen.“
Wie selbstverständlich griff sie mit ihren rot lackierten Fingern nach seiner Krawatte und richtete sie. Clayton hielt die Luft an. Instinktiv reagierte er auf ihre Berührung und auf ihre Nähe. Ein schwacher Lilienduft ging von der Blume in ihrem Haar aus. Dann strich sie mit einem Finger leicht über sein Kinn. „Mach dir keine Sorgen, Clayton. Ich werde bald wieder fort sein.“
Nicht bald genug, um ihm sein seelisches Gleichgewicht zurückzugeben.
Abby trat aus dem Nebenraum heraus und mischte sich unter die ankommenden Gäste. Er konnte ihr perlendes Lachen hören, als sie sich mit Leuten unterhielt, die sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Sie machte einen völlig unbefangenen Eindruck, doch Clayton wusste, dass sie schauspielerte.
Er ging zurück zum Umkleideraum der Braut. Als er seine Hand hob, um an die Tür zu klopfen, bemerkte er, dass er zitterte. Wenn es nach ihm ginge, konnte Abby die Stadt gar nicht schnell genug wieder verlassen. „Molly?“
„Ja.“
„Bist du fertig?“
„Ja, ich bin so weit.“
„Dann werde ich Brenna sagen, dass es losgehen kann.“ Die Erste Brautjungfer war für alle organisatorischen Dinge zuständig. Als die Hochzeitsgesellschaft sich aufstellte, legte Abby ihre Hand auf seinen Arm. Er wusste nicht genau, wie sie es machte, aber ihre Berührungen hatten einen beängstigenden Effekt auf ihn.
Er schloss kurz seine Augen und atmete tief durch. Brenna drehte sich zu ihnen um und fragte: „Bist du sicher, dass mit Molly alles in Ordnung ist? Sie wollte mich vorhin nicht hereinlassen.“
Er nickte. „Sie sagte, dass sie fertig ist.“
„Na dann los!“, bestimmte Brenna und führte gemeinsam mit dem Trauzeugen, Dr. Nick Jameson, die Prozession an.
Als sie am Altar
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