JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
geschmeichelt fühlte, wenn er um ihre Hand anhielt.
„Aber was noch wichtiger ist, mein Schatz“, sie setzte sich neben Molly aufs Bett und legte den Arm um sie, „es wäre nicht fair dir gegenüber.“
„Die Hochzeit ist schon morgen“, entgegnete Molly traurig und legte ihren Kopf auf Abbys Schulter.
Abbys Magen zog sich zusammen. Ihre Freundin hatte also tatsächlich Zweifel. „Bevor du nicht ‚Ja!‘ gesagt hast, ist es noch nicht zu spät, einen Rückzieher zu machen.“
„Clayton würde mich umbringen.“
Abby lachte. Sie wusste genau, wem er die Schuld für eine geplatzte Hochzeit geben würde. „Nein, das würde er nicht. Er würde mich umbringen.“
Abby stieß die Tür auf und spähte vorsichtig durch den leeren Eingangsbereich in die Kirche. Hübsche Gestecke aus Nelken und Lilien schmückten die Bänke. Durch die bunten Mosaikfenster strahlte die Sonne und tauchte den Innenraum in leuchtend buntes Licht.
„Ist schon jemand da?“, fragte Brenna aus der Sakristei, wo sie mit Lara, Colleen und der Braut wartete.
Erschrocken zuckte Abby zurück. Eine ältere Dame mit einem wild dekorierten Hut war hereingekommen.
„Mrs. Hild!“
„Sie wird heute die Orgel spielen.“
„Na großartig.“ Die alte Dame würde vermutlich nicht gerade erfreut sein, Abby zu sehen. Um sich abzulenken, wandte sie sich Lara zu, die mucksmäuschenstill auf einem Stuhl saß und sich von Brenna Blumen ins Haar flechten ließ.
„Du siehst wundervoll aus, mein Liebling.“
„Du bist auch sehr hübsch, Mommy.“
Brenna pfiff anerkennend. „Ja, das stimmt. Und was für ein atemberaubend schönes Kleid du anhast. Diejenige, die die Kleider für die Brautjungfern ausgesucht hat, muss einen sehr guten Geschmack haben.“
Abby blickte an ihrem leuchtend roten, trägerlosen Abendkleid aus Satin herunter. „Tja, ich weiß nicht. Irgendwie finde ich es ein wenig billig.“
Brenna warf eine rote Nelke nach ihr.
„He“, protestierte Abby und duckte sich gerade noch rechtzeitig. „Du gibst ein sehr schlechtes Vorbild ab, Brenna.“
„Da hat deine Mommy völlig Recht“, stimmte eine männliche Stimme von draußen zu, ohne die Tür zu öffnen. Clayton. Abbys Herz pochte gegen ihre Rippen.
„Wer ist das?“, flüsterte Lara. „Ist es Rory?“ Seitdem er am Abend zuvor mit ihr im Garten der Kellys gespielt hatte, war Lara ein wenig verliebt in ihn. Auch Abby hatte vor vielen Jahren – als er noch ein zahnloses kleines Baby gewesen war – seinem Charme nicht widerstehen können. Zusammen mit seinen Schwestern hatte sie immer auf ihn aufgepasst. Kaum zu glauben, dass er nun schon fast erwachsen war.
„Nein, es ist nicht Rory“, erklärte Abby ihrer Tochter.
„Clayton“, stellte Colleen fest, obwohl sie gar nicht in Hörweite war. Doch sie hatte Abbys Gesichtsausdruck gesehen. Sie hielt sich gerade einen Kosmetikspiegel vor ihr Gesicht und frischte ihr Make-up auf. Molly, die neben ihr saß, sah mit leerem Blick in den Spiegel.
„Geht es dir gut, Molly?“, fragte Abby zum wiederholten Mal. Sie hatte schreckliche Gewissensbisse wegen ihrer Unterhaltung gestern Abend. Vielleicht hatte sie ihre Bedenken wegen der Hochzeit mit diesem Fremden etwas zu deutlich zum Ausdruck gebracht? Doch es ging ja nicht nur um Molly und Josh. Er hatte zwei Kinder, die ebenfalls unsagbar leiden würden, wenn die Ehe schiefging. Sie verdienten jemanden, der sich hundertprozentig sicher war.
Hinter ihnen knarrte die Tür. „Seid ihr alle angezogen?“, fragte Clayton. „Kann ich hereinkommen?“
Abby sah die Braut fragend an. „Molly?“
„Alles in Ordnung.“
„Aber du bist doch noch gar nicht angezogen“, wandte Brenna ein und wies auf einen Traum aus weißer Seide und Spitze, der an einem Kleiderbügel an der Wand hing. Molly trug noch immer ihre Jeans und einen grauen Pullover. Ungeduldig zupfte sie an ihrem Schleier. „Soll ich dir helfen?“, fragte Brenna.
Molly schüttelte den Kopf. „Es geht schon. Ich muss nur den Schleier richtig feststecken.“ Sie war schon immer unabhängig und entschlossen gewesen. „Ich brauche nur einen Augenblick für mich allein. Könntet ihr einen Moment hinausgehen?“
„Aber Molly …“, entgegnete Brenna ratlos.
„Bitte!“ Molly meinte es ernst.
Abby seufzte. Sie hatte alles gesagt, was gesagt werden musste. Vielleicht brauchte Molly eine kleine Atempause, um sich endgültig darüber klar zu werden, was sie wollte. „Na kommt schon, Mädels“, forderte Abby die
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