JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
zu und applaudierten. Völlig fassungslos sah Abby sie an. Waren dies die gleichen Menschen, die sie vor acht Jahren mehr oder weniger aus der Stadt gejagt hatten?
Beim Gedanken an die ungerechte Behandlung von damals stieg Groll in ihr auf, doch Lara drückte ihre Hand. Ihre leuchtend blauen Augen glitzerten vor Freude und Aufregung. Sie durfte ihrer Tochter nicht den Spaß an „ihrer“ Party verderben. Mühsam rang Abby sich ein Lächeln ab.
Clayton entspannte sich etwas, als er bemerkte, dass Abby sich ganz und gar nicht wohlfühlte. Sie hatte nicht nach Cloverville zurückkommen wollen, und diese Art von Aufmerksamkeit war vermutlich das Letzte, was sie sich gewünscht hatte.
Er hatte ihr den Hals umgedreht, ohne einen Finger zu rühren. Die Leute aus der Stadt würden ihr den Abend zur Hölle machen, indem sie sie über ihr Leben während der letzten acht Jahre ausfragten.
Auch er hätte gern gewusst, was sie getan hatte, nachdem sie Cloverville verlassen hatte. Und er wollte alles über Lara erfahren. Zweifellos würde es genügend Menschen geben, die neugierig und taktlos genug waren, um Abby sehr persönliche Fragen zu stellen.
Seine Mutter gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Das hast du gut gemacht.“
„Du warst es“, widersprach er und half ihr von dem Podium herunter. „Es war deine I dee, ihnen die Party zu widmen.“ „Aber du bezahlst das Ganze“, entgegnete sie lächelnd.
Warum zum Teufel hatte er nur Joshs Angebot abgelehnt, die Kosten für die Hochzeit zu übernehmen? Clayton schüttelte den Kopf. Wie konnte seine Schwester nur einen so netten Mann abweisen?
Er musste dringend mit ihr sprechen und herausfinden, warum sie ihre Meinung geändert hatte. Er erblickte Abby in einer Menschentraube auf der Tanzfläche. Sie war schuld an allem. Schon am Flughafen hatte er das Gefühl gehabt, dass sie wieder einmal Ärger machen würde.
Mrs. McClintock tätschelte sacht seinen Arm. „Liebling, Mrs. George, die Frau vom Partyservice, winkt dir gerade zu.“
Er riss seinen Blick von Abby los und sah seine Mutter an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie überhaupt nicht entsetzt über die geplatzte Hochzeit zu sein schien, sondern ausgesprochen fröhlich aussah. „Mom …“
Wieder gab sie ihm einen Kuss.„Dein Vater wäre heute so stolz auf dich gewesen. Du hast alles großartig geregelt.“
Und genau deshalb hatte Clayton auch darauf bestanden, alles zu bezahlen. Er wusste, dass sein Dad es genauso gemacht hätte. Verlegen wischte er sich über die Wange. „Ich werde mal zu Mrs. George gehen.“ Er küsste seine Mutter auf die Wange. „Du siehst übrigens toll aus.“
Auch das hätte sein Vater genauso gemacht. Es war kein Tag vergangen, an dem er seiner Frau nicht gesagt hatte, dass sie wunderschön war.
Claytons Herz zog sich zusammen, wenn er daran dachte, wie sehr seine Eltern sich geliebt hatten. Vielleicht hatte dieser hohe Anspruch seiner Schwester Angst gemacht?
Nachdem er den Partyservice, den DJ und den Fotografen bezahlt hatte, ließ er auf der Suche nach Abby seinen Blick durch den Festsaal schweifen. Doch er sah nur ihre Tochter, die neben der Hochzeitstorte stand. Mit Tränen in ihren blauen Augen blickte Lara verzweifelt auf die verzierte Torte.
„He, was ist denn los, meine Kleine?“, fragte er und hockte sich neben sie.
Sie wies auf die Spitze des dreistöckigen Meisterwerks aus Marzipan und Zuckerguss, wo der Bräutigam allein in seinem festlichen Anzug stand. „Sie …“ Lara schluchzte. „Sie ist weg.“
Die kleine Spielzeugbraut war genauso verschwunden wie die echte. Wie passend.
„Ich weiß auch nicht, wo sie ist, mein Schatz.“
Das galt sowohl für die Plastikbraut als auch für die lebendige.
„Die Jungs sagen, dass sie die Braut haben“, erklärte Lara. „Und sie wollen sie wegspülen.“
„Wegspülen?“
„Ja. In der Toilette.“ Wieder zitterte ihre Stimme, und eine Träne rann ihr die Wange hinunter.
„Wo sind sie?“ Claytons Bedauern darüber, dass diese zwei kleinen Teufel nun doch nicht seine Stiefneffen wurden, hielt sich sehr in Grenzen.
„Sie sind im Waschraum.“
Clayton wischte ihr die Träne ab. „Ich kümmere mich darum.“
Sie fing an zu weinen. Was sollte er tun? Er kannte sich nicht damit aus, kleine Mädchen zu trösten.
„Die Jungs wollten dich sicher nur ärgern.“
Denn wenn Jungen ein Mädchen mögen, dann ärgern sie es.
War das der Grund dafür gewesen, warum er es Abby immer so schwer gemacht
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