JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
Dame kniete auf einer kleinen Matte und beschnitt einige Büsche. Doch es war nicht Mrs. Hilds Anblick, der ihn so zusammenzucken ließ, dass der Kaffee schmerzhaft auf seine Hand schwappte.
Jemand half der älteren Frau und harkte abgerissene Blüten und Zweige zusammen. Dieser Jemand trug abgeschnittene Jeans, aus denen erstaunlich lange, wohlgeformte Beine ragten. Als sie sich aufrichtete, warf sie ihre blonde Lockenpracht zurück.
Was zum Teufel tat sie dort? Hatte der Kuss ihr ebenfalls den Schlaf geraubt?
Der Gedanke gefiel ihm.
„Ist das da nicht die Blonde, die du gestern Abend geküsst hast?“, fragte Nick Jameson, der mit verknittertem T-Shirt und in Boxershorts neben ihn getreten war.
„Du hast uns gesehen?“
„Ja, ich war ganz in der Nähe. Auf der Tanzfläche.“
„Du hast getanzt?“
„Mit deiner Schwester.“ Einen kurzen Augenblick dachte Clayton, er spräche von Molly. Eine Welle der Erleichterung überkam ihn. Doch dann bemerkte er den Fehler. Nick hatte von Colleen gesprochen.
„Das ist also deine Freundin“, stellte Nick mit einem Blick auf Abby fest. „Nicht schlecht.“
Clayton wandte sich ab. „Nein, sie ist nur eine Schulfreundin meiner Schwestern.“
„Wirklich? Es sah aus, als ob sie sehr an dir interessiert sei.“
Abby Hamilton an ihm interessiert? „Wohl kaum.“
„Schade“, bemerkte Nick bedauernd. Beide sahen noch einmal hinaus.
„Das ist kein bisschen schade. Abby Hamilton hat schon immer nichts als Ärger gemacht.“
„Aber sie ist doch eine Freundin deiner Schwestern.“
„Ja.“
„Und sie stehen sich sehr nah.“
Clayton nickte.
„Dann weiß sie sicher auch, wo Molly ist.“
Nachdenklich sah Clayton ihn an. „Vielleicht. Aber das ändert nichts. Molly möchte allein sein.“
Nick schüttelte seinen Kopf. „Nein. Ein Mensch, der so durcheinander ist, sollte nicht allein sein. Wenn ich ihr Bruder wäre, würde ich mich nicht darum kümmern, was sie in ihrer Nachricht geschrieben hat. Ich würde sie suchen, um sicher zu gehen, dass es ihr gut geht.“
Clayton seufzte. Er fühlte sich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch seiner Schwester und Nicks – durchaus vernünftigem – Rat. Schließlich gewannen Nicks Argumente. Er würde Molly suchen.
Und der Schlüssel zu ihrem Aufenthaltsort stand dort unten in Mrs. Hilds Garten und trug ein weißes Top, das deutlich zu eng für die frühe Uhrzeit war. Er konnte die aufregenden Rundungen ihres Körpers sehen und erinnerte sich nur zu gut daran, wie sie sich angefühlt hatten.
„Danke, dass du mir geholfen hast, Abby“, sagte Mrs. Hild.
Abby half der alten Dame beim Aufstehen. „Es tut mir leid.“
„Du kannst doch nichts dafür. Es waren diese ungezogenen Hendrix-Brüder, die die Verwüstung angerichtet haben.“
„Ja, diesmal“, nickte Abby. „Aber ich habe auch schon einmal in Ihrem Garten mein Unwesen getrieben.“
„Das ist lange her“, entgegnete Mrs. Hild. „Und du hast mir hinterher beim Aufräumen geholfen.“
Weil Mrs. Hild gedroht hatte, sie anzuzeigen, falls sie es nicht tat. Dadurch hatte Abby eine Menge über das Gärtnern von der älteren Frau gelernt.
„Ich hätte nicht so hart zu dir sein dürfen“, gab Mrs. Hild zu. „Mary McClintock hatte ganz recht, als sie mir erklärt hat, was für eine schwere Kindheit du hattest.“
„Das ist keine Entschuldigung.“
„Abby, meine Liebe.“ Mrs. Hild drückte ihre Hand. „Möchtest du nicht mit ins Haus kommen und eine Tasse Kaffee trinken?“
Nach Claytons Kuss und einer schlaflosen Nacht war Koffein das Letzte, das Abby gerade gebrauchen konnte.
Zum Glück schien kaum jemand bemerkt zu haben, dass sie Clayton geküsst hatte. Zumindest hatte Mrs. Hild – die immer genauestens über alles informiert war – nichts dazu gesagt.
„Ich würde gern einen Kaffee trinken“, antwortete Abby. Noch immer war sie erstaunt darüber, wie grundlegend Mrs. Hild anscheinend ihre Meinung über sie geändert hatte. „Aber ich muss jetzt schnell zurück. Ich möchte da sein, bevor Lara aufwacht.“
„Sie ist ein entzückendes kleines Mädchen“, schwärmte Mrs. Hild und drückte erneut Abbys Hand. „Und so gut erzogen!“
„Ja, das ist sie“, stimmte Abby stolz zu. „Ich habe Glück gehabt.“
„Das hat nichts mit Glück zu tun“, protestierte Mrs. Hild. „Du bist eine gute Mutter.“
„Ich hatte Hilfe“, wehrte Abby ab. „Lara hatte eine wundervolle Kinderfrau. Sie heißt Miss Ramsey und ist eine
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