JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
gütiger Mann. Sein Tod hatte nicht nur in die Familie der McClintocks eine Lücke gerissen.
Abrupt blieb sie vor der Eingangstür stehen. Ein ‚Zu vermieten‘-Schild war ihr ins Auge gesprungen. Das Büro war groß genug für eine Filiale von ‚Kollegen nach Maß‘. Vielleicht konnte es sogar die Zentrale werden?
Wie hatte sie nur so dumm sein können, Mrs. Hild zu versprechen, über eine Filiale in Cloverville nachzudenken? Doch Abby kannte den Grund. Mrs. Hild hatte gesagt, dass dies ein guter Ort für Lara wäre. Und für ihre Tochter würde Abby jedes Opfer bringen.
Konnte sie es wagen, Clayton nach dem Büro zu fragen?
Nein. Entschieden schüttelte sie den Kopf. Sie blickte ein letztes Mal auf das Schild und wollte gerade weiterlaufen, als sich plötzlich ein Arm um ihre Schultern legte und sie in den Hauseingang gezogen wurde.
Cloverville war also ein sicherer Ort für ein Kind? Alles klar. Abby wusste, dass es keinen Sinn hatte, um Hilfe zu rufen. Niemand war so früh am Morgen hier. Entschlossen rammte sie ihrem Angreifer den Ellenbogen in den Magen und drehte sich blitzschnell mit angewinkeltem Knie um. Ihre Bewegungen waren so kontrolliert und präzise, wie sie es in dem Selbstverteidigungskurs gelernt hatte. Als sie den Mann erkannte, hatte sie schon zu viel Schwung, um ihren Tritt noch zu verhindern. Ihr Knie traf ihn zwischen den Beinen, und er sank lautlos zu Boden.
7. KAPITEL
Gekrümmt lag Clayton auf dem Asphalt und schnappte stöhnend vor Schmerz nach Luft. Er hatte Abby nicht erschrecken wollen. Doch wegen ihrer Kopfhörer hatte sie nicht auf seine Worte reagiert. Als er daraufhin seinen Arm um sie gelegt hatte, wäre er niemals auf die Idee gekommen, dass er zwei Sekunden später vor ihr auf dem Boden liegen würde. Es tat verdammt weh.
„Clayton!“, schrie sie. „Du hättest nicht nach mir greifen dürfen!“
Ihre Lautstärke ließ ihn zusammenzucken. Wild gestikulierend zeigte er auf ihre Ohrenstöpsel.
„Hast du dich am Kopf verletzt?“, fragte sie besorgt und kniete sich neben ihn. Vorsichtig ließ sie ihre Finger durch sein Haar gleiten und suchte nach Beulen. Seine Kopfhaut kribbelte von ihrer zärtlichen Berührung.
„Ist alles in Ordnung?“
Sein Stolz ließ ihn nicken, obwohl er furchtbare Schmerzen hatte. Gut, dass Nick bereits gegangen war. Es hätte Clayton ganz und gar nicht gefallen, wenn ein anderer Mann ihn in diesem Zustand gesehen hätte. Und er hasste es, dass Abby ihn so sah. Er holte tief Luft und beschloss, sich wie ein Mann zu benehmen. Nun ja, soweit dies möglich war, nachdem man gerade einen Tritt zwischen die Beine bekommen hatte. Er hob seinen Arm und zog Abby die Kopfhörer von den Ohren.
„Du kannst aufhören, mich anzuschreien. Ich bin nicht taub.“ Nur unterhalb des Bauchnabels gelähmt . „Ich habe nach dir gerufen, aber du bist einfach weitergelaufen.“
„Clayton, es tut mir so leid. Ich habe dich nicht gehört.“ Ihre Wangen röteten sich vor Verlegenheit und ihre Augen zeigten deutlich ihr Bedauern. Doch dann gewann wieder die Wut überhand. „Du hättest trotzdem nicht einfach so nach mir grapschen dürfen!“
Er unterdrückte ein neues Stöhnen. „Ich wollte nur mit dir reden.“
„Weil du mir nun doch noch den Hals umdrehen willst?“, fragte sie amüsiert.
„Inzwischen weiß ich, dass ich mich besser nicht mit dir anlegen sollte.“ Für eine so kleine Frau hatte sie einen mächtigen Schlag. „Zumindest ist mir jetzt klar, wie du allein in der großen Stadt zurechtgekommen bist.“
„Ja, ich bin es gewohnt, allein zurechtzukommen“, stimmte Abby zu. Es war höchste Zeit, zu Mrs. Mick zurückzukehren. Doch sie wollte Clayton nicht allein lassen, bevor sie nicht sicher war, dass es ihm gut ging. Im Augenblick konnte er noch nicht einmal allein aufstehen.
„Ich helfe dir, nach oben zu gehen“, beschloss sie und wandte sich der Treppe zu.
Claytons Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Ich bin es auch gewohnt, allein zurechtzukommen.“
„Ich bin für deinen Zustand verantwortlich“, widersprach sie. „Lass mich dir helfen!“ Sie beugte sich zu ihm hinunter und schlang ihren Arm um seine Schultern. Claytons Muskeln spannten sich an, als sie ihn berührte.
„Ich bin doch kein Krüppel“, entgegnete er und rappelte sich mühsam hoch, ohne ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Ich fühle mich höchstens ein wenig entmannt.“
„Entmannt?“, fragte Abby glucksend. Seit sie ihn kannte, hatte Clayton seinen
Weitere Kostenlose Bücher