JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
ihn noch einmal geküsst. Doch sie zwang sich, nicht zurückzuschauen, und ging stattdessen entschlossen zur Tür.
Ihre Lippen kribbelten noch immer von seinem Kuss. Wer hätte gedacht, dass Clayton McClintock so küssen konnte? Als Teenager hatte sie sich oft vorgestellt, wie es wohl wäre, seine Lippen zu spüren. Doch selbst ihre kühnsten Träume waren der Realität nicht gerecht geworden. Wie gut, dass Mrs. Micks Haus ganz in der Nähe war. So konnte sie zu Fuß gehen und etwas frische Luft schnappen. Sie brauchte dringend etwas Zeit für sich, um ihre Gedanken zu ordnen.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte eine tiefe, weibliche Stimme.
Brenna. Natürlich war sie Abby gefolgt. Schon immer hatte sie sich wie eine Mutter um die Freundinnen gekümmert. Sie waren stets davon ausgegangen, dass Brenna die Erste sein würde, die heiratete und Kinder bekam – viele Kinder. Doch trotz ihrer sechsundzwanzig Jahre war Brenna noch Single, und ihre einzigen Babys waren die zahlreichen Filialen der elterlichen Bäckerei, die sie in atemberaubend kurzer Zeit eröffnet hatte.
Zögernd drehte Abby sich um. Brenna musste denken, dass sie den Verstand verloren hatte. „Wieso? Was meinst du?“
„Gehst du schon heim?“
Erleichtert atmete Abby auf. Offensichtlich hatte Brenna den Kuss nicht mitbekommen.
„Ich habe Lara versprochen, sie ins Bett zu bringen.“
Ein wehmütiges Lächeln huschte über Brennas Gesicht. Es war nur zu offensichtlich, dass sie sich ebenfalls nach einem Kind sehnte. „Natürlich. Sie muss ja heute in einem fremden Bett schlafen. Da braucht sie deine Nähe.“
Abby sah die Freundin liebevoll an. Brenna wäre eine wundervolle Mutter. Doch der üppige Rotschopf hatte noch mehr Probleme als Abby, die richtigen Männer kennenzulernen.
„Na, wie gefällt euch die ‚Hochzeit, die keine war‘?“, fragte Colleen, die hinzugekommen war. „Glaubt ihr, dass es Molly gut geht? Als ich vorhin Eric angerufen habe, hat er behauptet, nicht zu wissen, wo sie ist. Allerdings …“
„Eric würde selbstverständlich für sie lügen“, bemerkte Brenna.
„Und nicht nur das“, ergänzte Abby. Er hatte schon immer ein besonderes Verhältnis zu Molly gehabt.
„Dann wissen wir also ziemlich sicher, wo sie ist. Was machen wir nun?“ Brenna sah die Freundinnen ratlos an.
„Nichts“, erklärte Abby bestimmt.
„Wie bitte?“, fragte Brenna.
„Ich hab euch doch gesagt, was auf dem Zettel steht“, erklärte Abby. Gezeigt hatte sie den anderen die Notiz nicht – sie sollten nicht wissen, dass Molly sie gebeten hatte, bis zu ihrer Rückkehr zu bleiben. „Sie braucht Zeit für sich. Seit dem Tod ihres Vaters hat sie immer perfekt funktioniert. College, Universität, Krankenhaus. Vielleicht ist sie einfach erschöpft. Sie möchte zur Ruhe kommen und sich darüber klar werden, was sie wirklich will.“
„Aber wahrscheinlich ist sie gar nicht allein“, warf Colleen ein, die schon immer ein wenig eifersüchtig auf Eric gewesen war.
„Wenn sie nicht allein ist, gibt es erst recht keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Sie ist in Sicherheit und es geht ihr gut. Sobald sie kann, wird sie nach Hause kommen.“
Brenna seufzte. „Hoffentlich dauert es bei ihr nicht genauso lange wie bei dir.“
Abby wollte gerade protestieren und erklären, dass Cloverville schon lange nicht mehr ihr Zuhause war, doch da sie Clayton von weitem kommen sah, verzichtete sie auf die Richtigstellung. „Ich muss los“, erklärte sie stattdessen und verschwand in der Dunkelheit.
Ein pochender Kopfschmerz weckte bei Clayton unangenehme Erinnerungen an seinen letzten Kater. Doch gestern hatte er nur ein einziges Glas Champagner getrunken. Nicht der Alkohol, sondern die Tatsache, dass er Abby Hamilton geküsst hatte, verursachte sein Unwohlsein.
Er hatte keine einzige Sekunde geschlafen. Gern hätte er Molly die Schuld dafür gegeben. Oder Rory, der ihm ständig Sorgen machte. Oder auch dem Umstand, dass der Trauzeuge Nick bei ihm untergebracht worden war. Doch Clayton war ehrlich genug, den wahren Grund zu akzeptieren.
Mit einer Tasse Kaffee in der Hand ging er langsam ins Wohnzimmer. Die großen Fenster boten einen hübschen Blick auf die Hauptstraße von Cloverville. Allerdings war zu dieser frühen Stunde draußen noch nichts Interessantes zu sehen. Die meisten Stadtbewohner waren vermutlich noch nicht einmal aufgestanden.
Zu seiner Überraschung bemerkte er jedoch, dass sich in Mrs. Hilds Garten etwas bewegte. Die alte
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