JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
hierbleiben.“
Abbys Herz verkrampfte sich, und nur mit Mühe konnte sie ihre Gefühle unterdrücken. Mrs. Mick hatte schon damals, vor acht Jahren, versucht, sie zum Bleiben zu überreden. Sie hatte Abby angeboten, bei den McClintocks einzuziehen, doch Abby hatte ihnen nicht zur Last fallen wollen. „Ich kann nicht …“
„Natürlich kannst du! Du hast dir selbst und uns allen bewiesen, dass du alles kannst, wenn du es nur willst.“
Wehmütig sah Abby sie an. Wie sehr hatte sie sich immer gewünscht, dass diese Frau ihre Mutter wäre. „Sie bringen mich zum Weinen.“
„Prima. Dann sollten wir zusammen ein paar gute Tränen vergießen.“
„Gute Tränen? Was soll das denn sein?“, fragte Abby perplex.
„Hast du bei Laras Geburt nicht geweint?“ Mrs. Mick kannte die Antwort, denn sie hatte es sich nicht nehmen lassen, zur Geburt nach Detroit zu reisen.
„Ja, da habe ich geweint“, gab Abby zu. „Aber ich hatte schließlich Schmerzen.“ Und unglaubliche Angst, diesem kostbaren kleinen Wesen nicht gerecht zu werden.
„Und du warst glücklich.“
Sie hatte einen wunderschönen Engel zur Welt gebracht, und die wichtigsten Menschen in ihrem Leben waren bei ihr gewesen, um sie zu unterstützen. Es war genau, wie Mrs. Hild gesagt hatte: Sie waren ihre Familie.
„Das sind also gute Tränen“, stellte Abby fest.
„Ja, zum Beispiel, wenn auf Hochzeiten geweint wird.“
„Gestern hat niemand geweint.“
„Doch, Clayton. Als er all die Schecks ausstellen musste“, entgegnete Mrs. McClintock schmunzelnd.
„Haben Sie etwas von Molly gehört?“, wechselte Abby schnell das Thema.
Mrs. McClintock seufzte. „Nein. Ich hoffe, es geht ihr gut. Du solltest wirklich bleiben, bis sie wieder da ist.“
Bis zu ihrem letzten Zusammentreffen mit Clayton hatte Abby ernsthaft vorgehabt, der Freundin diese Bitte zu erfüllen. Doch Molly würde sie sicher verstehen.
„Sie wird ihre Freundinnen brauchen, wenn sie wieder nach Hause kommt“, beharrte Mrs. McClintock.
Zögernd stellte Abby der älteren Frau eine Frage. „Was macht Sie so sicher, dass Molly hierher zurückkommen wird?“
„Alle meine Kinder sind immer nach Hause zurückgekehrt. Clayton vom College, Molly von der Universität. Rory und Colleen sind sogar gar nicht erst fortgegangen.“
Colleen war wegen ihrer Schuldgefühle geblieben. Besorgt dachte Abby an ihre jüngste Freundin.
Mrs. McClintock strahlte. „Und auch du bist zurückgekommen.“
Abby blinzelte eine Träne fort. „Ich bin keines Ihrer Kinder.“ Auch wenn sie es sich so sehnlich gewünscht hatte.
Mrs. Mick stand auf und nahm Abby in den Arm. „Natürlich bist du eins meiner Kinder, Abby Hamilton. Ich habe dich doch genauso großgezogen wie meine eigenen.“
„Ich glaube, ich habe Ihnen noch nie gesagt, wie dankbar ich Ihnen für alles bin.“ Abby wusste nicht, ob Mrs. McClintock auch nur eine leise Ahnung davon hatte, wie viel sie für Abby getan hatte. Ohne Mrs. McClintock hätte sie nicht gewusst, was es bedeutete, eine Mutter zu sein.
„Doch, du hast es mir gezeigt“, versicherte Mrs. McClintock. „Du hast mir immer so wunderschöne Sachen geschenkt.“
Die Dinge, die in der Schule für Muttertage und Weihnachtsfeste gebastelt worden waren, hatte Abby immer Mrs. McClintock geschenkt. Ihre eigenen Eltern hätten höchstens damit herumgeworfen, wenn sie wieder einmal betrunken waren.
„Und du hast mir immer Blumen mitgebracht.“ Sie lächelte voller Zuneigung.
„Darüber war Mrs. Hild nicht ganz so erfreut.“
Ihre Ersatzmutter lachte. „Stimmt. Ich musste sie immer verstecken, wenn sie zu Besuch kam.“
„Tut mir leid.“
„Du hast immer das Herz am rechten Fleck gehabt. Und auch als du nicht mehr in Cloverville warst, hast du mir Postkarten geschickt und angerufen. Du bist genauso eines meiner Kinder wie die anderen, Abby.“
Abby war dankbar für diese Worte, doch sie hatte immer gewusst, dass sie im Grunde nicht dazugehörte. Sie war einfach keine McClintock. Vor allem Clayton hatte stets dafür gesorgt, dass sie diese Tatsache niemals vergaß.
„Und genau wie bei meinen anderen Kindern“, fuhr Mrs. McClintock fort, „gebe ich dir ungebetene Ratschläge.“
„Ihre Ratschläge sind mir immer willkommen gewesen“, widersprach Abby. Und gerade jetzt brauchte sie sie dringender denn je.
„Ich würde gern für dich arbeiten“, erklärte Mrs. Mick. „Seitdem nur noch Rory mich als Mutter braucht, habe ich ziemlich viel Freizeit. Zu viel.
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