JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
können, dass er ihr nicht die Schuld für Mollys Verschwinden gab?
„Aber was noch wichtiger ist“, fügte er hinzu, „ist meine Sorge um sie. Ich muss wissen, ob es ihr gut geht.“
Abbys Ärger schwand, und sie empfand tiefes Mitleid mit ihm. Er liebte seine Schwester. „Es geht ihr gut.“
„Dann hat sie es dir also doch geschrieben? Du weißt, wo sie ist?“
„Nein, ich weiß es nicht.“ Zumindest nicht mit Sicherheit – auch wenn sie einen Verdacht hatte. Wenn sie Clayton sagte, dass Eric South möglicherweise gerade einen Gast hatte, dann würde er sofort zu ihm fahren und darauf bestehen, mit seiner Schwester zu sprechen. Abby musste Mollys Wunsch nach Bedenkzeit unbedingt erfüllen, denn sie war sich nicht sicher, ob sie es schaffen würde, auch der zweiten Bitte der Freundin zu entsprechen. Wie lange würde sie es in Cloverville aushalten?
„Abby, bitte lüg mich nicht an.“
„Wirst du mir jemals vertrauen, Clayton?“
„Warum sollte ich?“
„Ich habe dich niemals belogen.“ Zumindest nicht direkt. Höchstens etwas ausgelassen.
„Doch, das hast du“, protestierte er.
„Und wann soll das gewesen sein?“
„Vorhin. Als du mir gesagt hast, es sei bedeutungslos gewesen.“
„Was soll bedeutungslos gewesen sein?“ Sie kannte die Antwort bereits. Ihr Herz klopfte heftig, als sie sich überlegte, weshalb es ihn so störte, dass sie ihren Kuss als belanglos bezeichnet hatte. Verletzte es seinen Stolz?
„Unser Kuss“, sagte er. „Gestern Abend.“
„Du hast mich geküsst“, erinnerte sie ihn. Doch sie wusste ge nau, dass sie genauso daran beteiligt gewesen war wie er. Ihr Blick und die Art, wie sie in seine Arme gesunken war, hatten keinen Zweifel an ihren Absichten gelassen. Schon seit Jahren hatte sie sich gefragt, wie es wohl sein würde, Clayton McClintock zu küssen.
„Du hast meinen Kuss erwidert“, bemerkte Clayton trocken.
„Clayton McClintock – der perfekte Gentleman.“
Unvermittelt zog er sie an sich. Er schlang seinen Arm um ihre Taille und legte seine andere Hand in ihren Nacken. Dann berührten seine Lippen ihren Mund. Heiß und leidenschaftlich küsste er sie.
Abbys Puls raste. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, damit sie nicht ihre Arme um seinen Hals schlang. Auf keinen Fall durfte sie seinen Kuss erwidern! Doch als sie ihre Augen einen Moment lang schloss, tauchte ein Bild von Clayton in ihrem Kopf auf. Sein nackter, muskulöser Oberkörper, der aus seiner verwaschenen Jeans ragte. Wie gern hätte sie seinen Bluterguss vorhin geküsst. Doch sie hatte der Versuchung widerstanden. Vorhin.
Seine Zunge drängte sich herausfordernd zwischen ihre Lippen. Ohne es zu wollen, stöhnte sie auf. Ihr Widerstand und ihr gesamter Selbsterhaltungstrieb schmolzen in Sekundenschnelle dahin. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals so geküsst worden zu sein. Und ganz bestimmt hatte sie noch nie zuvor so weiche Knie gehabt. Abby spürte, wie sie den Boden unter den Füßen verlor. Um nicht zu stürzen, klammerte sie sich an Claytons Schultern.
„Clayton“, flüsterte sie und öffnete ihren Mund, damit er mit seiner Zunge eindringen konnte. Obwohl ihre Haut vor Verlangen gerötet war, fröstelte sie.
Seine Hände wanderten über ihren Rücken zu ihren Hüften hinunter. Er zog sie näher an sich. So nah, dass sie mit Sicherheit ausschließen konnte, dass sie ihn vorhin entmannt hatte.
Diesmal stöhnte Clayton nicht vor Schmerzen, sondern wegen Abby Hamilton. Gerade als er mit seinen Händen nach ihren Hüften griff, wurde ihm klar, was als Nächstes passieren würde. Er widerstand dem Drang, sie einfach hochzuheben und in sein Schlafzimmer zu tragen. Stattdessen schob er sie ein Stück von sich fort. Doch die Entfernung reichte nicht, um die brennende Leidenschaft zu kühlen, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte und seinen gesunden Menschenverstand auszuschalten schien.
„Es geht dir noch nicht besser“, sagte sie leise. Ihre Augen spiegelten sein eigenes Verlangen wider.
Sie wollte ihn auch.
Nur mit größter Kraft gelang es ihm, sie nicht wieder an sich zu ziehen. „Wie bitte?“
„Na, du hast deinen Kuss bekommen, aber es geht dir trotzdem nicht besser.“
„Nein“, gab er zu. Tatsächlich ging es ihm bedeutend schlechter als vorher. Abby Hamilton? Welcher Teufel ritt ihn nur gerade? Verloren jetzt alle McClintocks den Verstand? Rory klaute Alkohol, Molly war von ihrer eigenen Hochzeit abgehauen, und er? Er knutschte allen Ernstes mit
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