JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
Büroräumen der Versicherungsagentur. „Ist es Ihnen wirklich recht, dass ich hier absteige?“ Er stellte seine Reisetasche auf das glänzende Parkett und einen Picknickkorb auf den Esstresen aus Marmor. „Tragen Sie es uns gar nicht nach, dass wir die Praxisräume nicht von Ihnen gepachtet haben?“
Clayton schüttelte den Kopf. „Ich verstehe, dass Sie und Josh mehr Platz für Ihre Gemeinschaftspraxis brauchen. Sie sind herzlich eingeladen, hierzubleiben, solange Sie möchten.“
„Vielen Dank.“
Clayton deutete zu dem Picknickkorb. „Sie hätten mir nichts mitbringen müssen.“
Nick lachte. „Ich weiß Ihre Gastfreundschaft zwar zu schätzen, aber der ist nicht für Sie gedacht.“ Der Korb stammte aus seinem bevorzugten Delikatessenladen in Grand Rapids. Er war in die Stadt gefahren, um einige Sachen aus seiner Eigentumswohnung zu holen. Er hoffte, dass er nicht lange genug bleiben musste, um alles anzuziehen, was er mitgebracht hatte.
„Ein heißes Date?“
„Nein.“ Nick wusste, dass er zu alt, zu zynisch für Colleen war und ihr großer Bruder einiges gegen eine Verbindung einzuwenden gewusst hätte. „Wie steht’s mit Ihnen? Haben Sie schon mit Ihrer Freundin gesprochen?“
„Abby Hamilton ist nicht meine Freundin“, entgegnete Clayton nachdrücklich. „Aber ich habe mit ihr geredet.“
„Und? Sind Sie zu ihr durchgedrungen? Hat sie Ihnen verraten, wo sich die Braut aufhält?“
„Nein. Zu Abby Hamilton kann man nicht durchdringen.“
Nick unterdrückte ein Grinsen. „Starrsinnig, wie?“
„Verdammt schwierig. Geradezu frustrierend. Aber das macht weiter nichts. Sie bleibt nicht in Cloverville.“
Es hat ihn richtig schlimm erwischt, dachte Nick. „Ich wette, sie bleibt zumindest so lange, bis Ihre Schwester zurück ist. Falls sie zurückkommt …“ Alte Erinnerungen stürmten auf ihn ein. Sein Bruder war nie zurückgekommen, nachdem seine Frau ihn verlassen hatte. In gewisser Weise war Bruce bereits an jenem Tag gestorben, lange bevor sein Auto gegen den Baum geknallt war.
„Molly wird zurückkommen.“
„Wozu?“ Nick konnte sich nicht vorstellen, warum irgendjemand freiwillig nach Cloverville zurückkehren sollte. Dann stürmten Bilder von Colleen auf ihn ein – in schulterfreiem Kleid im Mondschein, mit nackten Beinen im Park. Sie fesselte ihn viel zu sehr, erweckte zu starke Emotionen in ihm.
Eigentlich sollte er nicht zurück in den Park gehen. Es war zu bezweifeln, dass er von ihr Informationen bekam, aber es war zu befürchten, dass er ihr gab, was er niemandem zu schenken beabsichtigte: sein Herz.
„Sie sind wohl ein Großstadtsnob, wie?“
„Wieso?“
„Weil Sie meinen, dass Sie nur in einer Großstadt leben können. Dabei sind wir gar nicht so weit entfernt von Grand Rapids.“
„Mir kommt es viel weiter vor als nur eine Stunde Fahrtzeit.“ Vielleicht lag es daran, dass nur eine schmale Landstraße die beiden Ortschaften verband und dazwischen nichts außer Feldern und Wäldern lag. „Aber Sie haben nur zur Hälfte recht. Ich bin nämlich kein Snob.“ Nick hatte sich seine Ausbildung durch harte Arbeit selbst finanziert, da sein Vater als Schweißer nicht gerade ein Vermögen verdiente. „Aber ich habe immer in Großstädten gelebt. Sogar Grand Rapids erscheint mir klein. Josh und ich sind in Detroit aufgewachsen.“
„Tja, dann kann Cloverville für Sie nicht mehr bedeuten als ein Pünktchen auf der Landkarte.“
„Hat es überhaupt ein Pünktchen?“
Clayton grinste. „Ich denke, Sie werden noch feststellen, dass es viel zu bieten hat. Wenn Sie nur richtig hinsehen.“
Erneut sah Nick ein Bild von Colleen vor sich. Um es zu verscheuchen, schloss er die Augen, doch da hörte er sie im Geiste mit sanfter und doch lebhafter Stimme das Märchen von der Drachentöterin vorlesen.
„Vielleicht haben Sie das ja schon herausgefunden.“
Er schreckte aus seinen Gedanken auf. Bisher wusste er nur, dass er zum ersten Mal, seit er erwachsen war, das innere Gleichgewicht verloren hatte. „Nein. Dieser Ort hat mir nichts zu bieten.“
„Aber Sie eröffnen eine Praxis hier“, wandte Clayton ein.
„Vielleicht wird sich das ändern. Josh muss erst mal mit Ihrer Schwester reden.“
„Molly kommt garantiert bald nach Hause. Ihr hat Cloverville sehr viel zu bieten. Hier sind ihre Freunde und ihre Familie.“
„Sie machen sich also keine Sorgen um sie?“
„Nein. Sie ist klug und vernünftig.“
Nick zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Er
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