JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
nickte bedächtig. Er wusste es zu schätzen, dass sie ihn nicht belog, dass sie nicht behauptete, Mollys Aufenthaltsort nicht zu kennen.
Vielleicht hatte er bei Mollys kleiner Schwester mehr Glück. Er musste es versuchen. Er durfte Josh nicht im Stich lassen. Egal, was er selbst auch verlor, seinen Kopf oder sein Herz, solange es nicht sein bester Freund war.
4. KAPITEL
Colleen starrte hinauf zu der Statue des Helden aus dem Bürgerkrieg, dem Gründer von Cloverville. Colonel Clover stand Wache mitten im Stadtpark. Der Metallkörper war mehrfach gebrochen und in einem seltsamen Winkel vorgebeugt. Als Folge ihrer letzten leichtsinnigen Aktion. Ach nein, korrigierte sie sich, inzwischen ist es ja die vorletzte. Seit dem vergangenen Abend. Seit jenem Kuss, der von ihr ausgegangen war.
Sie konnte ihr impulsives Verhalten nicht auf den alkoholisierten Punsch schieben; dafür hatte sie nicht genug davon getrunken. Aber Dr. Nick Jameson konnte sie die Schuld geben. Weil er sie plötzlich wahrnahm. Weil er ihr mit Komplimenten im Mondschein den Kopf verdreht hatte. Sie presste die Handballen auf die Augen und schüttelte den Kopf.
Hatte sie denn gar nichts dazugelernt? War sie noch immer wie jenes schüchterne Schulmädchen, das für den besten Sportler der Highschool schwärmte und sich in seiner Aufmerksamkeit sonnte? Ihm ihre Unschuld zu schenken war nicht nur leichtsinnig oder impulsiv gewesen, sondern schlichtweg dumm. Sicherlich war sie inzwischen klüger geworden.
Schritte ertönten hinter ihr, doch sie drehte sich nicht um. Bestimmt war es Mr. Meisner mit seinem Hund. Zu dieser frühen Morgenstunde war er für gewöhnlich die einzige andere Person im Park.
„Cloverville muss in jedem Sinn des Wortes ‚verdreht‘ sein, wenn diese Statue ein Tribut an den Stadtgründer sein soll.“
Sie wandte sich auch jetzt nicht um, weil ihre Wangen erröteten. „Er hat nicht immer so ausgesehen.“
„Seinen Widersacher möchte ich lieber nicht sehen.“
Als „Widersacher“ hatte sie einige Kratzer und Prellungen davongetragen. Die äußerlichen Wunden waren längst verheilt, aber nicht die Narben im Herzen und auf dem Gewissen. Sie hätte sich niemals darauf einlassen sollen, die Schuld auf Abby abzuwälzen, auch wenn niemand die Wahrheit geglaubt hätte.
Colleen hatte stets als Unschuldsengel gegolten – und wohl deshalb eine unwiderstehliche Herausforderung für die Sportskanone bedeutet. Vermutlich sah auch Nick in ihr eine Herausforderung. Aber er war nicht auf ihre Unschuld aus, sondern auf ihre Schwester.
„Ist der Park dein erster Stopp auf der Liste der Sehenswürdigkeiten von Cloverville?“, fragte sie in dem hochmütigen Ton ihrer ersten Begegnung.
Er schmunzelte. „Sehenswürdigkeiten? Gibt es denn mehr als eine?“
„Bist du rein zufällig auf den Colonel gestoßen?“ So wie ich damals …
„Nein. Ich bin hier, weil deine Mutter mir gesagt hat, wo ich dich finden kann.“
Obwohl Colleen wusste, dass anderweitige Beweggründe hinter dieser Begegnung steckten, beschleunigte sich ihr Herzschlag. „Du wolltest mich sehen?“ Ihre Stimme klang nicht länger überheblich, sondern eher zittrig. Wollte er reden oder dort fortfahren, wo sie am vergangenen Abend stehen geblieben waren? Und wenn das Zweite zutraf, war sie dann stark genug, um ihm zu widerstehen?
„Du bist wie deine Schwester, weißt du“, sinnierte er.
Nun drehte sie sich doch um und musterte Nick. Obwohl seine Smokinghose zerknittert und das gefältelte Hemd nicht mehr taufrisch war, sah er umwerfend gut aus. „Du kennst uns beide nicht.“ Wieso wusste er, der beste Freund des Bräutigams, nicht, dass Molly zu großmütig und lieb war, um einem anderen Menschen bewusst wehzutun?
Mit funkelnden Augen trat er näher. „Ich weiß, dass ihr beide Versprechungen macht und dann weglauft, ohne zu erklären, warum ihr sie brecht.“
Ihr Herz pochte. „Ich habe dir nie etwas versprochen.“
Er strich ihr mit dem Daumen über die Unterlippe und raubte ihr den Atem. Sie konnte sich nicht rühren. Sie war zu nichts anderem fähig, als nur reglos dazustehen.
„Du hast mir etwas versprochen, indem du mich geküsst hast.“
Sie wich zurück, bis er die Hand sinken ließ, und schüttelte den Kopf. „Ich hatte zu viel getrunken.“
„Mir hast du versichert, dass es dir gut geht“, rief er ihr in Erinnerung, „und so war es auch. Dein Kuss …“
Sie legte ihm einen Finger an die Lippen. Sie brauchte keine Erinnerung an ihr
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