JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
sieht ihr gar nicht ähnlich, so ohne Vorwarnung zu verschwinden.“
„Das hat sie auch nicht getan. Ich war vorgewarnt.“
„Du wusstest, dass sie es sich anders überlegen könnte?“
Eine Etage höher ertönten Schritte und das Schließen einer Tür. Was trieb Brenna dort oben? Es war nicht besonders gastfreundlich, ihren Hausgast allein zu lassen. Das sah ihr gar nicht ähnlich.
Josh hob den Blick zur Decke. „Ich wusste es.“
„Warum habt ihr die Hochzeit dann nicht abgeblasen?“
Er zuckte die Schultern.
„Du willst nicht darüber reden“, vermutete sie. „Das kann ich verstehen.“
„Da bist du die Einzige.“
„Wieso? Setzt dich jemand unter Druck?“
Er nickte und strich sich mit einer Hand durch das bereits zerzauste Haar in einer Geste, die an Nick erinnerte. „Er versteht es nicht.“ „Das tut mir leid. Ich weiß ja, dass er dein bester Freund ist, aber …“
„Er meint es gut“, unterbrach er. „Auch wenn er mich nicht versteht, kann ich ihn verstehen. Er liebt mich wie einen Bruder.“ Er seufzte. „Deswegen drängt er mich, Cloverville zu verlassen. Er hat Angst, dass ich etwas Verrücktes tue.“
„Ich dachte, er hält es für verrückt, in Cloverville zu bleiben.“ Colleens Puls beschleunigte sich bei dem Gedanken an ihre Verabredung zum Picknick. Sie blickte zur Uhr. In weniger als einer Stunde sollte sie ihn treffen. Eigentlich hatte sie nie eingewilligt. Er ging nur davon aus, dass ihm keine Frau widerstehen konnte.
„Oh Gott“, murmelte Josh betroffen. „Ich bin nicht der Einzige, den er unter Druck setzt. Ich habe euch beide gestern Abend tanzen gesehen. Ich hätte wissen müssen, was er im Schilde führt.“
„Du meinst, dass er mich nur aufgefordert hat, um herauszufinden, wo meine Schwester ist?“ Das wusste sie natürlich längst. Trotzdem dämpfte es ihre Stimmung.
„So habe ich es nicht gemeint. Aber er kann sehr zielstrebig sein.“
„Ich weiß.“
„Nein, Colleen, du kennst ihn nicht wirklich. Er lässt sehr wenige Leute an sich heran.“
„Dich schon.“
„Ich kannte ihn ja auch schon, bevor er so geworden ist.“
„Wie denn?“
„So entschlossen, es allein zu packen und sich auf niemanden einzulassen.“
„Das ist nicht neu. Ich arbeite schon seit einigen Jahren im Krankenhaus. Ich habe sämtlichen Klatsch über Dr. Jameson gehört.“
„Das Traurige daran ist, dass alle Gerüchte wahr sind. Er ist nie eine ernste Beziehung eingegangen.“
„Ich kann nachempfinden, dass er sich nicht verlieben will. Das Risiko ist zu groß.“ Sie wollte nicht so enden wie ihre Mutter – ganz allein mit einem gebrochenen Herzen.
„Damit hat er nicht ganz unrecht. Durch meine Scheidung und dieses neueste Fiasko bin ich zum Teil der Grund dafür, dass er sich bloß auf unverbindliche Affären einlässt.“
„Und zum anderen Teil?“, hakte sie nach. „Wurde ihm das Herz gebrochen?“
„Nein. Er hat sich schon vor langer Zeit zum Junggesellen auf Lebenszeit erklärt.“
„Aha, daher weht also der Wind“, murmelte Colleen.
Josh lachte. „Ich weiß, dass manch eine Schwester oder Praktikantin darauf hofft, dass er es sich anders überlegt und doch mal mit ihr ausgeht.“
„Er geht nicht mal mit Frauen aus?“
„Gelegentlich schon, aber niemals mit einer Person, die ihm jeden Tag über den Weg laufen könnte.“
Warum hatte er sich dann mit ihr verabredet? Wusste er nichts von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Krankenhaus? Oder ging er das Risiko ein, sie wiederzusehen – nachdem er ihr das Herz gebrochen hatte –, weil es ihm derart wichtig war, Mollys Aufenthaltsort zu erfahren?
Mit mitfühlendem Blick und sanfter Stimme sagte Josh: „Colleen, ich möchte nicht, dass dir wehgetan wird.“
„Mir passiert schon nichts“, versicherte sie. „Ich will mich nicht auf Nick einlassen.“ Und sie beabsichtigte auch nicht, sich mit ihm im Park zu treffen.
„Das ist sehr schade.“
Sie lachte unwillkürlich. „Ich dachte, du willst nicht, dass mir wehgetan wird.“
„Das stimmt auch.“ Nachdenklich musterte er ihr Gesicht. „Aber vielleicht würde es nicht dazu kommen. Womöglich bist du diejenige, der Nick nicht widerstehen kann.“
„Aber du hast doch gesagt, dass er fest entschlossen ist, keine Frau wirklich an sich heranzulassen.“
„Er hat diese Entscheidung mit all der Arroganz und der Ignoranz eines Mannes gefällt, der noch nie richtig verliebt war. Aber eines Tages wird es passieren, und zwar ganz
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