JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
leichtsinniges Verhalten. Dazu diente bereits der Colonel.
Doch Nick hörte nicht auf zu reden. „Der Kuss ging von dir aus, und du warst nicht betrunken. Warum hast du mich geküsst?“
Ihre Finger prickelten auf seinen Lippen. Sie zog die Hand zurück und ballte sie zu einer harten Faust. „Schuld war nur der Mondenschein.“ Ihre Eltern hatten zu einem uralten Lied mit diesem Titel zu tanzen gepflegt.
Er summte die Melodie, die zu den Lieblingsliedern seines Vaters zählte, verstummte aber abrupt, denn er sah Tränen in Colleens Augen schimmern. „Was ist los? Was habe ich denn gesagt?“
„Onkel Nick! Onkel Nick!“, rief einer der Zwillinge. „Buzz ist ganz grün!“
„Ich komme!“, rief er und murmelte: „Anscheinend war es keine so gute Idee, sie auf dem Karussell sich selbst zu überlassen.“
„Du hast die Jungs?“, fragte sie verwundert, während sie ihn auf den Spielplatz begleitete. „Ganz für dich allein?“
Er nickte. Es ärgerte ihn ein wenig, dass sie ihm offensichtlich nicht zutraute, mit den Kindern umzugehen. Dabei hegte auch er gewisse Zweifel.
Er packte T. J., der die Drehscheibe antrieb, um die Taille und klemmte ihn sich unter den Arm. Dann hielt er das Karussell am Eisengeländer an und musterte Buzz, der eine eindeutig ungesunde Gesichtsfarbe aufwies: „He, Kumpel, ist alles klar?“
„Mir ist bloß ein bisschen schlecht.“
Nick hob ihn von der Plattform und hielt nun unter jedem Arm einen Zwilling. „Okay, Jungs, machen wir eine kleine Pause“, ordnete er auf dem Rückweg zur Rasenfläche an.
T. J. zappelte wild. „Lass mich runter! Ich will weiterspielen.“
„Du musst dich erst mal ausruhen. Du hast das Karussell ganz schön doll angeschoben.“
Vor allem brauchte Buzz eine Atempause. Der arme Kerl ließ sich schlaff wie eine gekochte Nudel hängen, doch er erklärte tapfer: „Ich will auch weiterspielen.“
„Ich weiß. Gleich geht’s weiter.“ Nick ließ sich ins Gras fallen, hielt beide Jungen eisern fest und blickte zu Colleen auf, die mit einem Rucksack zu ihnen trat.
Am Vortag hatte ein bodenlanges Kleid ihre Beine verhüllt, doch nun trug sie knappe Jeansshorts. Ihm fiel auf, wie lang und wohlgeformt ihre Schenkel waren, und dass sie ein kleines Tattoo am linken Knöchel trug – einen bunten Schmetterling mit weit ausgebreiteten Flügeln.
„Hübsch“, sagte T. J. und strich mit einem Finger über das Bild. Mit einem strahlenden Lachen sank sie auf das Gras und kreuzte die Beine vor sich.
Nick verspürte ein seltsames Gefühl in der Magengegend. War er etwa eifersüchtig, weil ein Vierjähriger sie anfasste und zum Lachen brachte? Womöglich. Verdammt, er war kein besitzergreifender Typ. Nicht einmal der Frau gegenüber, mit der gerade liiert war. Und er hatte nun wirklich nicht die Absicht, sich mit Colleen McClintock einzulassen. Er wollte nur Informationen von ihr.
„Danke“, sagte sie zu T. J. „Ich habe hier drinnen ein paar Sachen, die ihr bestimmt mögt.“
Sie hatte eindeutig ein paar Sachen, die Nick mochte.
„Kekse. Und ein Märchenbuch.“ Sie holte beides aus dem Rucksack. „Möchtet ihr eine Geschichte hören?“
„Ist das von Lara?“ T. J. rümpfte die Nase. „Ich will nichts von Barbies oder Prinzessinnen hören.“
„Es geht um eine Drachentöterin“, entgegnete sie in geheimnisvollem Ton.
Eigentlich handelte es doch von einer Prinzessin, die aber ihre Drachen selbst tötete. Colleen las die Geschichte so gefühlvoll und dramatisch vor, dass sie die Jungen schon bald in ihren Bann zog. Plötzlich waren sie so mucksmäuschenstill, wie Nick es noch nie erlebt hatte. Das Problem war nur, dass auch er total fasziniert war. Nicht von der Geschichte, aber von der Vorleserin.
Die Atempause hielt nur so lange an, bis sie das fatale Wort „Ende“ äußerte.
Buzz, inzwischen von der Karussellfahrt erholt, sprang sofort auf. „Guck mal, da ist ein kleiner Hund. Können wir mit dem spielen?“
Nick drehte sich um und sah einen alten Mann mit einem Hund, der schon seit langer Zeit nicht mehr klein war. „Wartet, Jungs!“
Bevor er aufspringen konnte, legte Colleen ihm eine Hand auf das Bein. Seine Muskeln spannten sich unwillkürlich unter ihren Fingern.
„Es ist okay“, versicherte sie, während sie Krümel von seiner Hose wischte. „Lolly beißt nicht.“
Allerdings schien sie zu befürchten, dass er es tun könnte, so hastig, wie sie die Hand zurückzog.
„Sie ist schon so alt, dass sie kaum noch Zähne
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