Julia James
schlenderte am Yachthafen entlang zum Hotel zurück. Obwohl es keinen Sinn hatte, etwas zu bedauern, tat er es.
Als er sein Apartment betrat, blieb er stehen. Es kam ihm seltsam leer vor. Er eilte ins Schlafzimmer und wusste, was los war: Rosalind war weg.
Die Rückreise im Bus nach England kam Rosalind endlos lang vor. Sie fühlte sich wie betäubt, und ihr war übel. Doch irgendwie schaffte sie es, sich zusammenzunehmen, so dass sie sich nur an den Haltestellen übergeben musste. Das lenkte sie ab, und sie brauchte nicht nachzudenken.
Sie kehrte nach England zurück, das sie vor drei Jahren verlassen hatte.
Während der Bus durch Europa fuhr, kehrten die Erinnerungen zurück. Erster Klasse war sie damals geflogen. Geld hatte keine Rolle gespielt. Wehmütig lächelte sie. An diese Zeit zu denken war angenehmer, als sich mit der Gegenwart und dem, was sie mit Cesar erlebt hatte, auseinander zu setzen.
Ihr verkrampfte sich das Herz. Aber es hatte keinen Sinn, die Entscheidung zu bereuen. Es war für sie unmöglich gewesen, mit Cesar zusammenzubleiben. Sie hatte ihn nicht überzeugen können, dass sie nicht an seinem Reichtum, sondern nur an ihm interessiert gewesen war. Er hatte ihr nicht geglaubt, und es gab auch keine Hoffnung mehr, dass er es jemals tun würde. Unwillkürlich legte sie die Hand auf den Bauch und blickte zum Fenster hinaus, während der Bus über die Autobahn in Frankreich fuhr.
Zunächst nahm Cesar an, Rosalind würde ins El Paraíso zurückkehren. Immerhin hing ihre gesamte Garderobe noch im Schrank. Er hatte keine Ahnung, wohin sie gegangen war, aber das war ihm auch egal. Sicher hatte sie Freunde oder Bekannte hier in Spanien. Er wusste so wenig von ihr. Irgendwo war sie bestimmt untergekommen. Eine Weile würde sie sich rar machen, um dann eines Abends in eleganter Aufmachung im Kasino zu erscheinen, wahrscheinlich sogar am Arm eines anderen Mannes.
Sie hatte alle möglichen Tricks angewandt. Vielleicht würde sie jetzt versuchen, ihn eifersüchtig zu machen.
Würde es ihr gelingen? Er lächelte zynisch. Rosalind Foster würde feststellen müssen, dass sie zu weit gegangen war. Vielleicht war es gut, dass sie verschwunden war.
Doch dann gestand er sich ein, dass er sich nach Rosalind sehnte, nach ihren leidenschaftlichen Umarmungen und ihrem herrlichen Körper. Sie bedeutete ihm viel zu viel.
Verbittert presste er die Lippen zusammen. Er musste die Erinnerungen verdrängen. Die Rosalind, an die er geglaubt hatte, gab es nicht. Er hatte sie idealisiert, sich Illusionen gemacht. Aber sie war nicht die Frau, für die er sie gehalten hatte.
Das würde sie auch nie sein, wie er rechtzeitig herausgefunden hatte. Wie auch immer sie sich herauszureden versuchte, Tatsache war, dass sie ihm die ganze Zeit die Wahrheit verschwiegen hatte. Wenn sie ins El Paraíso kam, um ihn erneut zu bezirzen, würde er sie so sehen, wie sie war. Die Traumfrau gab es nicht mehr.
Sie kehrte jedoch nicht zurück.
Rosalind hatte vergessen, wie feuchtkalt und neblig es in England war. Auch den Lärm in London, die Hektik, den starken Verkehr und die Menschenmengen hatte sie vergessen.
Trostlosigkeit und Verzweiflung überfielen sie und schienen alle anderen Gefühle auszulöschen. Der Bus war am frühen Morgen in London angekommen. Jetzt bahnte Rosalind sich den Weg zur U-Bahn, die sie in den Vorort bringen sollte, in dem sie aufgewachsen war.
Erschöpft stellte sie den Koffer ab und blieb stehen. Nach der endlosen Busfahrt schmerzte ihr Rücken, und im Bauch verspürte sie ein dumpfes Ziehen. In ihrer dünnen Jacke, die sie in Spanien kaum gebraucht hatte, fror sie. Sie schloss die Augen und versuchte, sich an die Wärme und den Sonnenschein in Spanien zu erinnern. Aber es gelang ihr nicht.
Jemand stieß mit ihr zusammen, und sie sagte etwas auf Spanisch. Der Mann sah sie seltsam an und eilte weiter. Alle Menschen in dieser grauen Umgebung schienen in Eile zu sein. Rosalind ließ den Blick über die Geschäfte beiderseits der U-Bahnstation gleiten. Alles war noch wie früher.
Sie nahm den Koffer wieder auf und begann, den Bahnsteig entlangzugehen.
Sandra musste zwei Mal hinsehen, weil sie ihren Augen nicht traute.
"Ros? Ich fasse es nicht!"
Müde lächelte Rosalind. "Ja, ich bin's. Kann ich … einige Minuten reinkommen?"
Sandra trat zurück und öffnete die Tür weit. "Natürlich! Du brauchst doch nicht zu fragen."
Als Rosalind die Diele betrat, betrachtete Sandra sie aufmerksam. "Wie
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