Julia James
zu lockig, und ihre Brüste waren zu klein. Mit leichtem Bedauern hatte er sich von ihr verabschiedet.
Leah Wong arbeitete als Investmentbankerin bei einer führenden Schweizer Bank und war Gast in seinem Hotel gewesen. Ihr Haar war rabenschwarz, ihr Körper wie zartes Porzellan. Doch auch sie war nicht die Richtige gewesen. Er hatte sie nicht berühren können.
Dann hatte er es aufgegeben, eine Frau zu suchen, die ihm wirklich gefiel.
Auch die jungen Frauen, die Kathleen O'Hanran ihm vorgestellt hatte, hatten ihn nicht begeistern können. Sie erklärte ihm rundheraus, es sei für einen Mann seines Alters nicht normal, enthaltsam zu leben.
Die junge Frau, die sie jetzt mitgebracht hatte, sah ganz gut aus. Sie hatte schwarze Augen und rotbraunes Haar. "Sie ist die Nichte des Mannes meiner Cousine", hörte er Kathleen sagen. Sie war Sprachwissenschaftlerin und so intelligent wie schön. Cesar lächelte höflich, tanzte mit der jungen Frau und brachte sie schließlich zu Kathleen und Pat zurück. Dann ging er in die Bar.
Neuerdings trank er viel Whisky. Er ließ ihn den Schmerz darüber vergessen, was er sich endlich eingestanden hatte: Er liebte Rosalind, aber er hatte sie verloren.
Die Erinnerung ließ ihn nicht los, wie grob er in der letzten Nacht mit ihr umgegangen war. Es war kein Wunder, dass sie ihn verlassen hatte, denn er hatte sie wie eine Prostituierte behandelt.
Doch was war sie denn sonst? versuchte er, sich zu rechtfertigen. Während sie mit ihm zusammen gewesen war, war sie nur daran interessiert gewesen, dass er ihre Schulden bezahlte.
Das stimmt doch gar nicht, meldete sich eine kleine innere Stimme. Rosalind hatte ihm erklärt, sie habe so etwas nicht von ihm erwartet und ihm die Schulden nur deshalb verheimlicht, um die Beziehung nicht zu gefährden.
Er verzog die Lippen. Ja, sie hatte es so lange verheimlichen wollen, bis er völlig vernarrt in sie und Wachs in ihren Händen gewesen wäre. Und ihr Versprechen, sie würde ihm alles zurückzahlen, war offenbar auch nicht viel wert. Seit sie weggegangen war, hatte er nichts mehr von ihr gehört.
Nein, Rosalind hatte ihn ihre Schulden bezahlen lassen, dann hatte sie gemerkt, dass ihr Spiel aus war, und sich geschickt aus der Affäre gezogen. Mit der noblen Erklärung, sie wolle von ihm respektiert und nicht benutzt werden, hatte sie sich davongemacht. Vermutlich hatte sie längst einen anderen reichen Mann gefunden, auf dessen Kosten sie lebte.
Als er zu der Bar ging, hörte er eine Frau schallend lachen. Sie legte ihrem Begleiter die Hand auf das Knie. Der Mann musste über siebzig sein, die Frau schätzte Cesar auf ungefähr dreißig, obwohl er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Er musterte sie abschätzend. Sie trug ein hautenges Minikleid.
Wieder lachte sie. Plötzlich drehte sie sich um und bemerkte Cesar. In ihren Augen leuchtete es auf. "Hallo!" rief sie aus. "Ich habe doch gedacht, dass Sie es sind."
Er presste die Lippen zusammen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. "Hallo, Sable", antwortete er. "Hat es Ihnen in Portugal nicht gefallen?"
Lachend lehnte sie sich an das Bein des älteren Mannes. "Sehr gut sogar. Wissen Sie, Sie haben mir einen großen Gefallen damit getan, dass Sie mich dorthin geschickt haben. An der Algarve habe ich den armen Hiram kennen gelernt, der sich ausgesprochen einsam fühlte. Da habe ich ihn aufgemuntert." Sie gab dem Mann einen Kuss auf die Wange, und er lächelte sie liebevoll an. "Hiram liebt es, Golf zu spielen. Stimmt's, mein Lieber?" Ohne die Antwort des älteren Mannes abzuwarten, fuhr sie fort: "Ist Ros nicht da, Cesar?"
"Wir haben uns vor einiger Zeit getrennt", erklärte Cesar kurz angebunden. "Kann ich Sie zu einem Drink einladen?"
"Oh, ich nehme gern noch einen Tequila Sunset", erwiderte Sable.
Cesar warf Hiram einen Blick zu. Der Mann schien nichts dagegen zu haben, dass seine Begleiterin zu einem Drink eingeladen wurde.
"Und für Sie, Mr. …?" fragte Cesar höflich.
"Hackensacker. Hiram T. Hackensacker." Er war offenbar Amerikaner, wie sein Akzent verriet. "Ich nehme einen Bourbon."
Sable kicherte. "Ist er nicht ausgesprochen nett?"
"Dass Sie der Meinung sind, liegt auf der Hand", entgegnete Cesar spöttisch.
"Er hat drei verheiratete Töchter", erzählte Sable, "aber die sind gar nicht nett zu ihm. Sie gönnen ihm keinen Spaß. Deshalb ist er mir dankbar, dass ich ihn etwas aufmuntere."
Cesar musste lächeln. Obwohl er diese Frau wegen ihrer Lebensweise verachtete, fand er ihre
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