Julia James
Unverschämtheit geradezu belustigend. "Übertreiben Sie es mit dem Aufmuntern nicht zu sehr. Vielleicht würde ihn das überfordern."
Wieder kicherte sie. "Keine Sorge, ich weiß, wie weit ich gehen kann." Sie blickte ihn verführerisch an. "Hiram ist ein Schatz, aber ich komme momentan einfach nicht so richtig auf meine Kosten. Etwas mehr … Praxis würde mir gut tun. Verstehen Sie, was ich meine?"
Cesar schüttelte den Kopf. "Keine Chance, Sable."
Sie tat so, als schmollte sie. "Na ja, da Sie und Ros nicht mehr zusammen sind, habe ich gedacht, ich kann es einmal versuchen. Männer wie Sie trifft man nicht oft. Ich habe Ros sehr beneidet." Sie atmete tief ein. "Wieso haben Sie Schluss gemacht?"
Er trank einen Schluck Whisky. Es schien Sables Begleiter nicht zu stören, dass sie mit einem anderen Mann flirtete. Gedankenverloren trank Hiram den Bourbon.
"Letztlich verdanke ich es Ihnen und Ihrem Auftritt an jenem Abend in Puerto Banús."
Verständnislos sah sie ihn an. "Als Sie Yuri zusammengeschlagen haben? Was habe ich damit zu tun? Ich habe mich wirklich für Ros gefreut und hätte ihr nie etwas verpfuscht."
Cesar lächelte leicht. "Sie haben mir den richtigen Tipp gegeben. Mir ist bewusst geworden, dass mehr dahinter steckte, als auf den ersten Blick zu erkennen war."
"Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen", erklärte Sable.
Er zuckte die Schultern. "Bis dahin wusste ich nichts von Rosalinds Schulden."
Sie riss die Augen auf. "Das ist typisch für Ros! Ich hatte ihr geraten, Sie schleunigst aufzuklären, damit Sie die Sache mit Yuri erledigen konnten." Sie kniff die Augen zusammen. "Waren Sie etwa zu geizig, um ihr aus der Patsche zu helfen? Sie haben doch genug Geld. Wenigstens das hätten Sie für sie tun können, nachdem Sie so lange zusammen waren."
Warum, zum Teufel, rede ich überhaupt mit dieser Frau? dachte Cesar angewidert. Dennoch konnte er der Versuchung nicht widerstehen, über Rosalind zu sprechen. Die Wunde würde wieder aufbrechen, und er würde sich in der Nacht mit Träumen herumquälen müssen, die er seinem schlimmsten Feind nicht wünschte. Er trank noch einen Schluck Whisky. Vielleicht wurde dann alles erträglicher.
Sable redete immer noch, und er zwang sich, ihr zuzuhören.
"… und sie war so glücklich mit Ihnen. Sie hatte jemanden wie Sie wirklich verdient, der sie aus allem herausholte. Ich habe wirklich gedacht, es würde klappen. Stattdessen haben Sie sie weggeschickt. Das ist gemein nach allem, was sie durchgemacht hat, ehe sie herkam."
Der vorwurfsvolle Ton gefiel Cesar nicht. Seine Miene wurde hart.
"Sable, für Sie mag es schlimm sein, wenn ein reicher Mann Sie fallen lässt, aber …"
"Sie wissen es gar nicht, stimmt's?" unterbrach sie ihn und sah ihn an.
10. Kapitel
Rosalind wischte den billigen Kunststoffboden der winzigen Küche. Er war alt und schäbig, doch sie beklagte sich nicht. Trotz der langen Wartelisten hatte die Gemeindeverwaltung schnell reagiert und ihr die kleine Studiowohnung zur Verfügung gestellt, die für sie wie ein Zufluchtsort war. Natürlich lebte sie sehr beengt, doch weshalb sollte sie eine größere Wohnung haben? Dann hätte sie mehr zu säubern und aufzuräumen und höhere Nebenkosten. Und da Rosalind nur wenig Geld hatte, war sie froh, überhaupt eine Unterkunft gefunden zu haben.
Wie so oft dachte sie an das traumhaft schöne Luxusapartment in Spanien mit Blick aufs Meer und an das alte Castillo hoch oben in den Bergen. Es war jedoch sinnlos, sich an diese Episode und an Cesar Montarez zu erinnern. Schmerz erfüllte sie, und sie versuchte, ihn zu verdrängen, wie so oft seit ihrer Rückkehr nach England. Egal, wie schmerzlich das Ende gewesen war, sie sehnte sich immer noch verzweifelt nach Cesar und vermisste ihn viel zu sehr.
Sie würde Cesar nie wiedersehen. Sie musste mit dem Wissen leben, dass alles vorbei war.
Warum kann Liebe eigentlich nicht sterben, warum kann sie nicht einfach zu Staub zerfallen? überlegte Rosalind. Das Schlimmste war, dass sie nie aufhören würde, ihn zu lieben, obwohl ihr nur die Erinnerungen geblieben waren.
Nein, das stimmte nicht ganz. Sie hatte noch etwas sehr viel Kostbareres.
Plötzlich klingelte es. Das war sicher Jan von nebenan. Ihre Nachbarin wollte sich wahrscheinlich wieder darüber beklagen, dass die Gemeindeverwaltung ihr keinen neuen Herd und keinen Ersatz für den defekten DVD-Spieler oder eine größere Wohnung bewilligen wollte. Ständig kam sie herüber, machte es sich
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