Julia James
auf.
"Ich habe den Hotelarzt angerufen. Er muss jeden Moment hier sein."
Rosalind wollte den Kopf schütteln, sie war jedoch zu schwach dazu. "Es geht gleich vorbei. Der Fisch ist mir offenbar nicht bekommen."
"Das kann sein", erwiderte er. Sein Stimme klang seltsam.
Rosalind sah ihn an. Das ist also das Ende unserer Beziehung, dachte sie verbittert und schloss hilflos die Augen. Das Traurigste war, dass sie sogar verstand, warum er wütend auf sie war. Wie hätte sie an seiner Stelle auf die Sache mit den Schulden reagiert? Cesar war ein reicher Mann, und viele Frauen wünschten sich, von seinem Reichtum profitieren zu können. Auch Sable lebte von reichen Männern. War sie deshalb eine Prostituierte?
Und was bin ich? dachte Rosalind. Sie hatte das Luxusleben genossen, das Cesar ihr geboten hatte, die Designerkleider und alles andere. Und sie war stolz gewesen, sich an seiner Seite zeigen zu können. All das hatte sie gern angenommen.
Wenig später kam der Arzt, der offenbar nichts dabei zu finden schien, mitten in der Nacht geholt zu werden. Er war daran gewöhnt, dass die reichen Leute erwarteten, auch wegen Belanglosigkeiten sogleich behandelt zu werden.
Rosalind war erleichtert darüber, dass Cesar sie mit dem Mann allein ließ. Sie berichtete ihm, was sie gegessen hatte, erwähnte die Auseinandersetzung mit Cesar jedoch mit keinem Wort.
Der Arzt hörte ihr aufmerksam zu. Dann fragte er: "Sagen Sie, Señorita Foster, wann hatten Sie Ihre letzte Periode?"
Mit hängenden Schultern, die Hände zu Fäusten geballt, stand Cesar auf der Dachterrasse und blickte über die Palmen hinweg auf das Meer. Er wollte nicht nachdenken und nichts fühlen. Das war Rosalind nicht wert. Er verzog die Lippen. Du liebe Zeit, was für ein theatralischer Auftritt! Besonders dramatisch hatte die Flucht ins Badzimmer gewirkt. Jeder konnte sich übergeben, wenn er es unbedingt wollte.
Es war ausgesprochen geschickt von ihr, sein Mitleid erregen zu wollen. Sei lieb zu mir, ich bin krank, hatte sie ihm damit sagen wollen. Sie hatte es als Vorwand benutzt, um bei ihm bleiben zu können, ohne auf seine Bedingungen einzugehen. Seine Miene wurde hart. Rosalind war ihm etwas schuldig, und er würde sie dafür bezahlen lassen.
Er spürte die leichte Brise, die seine Wange streifte und ihm das Haar aus der Stirn wehte. Das erinnerte ihn daran, wie sanft Rosalind ihn gestreichelt und ihm das Haar aus der Stirn gestrichen hatte. Ihm verkrampfte sich das Herz, aber das ignorierte er lieber. Er wollte nichts empfinden außer Wut, Verachtung und Kälte, denn damit konnte er umgehen.
Als der Arzt aus dem Schlafzimmer kam, hüstelte er, um Cesar auf sich aufmerksam zu machen. Er drehte sich um und ging ins Zimmer zurück.
"Nun?" fragte er.
"Ich habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, damit sie schlafen kann", erklärte der Arzt. "Am Vormittag komme ich wieder, um sie noch einmal zu untersuchen. Gute Nacht, Señor."
Cesar nickte und begleitete den Mann zur Tür. In einer plötzlichen Eingebung verließ er wenig später das Apartment über die Feuertreppe. Er brauchte dringend frische Luft.
Es war riskant, sich im Dunkeln aufs Meer hinauszuwagen, doch die Lichter von den Fischerbooten, die hier und da in der Ferne aufblitzten, während Cesars Boot über das Wasser glitt, hatten etwas Beruhigendes.
Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf, und alle drehten sich um Rosalind. Er versuchte, sie zu verdrängen. Weshalb sollte er sich damit herumquälen? Rosalind war, wie sie war, schön, aber unehrlich. Und sie war gefährlich.
Aber er hatte sie durchschaut und würde mit ihr zusammenbleiben, weil er von ihr etwas ganz Bestimmtes wollte: Sex.
Das stimmt doch gar nicht, meldete sich eine kleine innere Stimme.
In dem Moment begann das Boot gefährlich zu schaukeln. Rasch brachte er es wieder in seine Gewalt und setzte die Fahrt fort.
Die Morgendämmerung brach über dem Mittelmeer herein. Fischerboote kehrten in den Hafen zurück. Im Osten färbte der Himmel sich rötlich golden.
Cesar fror. Es war kalt, empfindlich kalt.
Während er das Boot in den kleinen Hafen steuerte und anlegte, dachte er an Rosalind. Sie schlief jetzt in seinem Bett. Er wünschte, er hätte Lust auf Sex, das hatte er jedoch nicht. Stattdessen erinnerte er sich daran, wie er sie am Morgen vor dem Flug nach Menorca im Schlaf betrachtet und ihre Schönheit bewundert hatte.
Etwas rührte sich in ihm. Doch es war nicht Begehren, sondern Bedauern.
Er
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