Julia Liebeskrimi Band 09
die Wogen zu glätten. „Ich hätte nichts sagen sollen. Vergessen Sie es.“
„Verdammt, Daniel. Rücken Sie schon raus damit.“
„Hören Sie, es war nur ein Traum, okay?“
„Was meinen Sie damit?“
„Letzte Nacht … letzte Nacht ist mir Mary im Traum erschienen. Sie sagte, dass es ihr gut geht und dass die Mädchen leben. Sie nannte sie Justine und Amy Anne. Heißen die beiden wirklich so?“
Reese erbleichte. „Ja. Aber Sie könnten die Namen irgendwo aufgeschnappt und bis letzte Nacht im Schlaf nicht mehr daran gedacht haben.“
Daniel nickte. „Ja, ich weiß. Der Traum war einfach nur so seltsam … so real.“
„He, Killian!“, sagte Williams zu Bobby Joe, der immer noch mit Carol knutschte, „sparen Sie sich Ihren Romeokram für später auf, und begleiten Sie Ms. Shane zu dem Platz in der ersten Reihe, den wir für sie reserviert haben.“
Bobby Joe legte eine Hand unter Carols Ellbogen und führte sie durch den Raum. „Meine Herren, hier kommt Carol Shane. Seien Sie nett zu ihr. Sie ist ein bisschen nervös, okay?“
Williams bedachte Bobby Joe mit einem vernichtenden Blick, bevor er den Stuhl vor dem Videorekorder zurechtrückte.
„Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie gekommen sind, Ms. Shane. Sie brauchen keine Angst zu haben, und das Video, das wir Ihnen zeigen möchten, ist ganz kurz. Sie werden darauf einen Mann sehen, von dem uns nur interessiert, ob es der Mann ist, der gestern Mary O’Rourke entführt hat.“
Howard Lee hatte gerade Speckscheiben in die heiße Pfanne gelegt, als das Telefon klingelte. Ein kurzer Blick auf das Display veranlasste ihn, die Stirn zu runzeln. Das Savannah Memorial. Das konnte nichts Gutes bedeuten. In der ganzen Zeit, in der er nun schon dort arbeitete, hatte ihn noch nie jemand aus dem Krankenhaus angerufen.
Deshalb ließ er das Telefon einfach läuten und kümmerte sich weiter ums Frühstück. Seine Zeit war knapp bemessen. Eigentlich müssten sie bereits unterwegs sein. Aber die Mädchen waren krank, deshalb hatten sie erst ausschlafen müssen, und jetzt mussten sie vor dem Losfahren noch etwas Anständiges essen.
Er drehte die Flamme unter der Pfanne kleiner, dann nahm er mehrere Eier aus dem Kühlschrank und schlug sie in eine Schüssel. Normalerweise aßen die Mädchen zum Frühstück Müsli, doch da es ungewiss war, wann sie das nächste Mal etwas zu essen bekommen würden, brauchten sie etwas Richtiges in den Bauch.
Als er zwei Weißbrotscheiben in den Toaster schob, musste er an Sophie denken und runzelte die Stirn. Wenn sie eine gute Ehefrau wäre, würde sie jetzt hier das Frühstück machen. Aber er konnte ihr nicht trauen und musste sie zusammen mit den Mädchen einsperren.
Er drehte den Speck um, dann nahm er Gläser aus dem Schrank und goss Milch ein. In dem Moment, in dem er die Hand nach der Packung mit dem Beruhigungsmittel ausstreckte, fiel ihm ein, dass Sophie den Kindern womöglich nicht erlauben würde, die Milch zu trinken. Gestern Abend jedenfalls hatte sie die Getränke offenbar weggeschüttet. Vielleicht konnte er ihnen ja nachher etwas in ihren Saft tun.
Was er mit Sophie machen sollte, wusste er noch nicht, aber er war sich sehr sicher, dass er sie nicht mitnehmen würde. Kurz darauf stieg er mit dem Frühstückstablett hinunter in den Keller, wo er beide Betten leer vorfand. Er runzelte die Stirn, dann sah er, dass die Badezimmertür geschlossen war.
„Frühstück“, rief er.
Mary öffnete die Badezimmertür einen Spalt und sagte: „Wir sind gleich fertig.“
Er stellte das Tablett auf dem Tisch ab und ging auf sie zu.
„Gibt es ein Problem?“, fragte er.
„Nein. Die Mädchen haben gebadet. Sie sind noch nicht ganz angezogen.“
„Ich kann doch helfen“, sagte er und versuchte die Tür aufzudrücken, aber Mary hinderte ihn, indem sie ihm entschieden eine Hand auf die Brust legte.
„Sie fassen diese Mädchen nicht mehr an“, sagte sie in warnendem Ton. „Gott allein weiß, was Sie ihnen bereits angetan haben.“
Howard Lee erbleichte. Die Unterstellung, dass er sich an seinen beiden Töchtern vergangen haben könnte, war entsetzlich.
„Ich habe nichts gemacht!“, brüllte er, dann zerrte er Mary aus dem Bad und schüttelte sie, während er sie anschrie: „Allein der Gedanke daran ist böse.“
Mary bekam Angst. Howards Gesichtszüge hatten sich verzerrt, und er packte sie so hart an, dass es wehtat. Sie schaffte es, sich loszureißen, dann stellte sie sich zwischen ihn und die
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