Julia Liebeskrimi Band 09
Badezimmertür.
„Sie sind böse!“, schrie sie zurück. „Wie können Sie sich hier hinstellen und behaupten, dass Sie nichts gemacht haben? Sie haben diese Mädchen hier eingesperrt und pumpen sie mit Betäubungsmitteln voll. Mein Gott! Schämen Sie sich denn überhaupt nicht? Haben Sie kein Gewissen? Macht es Ihnen gar nichts aus, dass die beiden nach ihren Eltern weinen? Diese Mädchen sind nicht Ihre Töchter, sondern Ihre Gefangenen … genau wie ich auch.“
Jetzt wurde er fuchsteufelswild. Er wollte das nicht hören. Er wollte sich diese Lügen nicht mehr länger anhören müssen.
„Das ist nicht wahr!“, brüllte er wie von Sinnen. „Sie gehören mir. Aber dich will ich nicht mehr um mich haben. Wir gehen hier weg … aber ohne dich. Hast du mich verstanden?“ Dann deutete er auf den Tisch. „Bring die Kinder da raus, und sieh zu, dass sie ordentlich frühstücken. Und sorge dafür, dass sie ihre Milch trinken. Ich habe nichts reingetan, aber wenn ich zurückkomme, muss ich ihnen eine Spritze geben. Sie brauchen ihre Antibiotika.“
„Ich will aber keine Spritze.“
Als sie sich umdrehten, sahen sie Justine mit Amy Anne an der Hand auf der Schwelle zum Bad stehen. „Und Amy Anne auch nicht.“
Howard Lee musterte die beiden einen Moment, dann sagte er schroff: „Ich muss jetzt packen. Setzt euch an den Tisch und frühstückt. Ich komme später wieder und helfe euch, eure Sachen zu packen. Wir fahren weg.“
„Ich will aber nicht wegfahren“, sagte Justine. „Ich will bei Mary bleiben.“
Mary trat zu den Kindern und zog sie an sich. Howard Lee sah mit Bestürzung, wie sie sich an ihr festklammerten.
„Tut, was ich sage!“, fuhr er sie wütend an, dann polterte er die Treppe nach oben und knallte die Tür zu.
Daniel lehnte mit verschränkten Armen am Auto und wartete darauf, dass Bobby Joe seine Unterhaltung mit der Frau auf der anderen Straßenseite beendete. Sie war die achte Person auf der Liste, mit der sie seit Verlassen des Polizeireviers gesprochen hatten, und bis jetzt hatten sie noch kein Glück gehabt. Weil er sich danach sehnte, Hopes Stimme zu hören und ihr zu sagen, dass alles in Ordnung sei, zog er sein Handy aus der Tasche, um seine Eltern anzurufen. Hope wusste immer noch nicht, was mit ihrer Mutter passiert war, und er wollte, dass das auch so blieb. Nach ein paarmal Läuten nahm seine Mutter ab.
„Hallo, Mom, ich bin’s. Wie geht es Hope?“
„Prächtig. Sie ahnt nichts.“
Daniel konzentrierte sich auf seine abgestoßene Stiefelspitze, weil er das Gefühl hatte, gleich den Verstand zu verlieren.
„Gut. Ist sie mit Dad unterwegs?“
„Ja, sie sind im Park.“
Unbewusst erleichtert ließ er die Schultern fallen. Er hatte eigentlich ihre Stimme hören wollen, aber wahrscheinlich war es so besser. Es fiel ihm immer schwerer, sich zu verstellen.
„Okay … gut.“
„Gibt es irgendetwas Neues?“, erkundigte sich Phyllis.
„Na ja, zumindest so viel, dass der Kerl, der Mary entführt hat, wahrscheinlich derselbe ist, der auch diese beiden Mädchen in seine Gewalt gebracht hat.“
„Du großer Gott!“, keuchte Phyllis. „Sind sie … Weißt du, ob …“
„Wir haben guten Grund anzunehmen, dass sie noch leben, aber genau wissen können wir es natürlich nicht.“
„Es tut mir so leid“, sagte Phyllis.
„Mir auch, Mom. Mir auch.“ Dann fuhr er mit bebender Stimme fort: „Ich schaffe das nicht ohne sie.“
„Was schaffst du nicht?“, fragte Phyllis.
„Zu leben.“ Er unterdrückte ein Aufschluchzen. „Ich kann mir ein Leben ohne sie einfach nicht vorstellen.“
„Dann tu es auch nicht“, sagte Phyllis. „Du musst positiv denken, Darling.“
„Ja, ich weiß … Also … sag Hope, dass ich angerufen habe, okay? Ich kann nicht sagen, wie lange das noch so gehen wird …“
„Mach dir darüber keine Sorgen“, fiel ihm Phyllis ins Wort. „Wenn sich bis Montag nichts geändert hat, werden wir schon dafür sorgen, dass Hope in die Schule kommt.“
„Am Montag ist der zweite Oktober … Hopes Geburtstag.“
„Oh, das hätten wir ganz bestimmt nicht vergessen. Hope hat uns schon mindestens ein Dutzend Mal daran erinnert. Aber mach dir keine Sorgen“, fuhr sie fort. „Falls Mary bis dahin noch nicht zurück ist, werden wir dafür sorgen, dass Hope einen schönen Geburtstag hat. Du musst dir dann nur wegen Mary eine Ausrede einfallen lassen, weil Hope sich natürlich wundern wird, wenn ihre Mutter an ihrem Geburtstag nicht da
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