Julia Liebeskrimi Band 09
entlangzufahren.“
Sydney war bereits zu demselben Schluss gekommen, aber es gefiel ihr nicht besonders, dies aus einem fremden Mund zu hören. Dennoch hatte er sie aus ihrem Adlerhorst gepflückt. Sie schuldete ihm eine Menge.
Sie befahl ihren Armen und Beinen, das zu tun, wozu sie da waren, und versuchte aufzustehen. Ihr Retter fing sie geistesgegenwärtig auf, bevor sie wieder auf ihren vier Buchstaben landete. Sie schüttelte seine Hand ab und versuchte, dankbar zu klingen.
„Danke. Noch mal. Ich heiße übrigens Sydney Scott.“
„Ich weiß“, sagte er gedehnt.
Sie wurde rot und kam sich noch blöder vor. Wenn er zu einem Suchtrupp gehörte, wusste er natürlich, nach wem er gesucht hatte.
„Und Sie sind wer?“
„Reece Henderson.“
„Oh.“ Der Strohstetson hatte in ihr die Vermutung geweckt, dass er ein Einheimischer war. „Sie sind der Dammingenieur.“
„Als Sie heute Morgen zu unserer Verabredung nicht auftauchten, habe ich Ihren Assistenten aus dem Bett geholt.“
So viel zu der vermeintlich von Zack in die Wege geleiteten Rettungsaktion.
„Er erzählte, dass Sie gestern in den Canyon gefahren seien. Er schien anzunehmen, Sie könnten in Trance gefallen sein und sich verlaufen haben.“
„Ich falle nie in Trance“, sagte sie mit einem leicht angestrengten Lächeln, aber immer noch bemüht, dankbar zu sein.
Eine schwarze Braue hob sich ungläubig.
„Na schön“, räumte sie widerwillig ein, „vor zwei Monaten habe ich einen Topf mit roten Bohnen und Reis auf dem Herd vergessen, während ich an einem Treatment arbeitete, aber es hat nur ein bisschen gequalmt.“
Als er sie aus diesen kühlen blauen Augen nur wortlos anschaute, gab Sydney Zack in Gedanken einen Tritt vors Schienbein. Wie viel hatte er diesem Kerl erzählt?
„Möglich, dass ich letzte Woche aus San Diego wegfuhr und erst kurz hinter Santa Barbara merkte, dass ich in der falschen Richtung fuhr“, sagte sie defensiv, „aber ich war eben in Gedanken mit meinem Drehbuch beschäftigt.“
Mit einem kleinen Schnauben, das verdächtig nach Abscheu klang, schlenderte ihr Retter zu seinem Jeep, um das Seil abzumachen. „War das letzte Nacht auch so?“
„Nein, letzte Nacht war ich in keiner wie auch immer gearteten Trance.“
Also gut, räumte sie in Gedanken ein, vielleicht habe ich meiner Fantasie ja für eine Weile die Zügel schießen lassen. Vor allem, als der Wind so unheimlich durch den Canyon gepfiffen hatte, dass sie davon Gänsehaut bekommen hatte. Aber das brauchte Henderson nicht zu wissen.
„Wie schon gesagt, lag da dieser Felsbrocken auf der Straße.“
„Wenn Sie es sagen, Lady.“
Es fiel ihr von Sekunde zu Sekunde schwerer, an ihrer Dankbarkeit festzuhalten. Sydney verschränkte ihre Arme über ihrem jetzt dreckigen gelben T-Shirt.
„Ich sage es.“
Er richtete sich mit dem halb aufgerollten Seil in der Hand auf und schaute sie aus Augen, die so scharf und durchdringend wie Laserstrahlen waren, an. „Dann sollten Sie mir vielleicht verraten, warum Sie ohne Erlaubnis in einem Sperrgebiet herumfahren. Eine Erlaubnis, die ich Ihnen übrigens heute Morgen bei unserem Treffen zu geben beabsichtigte.“
Dieses „beabsichtigte“ ließ sie umgehend aufhorchen. Die Schrecken der letzten Nacht lösten sich in Luft auf, und alles, was blieb, war die absolute Entschlossenheit, die Magie der Ruinen im Film festzuhalten … für ihren Dad, für sich selbst, zur Erinnerung an die fröhlichen und traurigen Momente, die sie miteinander geteilt hatten.
Jeder Zoll ein Profi jetzt, kam sie direkt zur Sache. „Ich entschuldige mich, Sie übergangen zu haben, Mr. Henderson. Ich kam gestern Nachmittag früher als erwartet hier in Chalo Canyon an und versuchte, Sie telefonisch zu erreichen, aber Sie waren nicht in der Stadt. Man sagte mir, Sie seien bei einer Hochzeit.“
„Und dann sind Sie einfach ohne Erlaubnis hier raufgefahren.“
„Erst nachdem ich mit einem Ihrer Ingenieure gesprochen hatte. Er sagte, es sei bestimmt okay. Ich glaube, er hieß Patrick Soundso.“
Bestimmt war es Patrick, dachte Reece verärgert. Ein etwas windiges junges Bürschchen mit einem funkelnagelneuen Diplom in der Tasche, bei dem sich erst noch herausstellen musste, ob es wirklich verdient war. Reece hatte das Seil fertig aufgerollt.
„Entschuldigung akzeptiert, Ms. Scott. Für diesmal. Aber übergehen Sie mich nicht noch einmal. Ich bin als Chefingenieur verantwortlich für die Sicherheit aller, die an diesem Projekt
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