Julia Liebeskrimi Band 09
bösartigen Briefe, die er ihren Sponsoren geschrieben hatte, als er von ihrem geplanten Filmprojekt erfahren hatte. Chavez hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um ihre Glaubwürdigkeit, ihren Ruf und ihr Projekt in den Schmutz zu ziehen. So viel Hass … oder war es wieder erwachte Angst, dass sie ihm seinen Sohn wegnehmen könnte?
„Sind Sie extra so früh aufgestanden, um mir zu sagen, dass ich nicht willkommen bin?“
Er legte den Kopf in den Nacken. Majestätisch, zornerfüllt starrte er sie über seine Nasenspitze hinweg an, nahm ihre Baseballkappe, ihren Pferdeschwanz, das abgetragene dunkelblaue Sweatshirt, das sie sich zum Schutz gegen die Morgenkälte über ihr Tanktop gezogen hatte, in sich auf.
„Ich bin hergekommen, um Ihnen zu sagen, dass Sie sich von meinem Sohn fernhalten sollen.“
Sydney warf den Rucksack in den Van. Er landete mit einem dumpfen Knall neben ordentlich aufgereihten Kisten. Mit Tishs Kameratasche ging sie beträchtlich behutsamer um. Erst nachdem diese sorgfältig verstaut war, drehte Sydney sich wieder um.
„Ich nehme nicht an, dass Ihnen schon mal aufgegangen ist, dass Jamie und ich aus dem Alter, in dem Sie uns etwas befehlen konnten, lange heraus sind.“
Seine Nasenflügel bebten. „Sie haben schon einmal seine Beziehung zu Arlene fast zerstört. Ein zweites Mal werde ich das nicht zulassen.“
„Schön. Sie haben gesagt, was Sie sagen mussten. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich muss meine Crew zusammentrommeln.“
Er beugte sich vor, sein hagerer Körper zitterte vor Zorn. „Wagen Sie es nicht, über mein Land zu fahren. Nur für den Fall, dass Sie es vergessen haben sollten, wir schießen auf unbefugte Eindringlinge.“
Der Knall, mit dem die Fliegengittertür ins Schloss fiel, beendete die Unterhaltung. Ein verschlafen dreinschauender Zack, der im Arm prallvolle Papiertüten hielt, gesellte sich zu ihnen.
„He, Syd, du kannst dir nicht vorstellen, was Lula uns alles zum Mittagessen eingepackt hat. So wie es aussieht, hat sie ein ganzes Rind aufgeschnitten und auf diese S… Oh.“ Er blinzelte die Gestalt im Schatten an. „Ey, Mann, wie geht’s denn so?“
Sydney musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut herauszuplatzen, als der grünhaarige, nachlässig gekleidete, reich beringte Zack auf Sebastian zuschlappte, die Tüten auf den Boden stellte und die Hand zu seinem üblichen lässigen Gruß hob. Der Ältere musterte den Jüngeren von Kopf bis Fuß, verzog angewidert die Lippen und machte auf dem Absatz kehrt.
Zack zwinkerte verdutzt. „Was für eine Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?“
„Mach dir nichts draus. Lad die Tüten ein, okay? Ich trommle unterdessen Tish und die anderen zusammen. Ich will los.“
Sie wollte, dass ihre Crew rechtzeitig bis Sonnenaufgang mit Sack und Pack an Ort und Stelle war, damit sie ein weiteres Mal in die Vergangenheit eintauchen konnte. Sie sehnte sich danach, den Zauber zu spüren, diesen erhebenden Kitzel, wenn das sagenumwobene Dorf aus seinem ein Jahrzehnt währenden Schlaf auftauchte. Sie musste es spüren, musste dieses magische Geschehen noch ein letztes Mal mit ihrem Vater teilen.
Als sich der Himmel im Osten orangerot zu verfärben begann, waren sie bei der Absperrung angelangt, die Reese’ Crew um den Canyonrand errichtet hatte. Fiebernd vor Ungeduld scheuchte Sydney ihre Leute aus den Fahrzeugen, weil sie den letzten Rest des Weges zu Fuß zurücklegen mussten. Beim Passieren der engen Kurve, in der sie ins Schleudern gekommen war, warf Sydney der Föhre, die letzte Nacht ihren Sturz aufgehalten hatte, einen dankbaren Blick zu.
Der Tontechniker Albert schnaufte vor Anstrengung, und Zack schimpfte wie ein Rohrspatz, nachdem sie endlich den von Sydney ausgekundschafteten Aussichtspunkt erreicht hatten. Die stille, unscheinbare Katie machte sich umgehend an die Arbeit, packte die Tonausrüstung aus, Batterien, Videobänder.
Zack ließ sich mit ausgebreiteten Armen zu Boden fallen. „Warum musste ich bloß bei einer Dokumentarfilmerin landen?“, brummte er. „Dabei könnte ich den ganzen Tag auf meinem Hintern sitzen und für Disney Cartoons zeichnen.“
Sydney beachtete ihn nicht. Sie hatte mit allen aus dieser Crew schon vorher zusammengearbeitet und kannte ihre Stärken und Schwächen. Tish und Albert gehörten zu den Besten in ihrem Fach. Und Zack … nun, Zack war eben Zack.
„Okay“, sagte sie munter, „gehen wir das Skript durch.“ Sie kannte es fast
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