Julia Liebeskrimi Band 09
Rückenlehne. „Verfluchte Katzen!“ Er rüttelte wie wild an dem Sessel, um den kleinen Racker abzuschütteln. Das arme Wesen gab ein verängstigtes Jaulen von sich und krallte sich mit einer Pfote in das Holz der Armlehne.
Molly stürmte zu seiner Rettung ins Zimmer. Vorsichtig nahm sie das Kätzchen hoch. Wyatt quittierte ihre Aktion mit einem Schwall deftiger Flüche. Und Raleigh …
Raleigh blieb in der Lobby. Hielt er sich absichtlich vom Tatort fern? Molly warf ihm einen anklagenden Blick zu. Sie war sich sicher, dass er irgendwie die missliche Lage der Kätzchen verursacht hatte.
Wyatt wandte sich dem zweiten Kätzchen zu. Trotz seines wütenden Gepolters schien eine seltsame Scheu ihn daran zu hindern, das zarte Wesen zu berühren. Molly fragte sich, ob er sich irgendwie vor ihnen fürchtete und sein aufbrausendes Verhalten lediglich einen Schutzmechanismus darstellte. Andererseits, wer könnte ernsthaft etwas gegen diese süßen Fellknäuel haben?
Etta Sue.
„Tate!“, bellte Wyatt und marschierte auf den Schreibtisch zu. Seine Schritte dröhnten wie eine Herde Elefanten. „Schaffen Sie sofort diese Biester hier raus … ah!“ Seine Augen traten aus den Höhlen. „Was …?“ Er wirbelte herum wie ein Hund, der seinen eigenen Schwanz jagte.
Dabei rutschte er mit beiden Füßen aus. Seine Hände flogen hoch, krallten sich in einer hilfesuchenden Geste in die Luft. Dann stürzte er schwer zu Boden. Und mit großem Gepolter.
Gefällt durch eine Pfütze Katzenurin.
Molly zuckte zusammen. Das bedeutete ihr Ende. Und das Ende der Kätzchen.
Wyatt schaukelte hin und her wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte, wobei die Sohlen seiner Stiefel immer wieder auf dem glatten Parkett wegrutschten. Irgendwie gelang es ihm schließlich, sich aufzusetzen, hoffnungslos in seinen Morgenrock verwickelt, der jetzt über dem dicken, haarigen Schwabbelbauch auseinanderklaffte. Molly wandte rasch den Blick ab.
Raleigh war sofort zur Stelle, um dem schwergewichtigen Rancher auf die Beine zu helfen. Molly nutzte die Gelegenheit, um auch das zweite ungezogene Kätzchen einzusammeln. Rasch pustete sie Katzenhaare von der Tastatur und sammelte die verstreuten Papiere zu einem halbwegs ordentlichen Stapel zusammen.
„Rühren Sie hier ja nichts an!“ Wyatts Gesicht war krebsrot angelaufen, und er schnaufte heftig. Mit ruckartigen Bewegungen band er sich den Morgenrock zusammen. „Ich will diese kleine Plagegeister hier raushaben. Dafür sorgen Sie, Tate. Morgen früh, gleich bei Sonnenaufgang, liefern Sie sie im Tierheim ab. Wenn ich hier in der Lodge je wieder eine Katze erwische, drehe ich ihr eigenhändig den süßen Hals um!“
„Das können Sie doch nicht tun!“, ereiferte sich Molly. „Was ist mit Jocelyn? Sie brechen dem Kind das Herz.“
„Jocelyn muss lernen, dass dies hier eine Ranch und kein Streichelzoo ist. Sharleen wird ihr das schon beibringen.“
„Aber die Kätzchen gehören mir. Wenn sie gehen, dann gehe ich auch“, konterte Molly mit fester Stimme.
Wyatt strich sich über seine grauen Haarstoppel. „Aber Molly. Bitte nichts überstürzen. Sie sollten sich Ihren hübschen kleinen Kopf nicht wegen ein paar lausiger …“
„Ich behalte die Kätzchen.“
Molly wandte den Kopf überrascht zu Raleigh.
Der nickte ihr zu. „Sie bleiben in meiner Hütte. Sie kriegen nicht ein Härchen von ihnen zu sehen, Wyatt.“
Doch der Rancher war nicht in der Stimmung für Kompromisse. „Schaffen Sie sie fort, wie angeordnet. Die Triple Eight braucht nicht noch drei Mäuler, die gestopft werden wollen.“
„Nur wenn ich sie in gute Hände abgeben kann“, flehte Molly. „Bitte, Mr. Wyatt. Es bedeutet mir so viel.“
Einen unendlich erscheinenden Moment lang musterte Wyatt sie aus zusammengekniffenen Augen, wobei er den Blick unverschämt über ihren ganzen Körper wandern ließ. Seine Miene entspannte sich. „Na gut. Solange sie strikt der Lodge fernbleiben. Ich will die Biester nie wieder zu Gesicht bekommen.“
„Danke, Sir. Und es tut mir leid, dass … Sie wissen schon.“ Alle drei beäugten betreten die nasse Stelle auf dem Fußboden.
Da Wyatt es offensichtlich eilig hatte, sie aus dem Büro herauszubekommen, beseitigte sie das Malheur lediglich mit ein paar Papiertüchern. Zumindest hatte der Zwischenfall ihn von dem Tête-à-Tête seiner beiden Angestellten abgelenkt. Dafür war Molly dem Schicksal zutiefst dankbar.
Der Form halber bedachte er sie und Raleigh mit einem Schwall
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